Das theoretische Modell.


Das theoretische Modell. 

Das theoretische Modell ist dazu da, in einer Sache ihren Sinn freizulegen. Wenn man sieht, wie sie funktioniert und welche Resultate sie erbringt, wenn man Kontingenz ausscheidet und sie auf sich selbst reduziert, so mag man darin einen Zweck erkennen, der sich mit den Zwecken vergleichen lässt, die man selber verfolgt: Danach wird man die Sache bewerten.

Wenn dies nicht die Absicht ist, wenn man nicht bewerten und verwerten will, und sei es zu Erkenntniszwek- ken, kann man kein Modell entwerfen.

Merke: Ohne eine solche Absicht lässt sich eine Sache gar nicht als 'sie selbst' bestimmen; nicht unterscheiden, was dazu gehört und was kontingent ist.


26. 10. 16



Theorie und Praxis. 

Ein Schema ist ein Funktionsmodell. 
Wozu etwas funtionieren soll, ist, worauf es ankommt. 

Ob oder ob nicht ist ein technisches Detail.

11. 12. 16


Praktisch ist, was durch Freiheit möglich ist. Wozu etwas taugen soll, ist eine Zweckbestimmung. Sie war durch Freiheit möglich. Das Schema geht davon aus. Der Zweck liegt ihm zu Grunde. Das Schema ist ein praktisches Ding.

Was technisch erforderlich ist, um den Zweck im widerständigen Material durchzusetzen, ist notwendig und nicht durch Freiheit möglich; das mag man theoretisch nennen.


14. 6. 18 




Das Schema ist ein praktisches Ding. 

Im Schema wird von allem abgesehen, was nicht zum Wesen der Sache gehört. 
Was ist das Wesen der Sache? 
Dasjenige an ihr, worauf ich es jeweils abgesehen habe. 

Im Schema fallen Abstraktion und Reflexion zusammen. 
Denn merke: Das Schema ist ein praktisches Ding (und so ist das Wesen der Sache).

10. 12. 16


Nachtrag,

Das muss man sich klarmachen: Eine Schere zum Beispiel ist, für sich betrachtet, auch nur ein Schema; das Schema einer Handlung: des Schneidens. Zu einer wirklichen Schere wird sie erst, wenn einer mit ihr schneidet. Wenn er sie aber als Briefbeschwerer verwendet, ist sie ein Briefbeschwerer.


31. 1. 17


Kanon nach Polyklet

Schema und Hermeneutik. 

Die Wissenschaftslehre ist das Schema – modern: theoretische Modell – eines tatsächlichen Denkens, sofern es als vernünftig gelten soll. Aber das ist erst die halbe Miete; bleibt immer übrig das hermeneutische Problem, ein tat- sächliches Denken so zu deuten, dass es dem Modell entspricht; oder eben nicht.

Mit andern Worten,  die Wissenschaftslehre ist nach ihrem Abschluss so kritisch wie an ihrem Anfang.

8. 1. 16


 

Der Begriff einer Sache ist ein Schema all dessen, wozu man sie brauchen zu können meint. 
So ist er entstanden, so hat er Bestand. Doch mal fasst er zu wenig und mal zuviel.

8. 12. 16.
 



Anschauung zweiten Grades.

Nur ein jenseits von Raum und Zeit gedachtes Tun ist als ein Schema darzustellen; und dies zum Zweck der Anschauung: In der Wirklichkeit lässt sich immer nur dieses oder jenes Tun anschauen; wenn ich aber Tun-überhaupt anschauen will, muss ich die Bestimmungen von Raum und Zeit fortlassen - alles, was eine Wirklichkeit als eine solche erst ausmacht. 


Schema ist ein Schlüsselbegriff der Wissenschaftslehre. Er bezeichnet das Paradox eines übersinnlichen Bildes und eigentlich den Übergang von der Anschauung zum Begriff.

13. 5. 19


 

aus Deep Learning ist Sammeln; Deep Thinking ist Vorstellen.

Rodin 

Verstehen alias vorstellen heißt, eine Anzahl Daten zu einem Modell ordnen. Den Platz, den das Datum im Modell einnimmt, bezeichnet seine Bedeutung - unter der unausge-sprochenen Voraussetzung, dass das Modell eine Funktion darstellt: eine "Wirkung". Der Platz des Datums im Modell ist sein Anteil an der Wirkung. Das, was man im Modell wiedergibt, muss man zuvor identifiziert haben; in einem Begriff begriffen. 

Dass der gesunde Menschenverstand dazu neigt, sich die erfahrbaren Wirkungen als Lei-stungen eines verborgenen Subjekts vorzustellen, liegt daran, dass im Vorstellen selbst immer... ein Subjekt tätig ist. Denn es ist nicht so, dass die Forscher auf gut Glück Daten sammeln und solange zusammenpuzzeln, bis sich irgend ein Bild ergibt. Sondern die Wissenschaft macht sich aus den Phänomenen, die sie beobachtet, ein Bild und sucht in den Phänomenen nach den Daten, aus denen die dieses Bild zusammensetzen können. Solange die Datenmenge nicht reicht, um das Bild auszufüllen, bleibt es Hypothese. Ergeben sich genügend (?!) Daten, die ins Bild nicht passen, wird es wohl falsch gesesen sein.

10. 10. 20


Kein Modell ohne Energie?

André Kértesz                                                                               zu Philosophierungen

Das Modell setzt, ob es dem Modellbauer bewusst ist oder nicht, eine Energie
voraus, die es treibt. -

Das gilt offenbar für dynamische Modelle, die eine Wirkung beschreiben. Gilt es auch für statische, die nur Gegebenes nachbilden? 

Das paradigmatische Grundmuster des statischen Modells ist der architektonische Entwurf. Ein Modell des Eiffelturms hat ein Oben und ein Unten. Oben ist die Last, unten der Grund, auf dem sie ruht. Wo ist die Energie?  

Sie ist das Verhältnis zwischen den beiden; auch bekannt als Gravitation. Die setzt der Ar-chitekt voraus, und er wäre ein schlechter Baumeister, wenn er sich dessen nicht bewusst wäre. Der moderne Architekt ist kein Baumeister mehr. Damit sein Gebäude stehen bleibt, braucht er einen Statiker und einen, der den Boden sondiert. Spätestens die sind sich der Schwerkraft bewusst. Doch der Zeichner des Entwurfs lässt sie einfach weg.

Der Modellbauer kennt die Teile. Die Artkulation übersieht er.

Mein philosophisches Schlachtross ist die Einsicht, dass die Transzendentalphilosophie alias Vernunftkritik keine Theory Of Mind ist, sondern ein Modell der Vernunft. Die 'Teile', die sie aufweist, erscheinen 'nach einander' nur wegen der Erfordernisse der diskursiven Dar-stellung. Der Sache nach sind sie immer nur Momente in dem einen Progress, in dem das amorphe, unbestimmte X sich-selbst als ein Ich bestimmt, indem es sich ein/em NichtIch entge-gensetzt. Allein die aus einander hervorgehenden Bestimmungen kommen als 'Teile' in der Darstellung vor, weil die 'Energie' als das sich-selbst Bestimmende dem Prozess vor-aus gesetzt bleibt; aber nie übersehen wird!

12. 10. 20



Léon Bonnat, Jacob ringt mit dem Engel

Wie ich und die Welt einander geschaffen haben. 

Eines ist in der Geschichte ganz bestimmt nicht vorgekommen: dass ein bloßes geistiges "Vermögen", ohne einen körperlichen Träger und ohne irgendwelche physiologische Vorerfahrung rein und unbescholten in die Welt getreten wäre und sich spontan zur Selbst-Bestimmung entschlossen hätte. Und doch lässt sich der Sinn unserer Gattungsgeschichte nicht anders als im Bild dieses Akts darstellen. Dieses Bild hat selber keinerlei po- sitiven Erkenntniswert, man kann daraus nichts schlussfolgern, es lässt sich in keinen wie immer gearteten Denkvorgang als Operator einbringen. Sein Wert ist ausschließlich "regulativ" und kritisch: Es soll uns vor dog- matisch spekulativen Abwegen in Acht nehmen. Gerade das ist es aber, was der Pädagoge braucht, damit er nicht etwa auf die Idee kommt, dass nur durch ihn der Mensch zum Menschen wird. 

Wenn dann das uns überlieferte Bedeutungsgeflecht 'Welt' in der Geschichte einmal zu Stande gekommen ist, dann kommt es so jeden Tag neu zustande – wenn nämlich ein Neuer "zur Welt kommt". Und meine Welt ist dann keineswegs nur die individuelle Empfängnis von 'unserer' Welt, sondern mein eignes Bauwerk, in das ge- gebenes Material ebenso eingegangen ist wie mein eigner 'Plan'; und wenn der Plan auch an fremden Vorbildern orientiert sein mag, so habe ich mich doch für ihn entscheiden müssen. ... 
 

aus e. Notizbuch, in 2004? 

Die ganze Wissenschaftslehre ist ein Bild, ein Schema, ein Modell der Vernunft; der Bauplan, der jedem vernünftigen Akt zugrunde liegt - wie die DNA einem lebendigen Organismus, und in jeder seiner Zellen gegenwärtig ist. So wie der lebendige Organismus sich in Raum und Zeit erst entwickeln muss, muss das Schema der Vernunft in Raum und Zeit durch Handeln ursächlich werden. Anders als die DNA ist 'es selber' nicht schon in Raum und Zeit, es wurde dem tatsächlichen Handeln vernünftiger Wesen erst retrospektiv als dessen Bestimmung zugedacht. 

Nämlich so: Dass das Wesen der Vernunft nur Freiheit sein kann, war die Prämisse der Tanszendentalphiloso- phie. Dann kann an ihrem Grunde kein - und sei es ein logischer - Sachverhalt stehen, der experimentell aus der Erfahrung herauszuschälen wäre. Es kann kein Gesetz stehen, denn aus dem folgt Zwang und Notwendigkeit. Was aus ihm folgt, mag diese oder jene Art von Bewusstheit sein - aber nicht Selbst-Bewusstheit. Was aus ihm folgt, mag göttliche Offenbarung sein - aber nicht Vernunft.

Ja ja, es ist ein Zirkel. Vernunft postuliert Freiheit. Freiheit setzt Vernunft. Die eine ist nur verständlich durch die andere. Von einem dritten Gesichtspunkt aus kommt man in keine von beiden hinein.

13. 11. 18




Das Übersinnliche ist Schema des Handelns. 

Das Schema fürs Übersinnliche ist das Handeln. 
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 113 



Nota. -  Im Übersinnlichen sind keine Dinge abgebildet, sondern das, was man mit ihnen tun kann. Die Begriffe der Dinge bezeichnen ihre möglichen Zwecke.
JE





businessgreen

Das Schema; oder Der reine Verstandesbegriff. 

Das Schema ist an sich selbst jederzeit nur ein Produkt der Einbildungskraft; aber indem die Synthesis der letzteren keine einzelne Anschauung, sondern die Einheit in der Bestimmung der Sinnlichkeit allein zur Absicht hat, so ist das Schema doch vom Bilde zu unterscheiden. So, wenn ich fünf Punkte hinter einander setze....., ist dieses ein Bild von der Zahl fünf. Dagegen, wenn ich eine Zahl überhaupt nur denke, die nun fünf oder hundert sein kann, so ist dieses Denken mehr die Vorstellung einer Methode, einem gewissen Begriffe gemäß eine Menge (z. E. Tausend) in einem Bilde vorzustellen, als dieses Bild selbst, welches ich im letztern Falle schwerlich würde übersehen und mit dem Begriff vergleichen können. Diese Vorstellung nun von einem allgemeinen Verfahren der Einbildungskraft, einem Begriff sein Bild zu verschaffen, nenne ich das Schema zu diesem Begriffe. ..../...

Dieser Schematismus unseres Verstandes, in Ansehung der Erscheinungen und ihrer bloßen Form, ist eine verborgene Kunst in den Tiefen der menschlichen Seele, deren wahre Handgriffe wir der Natur schwerlich jemals abraten, und sie unverdeckt vor Augen legen werden. So viel können wir nur sagen: das Bild ist ein Produkt des empirischen Vermögens der produktiven Einbildungskraft, das Schema sinnlicher Begriffe (als der Figuren im Raume) ein Produkt und gleichsam ein Monogramm der reinen Einbildungskraft a priori, wodurch und wornach die Bilder allererst möglich werden, die aber mit dem Begriffe nur immer vermittelst des Schema, welches sie bezeichnen, verknüpft werden müssen, und an sich demselben nicht völlig kongruieren. 


Dagegen ist das Schema eines reinen Verstandesbegriffs etwas, was in gar kein Bild gebracht werden kann, sondern ist nur die reine Synthesis, gemäß einer Regel der Einheit nach Begriffen überhaupt, die die Kategorie ausdrückt, und ist ein transzendentales Produkt der Einbildungskraft, welches die Bestimmung des inneren Sinnes überhaupt, nach Bedingungen ihrer Form (der Zeit), in Ansehung aller Vorstellungen, betrifft, so fern diese der Einheit der Apperzeption gemäß a priori in einem Begriff zusammenhängen sollten. 
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I. Kant, Kritik der reinen Vernunft, B 107f.




Vorstellen und begreifen. 
 
ruhrnachrichten                                                   aus Philosophierungen
 

Die ganze Wissenschaftslehre steht unter dem doppelten Vorzeichen, dass erstens Begriffe ohne Anschauung leer und zweitens Anschauungen ohne Begriffe blind sind.

Fichte will nun nicht aus (von wem?) vorgegebenen Begriffen ein System konstruieren, sondern uns veranlassen, in der Vorstellung fortschreitend vom Bestimmbaren zum Bestimmten überzugehen: Das Bestimmte ist ein Be- griff, nur was bestimmt wurde, kann begriffen werden; doch ohne Anschauung - das Bestimmbare - ist nichts da, was zu bestimmen wäre.

Die ganze Wissenschaftslehre ist ein ewiges (sic) Hin und Her zwischen beiden Polen. Es soll aus einer Vorstel- lung die daraus folgende entwickelt werden, doch dazu muss sie erst bestimmt und begriffen werden; nun wird die zum Begriff bestimmte Vostellung fortbestimmt: durch Entgegensetzen. Und so ins Unendliche fort. Und auf jeder Etappe bleibt ein toter Begriff zurück als das Bild von der lebendigen Vorstellung, die in ihm gefasst wurde.

30. 4. 17

Die Wissenschaftslehre muss, wie jede Rede, diskursiv verfahren, weil wir Menschen nun eben in der Zeit leben. Das macht ihre Darstellung unvermeidlich schief. Sie will zeigen, dass, um zu dieser Vorstellung zu kommen, ich mir jene Vorstellung zuvor schon gemacht haben muss. Was als eine logische Dependenz gemeint ist, wird erzählt wie eine zeitliche Folge. 

Die Wissenschaftslehre ist jedoch ein Modell, ein Schema, in dem alles zugleich geschieht. Ganz irreführend, je- doch kaum vermeidbar ist die Vorstellung von einer wirklichen, lebendigen Intelligenz, die sich erst dieses, dann jenes vorstellt. Dann sähe es so aus, als ob beim Fortschreiten des Vorstellens und Bestimmens etappenweise im- mer mal wieder Begriffe abfallen, in denen einzelne Vorstellungsakte isoliert und eingefroren wurden, die aber... im Fortgang des vorstellenden Bestimmung zu gar nichts weiter gebraucht wurden.

Tatsächlich ist aber das System der sich wechselseitig bestimenden Begriffe nichts anderes als das, was im Ver- kehr der Reihe vernünftiger Wesen zu einer intelligiblen Welt gebildet wird. Und dies allerdings - in der Zeit. In der Zeit bleiben vom tätigen Vorstellen nur die Gedächtnisspuren im Speicher. Von dort können sie aufgerufen werden als die mehr oder minder vollständigen und mehr oder minder anschaulichen Erinnerungen an die ein- mal lebendig vorgestellten Bilder. Kein Wunder, dass es in der Reihe vernünftiger Wesen immer wieder Streit über ihre Genauigkeit gibt.
 
Man kann dann in den Bücher nachschlagen, wie die Alten die Begriffe verwendet haben, oder bei Google, wie's heute üblich ist. Man kann sich in zuverlässiger Runde einstweilen auf diesen oder jenen Gebrauch einigen. Wo die Kritik allerdings radikal sein will, wird sie zu den Vorstellungen selbst zurückgehen müssen.
17. 6. 19

 

 

Wissenschaftslehre ist keine Entwicklungspsychologie. 
 
                                          aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Die Wissenschaftslehre soll nicht sein, wie Hegels Phänomenologie des Geistes, eine reale Entwicklungsgeschichte des Bewusstseins oder der Vernunft; sondern ein abstraktes Modell der Bedingungen ihrer Möglichkeit. Die müssen sämtlich im selben Momet da sei, wenn vernünftiges Bewusstsein werden soll.

Wie aber individuelles Bewusstsein in der Zeit wirklich entsteht, ist eine Frage an die empirische Forschung. Die Wissenschaft, die sich damit befasst, ist die Psychologie.


28. 9. 16

Die Bedingungen ihrer Möglichkeit: Das ist eine treffende Formulierung. Die Bedingung für die Realisierung ihrer Möglichkeit ist immer das mit freiem Willen begabte X, der Verständigung halber Ich genannt; aber so zu denken, als müsse es zu den als gegeben anzunehmenden Bedingungen als Meta-Bedingung aktiv hinzustoßen, um das Mögliche wirklich werden zu lassen.

Die Bedingungen der Möglichkeit sind das Schema, das durch wirkliche Tätigkeit belebt werden musste, damit Vernunft stattfand. 

So allerdings nur für die Reflexion, die von vollendeten Tatsachen ausgehen muss. Das System der Vernunft ist uns historisch gegeben. Wir müssen annehmen, dass es aus Tätigkeit geworden ist. Ziehen wir die Tätigkeit von der Vernunft ab, bleibt übrig ihr Schema


25. 5. 19

 

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