Donnerstag, 2. Juni 2022

Das Ich setzt sich sich-selbst voraus.

Günter Havlena  / pixelio.de                                                                                      zu Philosophierungen   

Das Ich ist (log.) der Ort des Geltens; nur für ein Ich "gilt" etwas: nämlich für ein solches Lebendiges, das ja sagen kann, seit es nein sagen kann; das also urteilen kann, ob etwas sein 'soll' oder nicht. Um dies zu tun, muss es 'die Geltung' als solche sich selbst als "gegeben" voraussetzen: als den (Urteils-) Grund, auf den es sich 'bezieht' (beruft, rechtfertigt...). Ich ist der Ort des Geltens, "an dem" das Gelten "stattfindet". Die Geltung kommt ergo "von außen"
7. 6. 92

Es ist immer ein empirisches Individuum, das handelnd urteilt. Die kritische Philosophie belehrt es darüber, dass nicht nur seine Urteile, sondern schon seine Urteilsgründe 'letzten Endes' selbst-gemacht sind. Die elementare Erfahrung des modernen Menschen ist jedoch die Ungewissheit seiner-selbst. Ungewissheit, Kontingenz nicht erst seiner Urteile, sondern allein schon seines Merkens. Wenn seine Urteile ihm gestatten sollen, sein Leben in einer offenen, unbegrenzten Welt zu führen, dann will (und muss) es seiner Gründe gewiss sein. Wenn es auf seine Urteile vertrauen will, dann muss sich das empirische Selbst sich-selbst als ein Ich voraussetzen. Das Ich 'setzt' sich nicht nur; es 'setzt sich' sich-selbst 'voraus'. (vgl. WL 1805, S. 86ff.)
aus 2004

Merke: Transzendentalphilosophisch ist das der Ursprung des Absoluten Ich. Mentalitäts-geschichtlich ist das der Grund für die Vorstellung von einem Absoluten (Wahren, Unbe-dingten) überhaupt.
18. 10. 13 

Logisch und dem Begriff nach kann es ein absolutes Ich gar nicht geben. Ich kann es nur im Verhältnis zu einem sein, das nicht Ich ist. Doch wenn es in einem Verhältnis steht, ist es nicht absolut. 

Nun verfährt zwar in ihrer Darstellung auch die Tranzendentalphilosophie diskursiv (wie auch sonst?). Doch was sie hilfsweise im Diskurs darstellt, bedeutet in Wahrheit eine Gene-sis ex nihilo: hervorgebracht durch Vorstellen

Letzten Endes unterscheiden sich das diskursive und das genetische Verfahren nur in die-sem einen Punkt: dem sich-selbst-erzeugenden Anfang. Der logische Diskurs verknüpft ge-gebene Begriffe, die ihrer Bedeutung nach schon bestimmt sind. Der Punkt, von dem er ausgeht, muss selbst ein solcher vorgefundener Begriff sein. Aber 'bestimmt' von wem? Der Punkt, von dem die genetische Darstellung ausgeht, ist ein postuliertes erstes Vorstellen. Merke: Nicht dass es so sei wird gesagt, sondern dass man es nur verstehen kann, wenn man es sich so vorstellt.

 

 

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