
❲Das 3te Moment, das zu entwickeln ist in der Formung des Begriffs des
Capitals, ist die ursprüngliche Accumulation der Arbeit gegenüber, also auch
die gegenstandslose Arbeit der Accumulation gegenüber. Das erste Moment
ging aus vom Werth, als aus der Circulation herkommend und sie voraussetzend. Es war der einfache Begriff des Capi-tals; das Geld, wie es
unmittelbar zum Capital fortbestimmt wird; das zweite Moment ging vom
Capital als Voraus-setzung der Production und Resultat derselben aus; das
dritte Moment sezt das Capital als bestimmte Einheit der Cir-culation und
Production.
Es ist zu unterscheiden zwischen der Accumulation der Capitalien; diese sezt voraus Capitalien; das Verhältniß des Capitals als daseiend und unterstellt also auch seine Beziehungen zur Arbeit, Preissen (capital fixe und cir-culant), Zins und Profit. Aber das Capital, um zu werden, sezt eine gewisse Accumulation voraus; die schon im selbstständigen / Gegensatz der vergegenständlichten Arbeit gegen die lebendige liegt; im selbstständigen Be-stehn dieses Gegensatzes. Diese Accumulation, die zum Werden des Capitals nöthig, die also schon als Voraus-setzung – als ein Moment – in seinen Begriff aufgenommen ist, ist zu unterscheiden wesentlich von der Accu-mulation des als Capital gewordnen Capitals, wo schon Capitalien vorhanden sein müssen.❳
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K. Marx, Grundrisse, MEGA II/1.1 S. 236f. [MEW 42, S. 239]
Nota. - Er schreibt keine Abhandlung über das Wirtschaften, wie es zu seiner Zeit nunmal vonstatten geht; er arbeitet an der Kritik einer vorliegenden Wissenschaft, der Politischen Ökonomie. Er erzählt weder, wie produziert, noch wie verkauft wird. Er analysiert vielmehr den Kernbegriff besagter Wissenschaft: "das Kapital". Einen Begriff in einem theoretischen System - und keine empirisch zu erforschende Wirklichkeit.
Mit dem Begriff gibt es aber Probleme, Probleme logischer Art: Will man ihn definieren, wie Marx es in den Grundrissen hunderte Seiten lang versucht hat (aus dem Begriff des Geldes), kommt man irgendwann an den Punkt, wo man ihn schon als gegeben voraussetzen muss: Kapital entsteht aus Akkumulation, aber Akkumulation ist Vermehrung von Kapital. Es ist ein Zirkel, und anders kann es nicht sein, wenn man sich mit Logik begnügt. Den Knoten auflösen kann man nur, wenn man in die reale Geschichte zurückgeht und zusieht, wie das Kapital sich "ursprünglich" akkumuliert hat.
Wäre es also einfacher gegangen, wenn er auf die hegelianischen Flohknackereien verzichtet und sich gleich der historischen Nacherzählung zugewandt hätte?
Das wäre eine gewaltige Masse und Fakten gewesen, die er hätte zusammentragen müssen! Doch wie hätte er wissen können, auf welche Daten es überhaupt ankommen wird, wenn er zum Schluss auf die bürgerlichen Wirtschaftsweise kommen will? Ankommen würde nicht erst beim Nacherzählen, sondern schon beim Erheben...
Denn er hätte zum Schluss ja doch zum Kapital gelangen müssen - 'Wert, der sich selbst vermehrt'; der den Reichtum der einen vermehrt, indem er die Armut der andern schafft! Ohne Begriffe geht es gar nicht, wenn man nicht blind im Material wühlen will, ohne je etwas in den Griff zu bekommen.
Und wenn man selbst mit einem falschen Begriff zu suchen anfängt, an dessen Unzulänglichkeiten sich die Tatsachen erweisen können und zum Material einer Neubestimmung bilden!
Das ist das Verfahren der Kritik.
JE
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