M. Kessels zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik.
Aus der Anschauung entsteht das
Sein unsrer selbst und der Welt. Dieses Sein, auf welches die Reflexion
geht, ist das reine Wollen selbst, und hier insbesondere das reine
Wollen, in wiefern es angeschaut wird.
Hier ist aber offenbar die Rede von einer äußeren Anschauung; denn die Form der inneren Anschauung, die Zeit, ist nur Form des Intelligiblen. Die / Form der äußeren Anschauung ist der Raum, und das Objekt desselben [sic]
ist notwendig Materie im Raum; mithin würde dieses Sein Materie im
Raume, und mit der Reflexion auf den Willen wäre eine Anschauung des
materiellen Seins im Raume notwendig verknüpft.
Das reine Wollen ist vor allem empirischen [Wollen] da, und was wir anschauen, ist das reine Wollen selbst, unter der Form
der sinnlichen Anschauung erblickt. Ein Sein, das die ur-sprüngliche
Kraft unseres Wollens selbst ausdrückt, ist unser Leib, in wiefern er
Werkzeug ist.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982,S. 159f.
Nota. - In der sinnlichen Welt von Raum und Zeit gibt es selbstverstävdlich nur jeweils empirisches Wollen von diesem oder jenem. Die Wissenschaftslehre rekonstruiert jedoch aus dem von ihr freigelegten Ursprung das Ganze Reich der Vernunft, alias die intelligible Welt. In der intelligiblen Welt kann es allerdings ebenso selbstverständlich ein je bestimmtes reales Wollen nur geben, soweit 'Wollen an sich' bereits hergeleitet wurde: 'vorher'.
Zweitens ist hervorzuheben, dass hier die Zeit "Form des Intelligiblen" ist. Intelligibel ist Tätigkeit, nur sie; weil sie nämlich durch Wollen bestimmt ist, und nur das kann einer durch-schauen. Insofern ist auch nur Handeln anschaubar: nämlich ein Gefühl, das aus dem Wi-derstand kam, der ihm von einem Gegenstand entgegengesetzt wurde, wird bestimmbar durch ebendie Handlung, der der Widerstand galt. Diese ursprünglichste Form von Bestim-mung heißt bei Fichte Anschauung. Der Widerstand des Gegen stands, der als ein solcher unbe-stimmbar ist, resultiert aus seiner räumlichen Dimension: der Form des Sensiblen. 'An sich' ist die Gegenständlichkeit nur im unbewegten Raum; für mich wird sie durch meine Tätig-keit, die bewegt ist und in die Zeit fällt.
Hingewiesen sei auch auf den Leib, der hier sogleich als Werkzeug des Willens erscheint.
JE
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