
Staalmeesters, die Vorsteher der Tuchmacherzunft, 1662 zu Geschmackssachen
Kommentar zu einem Bericht der Neuen Zürcher vom 20. 12. 2014 über eine Austellung in London.
Ich bin kein Rembrandt-Vergötzer, das wissen Sie.
Dass er mit seinen Porträts in fast unheimlicher Weise der Beste ist,
habe ich auch gesagt und muss es nicht zurücknehmen. Und wenn der rauhe
und zugleich intimisti-sche (weil nicht auf das Publikum schielende) Zug
des Spätwerks auch wirklich eine neue Note hineinbingt - ich mag auch
von dem andern, das ich auch noch schrieb, immer nichts zurücknehmen:
"Damit es nicht übersehen oder als bloßer Coup de chapeau abgetan wird, diesmal gleich am Anfang: Unter der Porträtisten (denen, von denen ich was kenne) ist Rembrandt uneingeholte Spitze. Kein Sujet ist so einzig und untypisch wie ein Menschengesicht - und zwar durch alle 'Rollen' hindurch. Das muss der Maler gesehen haben, bevor er den Pinsel führt. Das ist Kunst.
"Damit es nicht übersehen oder als bloßer Coup de chapeau abgetan wird, diesmal gleich am Anfang: Unter der Porträtisten (denen, von denen ich was kenne) ist Rembrandt uneingeholte Spitze. Kein Sujet ist so einzig und untypisch wie ein Menschengesicht - und zwar durch alle 'Rollen' hindurch. Das muss der Maler gesehen haben, bevor er den Pinsel führt. Das ist Kunst.
Berühmt
ist Rembrandt aber als Hell-Dunkel-Maler, und das habe ich nie
verstanden, und seit er immer wieder mit Caravaggio verglichen wird,
schon gar nicht. Bei Caravaggio waren Licht und Schatten zu allererst
ein Mit-tel zur naturalistischen Wendung gegen den gezierten Manierismus
seiner Zeit. Seine Gegenstände - Menschen wie Dinge - waren nicht nur
volkstümlich; sie gewannen durch Licht und Schatten Profil und
Plastizität, sie wurden wieder lebendig und echt. Und das Licht erlaubte
ihm, die von den Manieristen verschmähte Perspektive triumphal
wiederherzustellen, und zwar nicht einfach durch Linien und Winkel,
sondern indem er die Räume durch Licht und Schatten aufbaute: Sie konnten jetzt tief werden.
Er hat die abendländische Malerei revolutio-niert wie keine andere
Einzelperson; für ein halbes Jahrhundert gab es nur noch Caravaggisten.
Nichts davon bei Rembrandt. Bei ihm dienen Hell-Dunkel gerademal dem Bildaufbau.* Tiefe des Raumes? Ach, alles flach. Auch und gerade die Menschen sind flach! Was bei den Porträts nicht stört und nichteinmal auffällt, nimmt seinen szenischen Darstellungen alles Leben und - ja, das Wort muss gesagt werden - allen Ausdruck. Während die zeitgenössischen holländischen Landschaftsmaler die Linearperspektive durch Luft- und Farbperspektive ersetzten, um die Aufmerksamkeit von den Gegenständen abzuziehen und auf die ästhe-tische Gesamterscheinung zu lenken, verbannt Rembrandt die Perspektive gerade dort, wo sie immer hinge-hören wird - aus der Darstellung des wirklichen Lebens.
Ja ja, das ist sehr schematisch gesagt und man könnte es auch feinsinniger formulieren, aber dann würde es im allgemeinen Lobgesang untergehen."
Nichts davon bei Rembrandt. Bei ihm dienen Hell-Dunkel gerademal dem Bildaufbau.* Tiefe des Raumes? Ach, alles flach. Auch und gerade die Menschen sind flach! Was bei den Porträts nicht stört und nichteinmal auffällt, nimmt seinen szenischen Darstellungen alles Leben und - ja, das Wort muss gesagt werden - allen Ausdruck. Während die zeitgenössischen holländischen Landschaftsmaler die Linearperspektive durch Luft- und Farbperspektive ersetzten, um die Aufmerksamkeit von den Gegenständen abzuziehen und auf die ästhe-tische Gesamterscheinung zu lenken, verbannt Rembrandt die Perspektive gerade dort, wo sie immer hinge-hören wird - aus der Darstellung des wirklichen Lebens.
Ja ja, das ist sehr schematisch gesagt und man könnte es auch feinsinniger formulieren, aber dann würde es im allgemeinen Lobgesang untergehen."
*) Und als optischer Effekt.
20. 12. 14
Selbstporträt mit Kreisen, 1665-69Junges Mädchen am Fenster, 1645
Frau badet im Bach, 16
Titus am Schreibtisch
Frau mit Straußenfeder
Die Verschwörung der Bataver unter Claudius Civilis .

Rembrandt – The Late Works. National Gallery, London. Bis 18. Januar 2015. Anschliessend im Rijksmuseum Amsterdam. Katalog £ 19.95.
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