aus spektrum.de, 30.11.2020 zuJochen Ebmeiers Realien
Ist das Universum ein Schwarzes Loch?
Man
kann es nachrechnen: Die Masse des Universums in seinem Hubble-Radius
ist so groß wie die Masse eines Schwarzen Lochs im gleichen Radius. So
liegt die Vermutung nahe, das Universum als das Innere eines Schwarzen
Lochs anzunehmen.
von Matthias Bartelmann
Meine
Frage: Leben wir in einem Schwarzen Loch? Das klingt zunächst skurril,
aber folgende Grobabschätzung lässt es nicht unmöglich erscheinen: Das
überschaubare Weltall hat in der Größenordnung 100 Milliarden Galaxien
mit im Durchschnitt 100 Milliarden Sternen (Sonnenmassen). Da der
Durchmesser eines Schwarzen Lochs (SL) proportional zu seiner Masse ist,
wäre der Durchmesser eines entsprechenden SL zirka 1023 Kilometer
oder zehn Milliarden Lichtjahre (mit Dunkler Materie und Energie
eventuell noch mehr). Das ist aber in etwa die Größe des bekannten
Universums! Also: Leben wir in einem Schwarzen Loch? (Herbert Haupt)
In dem Buch »Moderne Physik« von Gehrke und Koberle steht auf S. 27 die Gleichung für die zeitliche Entwicklung des Skalenfaktors (»Weltradius«). Nimmt man ein flaches Universum an und setzt man die dafür notwendige Dichte in die Gleichung ein, dann kommt man leicht auf die Tatsache, dass die Expansionsgeschwindigkeit des Universums gleich der Fluchtgeschwindigkeit aus dem expandierenden Universum ist. Hat das eine sinnvolle physikalische Bedeutung (Günter Neffe)
Über die Jahre hinweg ist mehr als einem
halben Dutzend nachdenklicher Leser aufgefallen, dass die Masse eines
(räumlich) flachen Universums, die sich innerhalb seines Hubble-Radius
befindet, gleich der Masse eines Schwarzen Lochs mit diesem Radius als
Schwarzschild-Radius ist. Der Hubble-Radius ist die Entfernung D, bei der die Expansionsgeschwindigkeit ν gemäß der berühmten Formel ν = H0D formal die Lichtgeschwindigkeit erreicht, wobei H0
die heute gemessene Hubble-Konstante ist. Wenn man den Hubble-Radius
als den Radius des Universums ansieht, dann legt diese Gleichheit die
Vermutung nahe, dass das Universum als ein Schwarzes Loch angesehen
werden könnte.
Zunächst die kurze Rechnung, die zu dem genannten Befund führt. Die Massendichte ϱcr eines räumlich flachen Universums ergibt sich gemäß der allgemeinen Relativitätstheorie aus der Hubble-Konstante H0 und der newtonschen Gravitationskonstante G zu
□ Ein Schwarzes Loch hat ein Zentrum und ist in einen Horizont eingeschlossen, der dadurch definiert ist, dass ihn kein Licht nach außen durchdringen kann. Dies trifft auf den Hubble-Radius nicht zu, weil Licht ihn problemlos in beiden Richtungen überqueren kann.

□ Es hängt vom Beobachter eines Schwarzen Lochs ab, wo dessen Horizont liegt. Nur für einen statischen Beobachter in unendlicher Entfernung fällt der Radius des Horizonts mit dem Schwarzschild-Radius zusammen. Ein Beobachter, der sich dem Schwarzen Loch nähert, hat den Horizont immer zwischen sich und dem Schwarzen Loch, selbst wenn er den Schwarzschild-Radius schon nach innen überquert hat.
□ Entscheidend für die Entstehung eines Schwarzen Lochs ist, dass die vorhandene Masse auf engen Raum komprimiert wird. Im Universum ist die vorhandene Masse dagegen höchst gleichmäßig verteilt, ohne dass wir eine Grenze oder ein Zentrum erkennen könnten.
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