Samstag, 25. April 2020

Absolute Grenzen jenseits der Formbestimmung.

grillsportverein                                                              aus Marxiana 
 

Der wirkliche Werth seiner Arbeitskraft weicht von diesem physischen Minimum ab; er ist verschieden je nach dem Klima und dem Stand der gesellschaftlichen Entwicklung; er hängt ab nicht nur von den physischen, son-dern auch von den historisch entwickelten gesellschaftlichen Bedürfnissen, die zur zweiten Natur werden. Aber in jedem Land zu einer gegebnen Periode ist dieser regulirende durchschnittliche Arbeitslohn eine gegebne Größe. 

Der Werth der sämmtlichen übrigen Revenuen hat so eine Grenze. Er ist stets gleich dem Werth, worin sich der Gesammtarbeitstag (der hier mit dem Durchschnittsarbeitstag zusammenfällt, da er die vom gesellschaftlichen Gesammtkapital in Bewegung gesetzte Gesammtarbeitsmasse umfaßt) verkörpert, minus dem Theil desselben, der sich in Arbeitslohn verkörpert. Seine Grenze ist also gegeben durch die Grenze des Werths, in welchem sich die unbezahlte Arbeit ausdrückt, d. h. durch das Quantum dieser unbezahlten Arbeit. 

Wenn der Theil des Arbeitstags, den der Arbeiter zur Reproduktion des Werths seines Lohns braucht, in dem physischen Minimum seines Lohns seine letzte Schranke hat, so hat der andre Theil des Arbeitstags, worin sich seine Mehrarbeit darstellt, also auch der Werththeil, der den Mehrwerth ausdrückt, seine Schranke an dem phy-sischen Maximum des Arbeitstags, d. h. an dem Gesammtquantum täglicher Arbeitszeit, das der Arbeiter bei Erhaltung und Reproduktion seiner Arbeitskraft überhaupt geben kann. ...

Die Höhe der Profitrate aber ist ebenfalls eine in gewissen, durch den Werth der Waaren bestimmten Grenzen eingeschloßne Größe. Sie ist das Verhältniß des Gesammtmehrwerths zu dem, der Produktion vorgeschoßnen gesellschaftlichen Gesammtkapital. 

____________________________________________________
K. Marx, Das Kapital III, MEGA II.15 S. 832f. [MEW 25, S. 866f.]


Nota I. - Nur als Begriffe verhalten sich Stoff und Form "dialektisch". In der Wirklichkeit ist der Stoff immer gege-ben, und die formgebende menschliche Tätigkeit kommt erst hinzu. Es ist ein Gerücht, dass es in der Kritik der Politischen Ökonomie wesentlich um 'die Formseite' ginge. So ist es vielmehr in der Politischen Ökonomie selbst, die dem Begriffsfetischismus huldigt und huldigen muss. Die Kritik zerstreut im Gegenteil den dinglichen Schein der 'Form', hinter dem es die menschliche Tätigkeit sichtbar macht, und legt dadurch das stoffliche Substrat als den realen Gegenstand frei.
20. 1. 16 


Nota II. - Die Nutzanwendung: Absolute Größen gehören zur Stoff, und damit zur Gebrauchswertseite der Waren. In die Formbestimmung gehen sie nicht ein. - Na ja. Die Formbestimmung hat selber ihre Grenzen, und das sind die Größenverhältnisse. Der Markt muss historisch-faktisch einen gewissen Umfang angenommen haben, ehe es sinnvoll ist, in ihm nach Gesetzen zu suchen - und welche zu finden! Aber auch der Profit muss in einem 'wahrnehmbaren', nämlich nach in alltäglicher Wahrnehmung in einem messbaren Verhältnis zum einge-setzten Gesamtkapital stehen, damit von 'Wertgesetz' und 'Ausbeutung' die Rede sein kann. Sinnvolle Rede, wohlverstanden! In der begrifflichen Abstraktion darf man infinitesimale Größen als ebenso 'bestimmend' be-trachten wie gewaltige Massen. Aber in der gesellschaftlichen Wirklichkeit muss eine Geldstück schon ein ge-wisses Gewicht haben, damit ein alter Mann sich nach ihm bückt (einem Schuljungen würde wohl eine Scheide-münze reichen).

So viel zu einem möglichen "natürlichen" Ende des Wertgesetzes.
JE

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen