Mittwoch, 29. Juni 2022

Die Macht der bloßen Ahnung.

Conrad Murray
aus spektrum.de, 29. 6. 2022                                                                                            zuJochen Ebmeiers Realien

Placeboeffekt stärker, wenn der Arzt weiß und männlich ist
Selbst wenn Patienten keine expliziten Vorurteile gegenüber Schwarzen oder weiblichen Medizinern haben – ihre körperliche Reaktion auf Behandlungen offenbart unbewusste Vorbehalte.


von Anton Benz

Auch, wenn die meisten Menschen vermutlich von sich behaupten würden, dass sie keine Vorurteile gegenüber bestimmten Gruppen hätten – der Placeboeffekt offenbart die bittere Wahrheit. So wirkt ein Scheinmedikament schwächer, wenn es von einer Frau oder von einer schwarzen Person verabreicht wird. Das zeigt eine in den USA durchgeführte Studie eines Teams um Lauren Howe von der ETH Zürich. Die Ergebnisse wurden in der Fach-zeitschrift »PNAS« veröffentlicht

Unter dem Vorwand eines Allergietests lösten angehende Ärzte oder Pflegekräfte unter-schiedlichen Geschlechts und Hautfarbe bei 187 weißen Versuchspersonen eine allergische Reaktion aus und behandelten diese anschließend augenscheinlich. Die verwendete Creme war jedoch völlig wirkungslos. Trug eine Frau die scheinbar helfende Salbe auf, so entwi-ckelte sich die allergische Reaktion stärker, als wenn ein männlicher Kollege dieselbe Be-handlung vornahm. Der Placeboeffekt war also abgeschwächt. Auch die Hautfarbe des medizinischen Personals spielte eine Rolle. Löste ein schwarzer Arzt die Allergie aus, so errötete eine größere Fläche auf der Haut als bei einem asiatisch aussehenden oder weißen Mediziner. Außerdem verschaffte die Placebo-Creme eine geringere Linderung.

»Wenn ein Arzt nicht wie jemand aussieht, der diese Rolle für den Großteil der Geschichte innehatte – wenn der Doktor also kein weißer Mann ist – könnte es sein, dass Patienten weniger stark auf die Behandlung reagieren«, sagt Howe.

Heißt das also, dass weiße Patienten Frauen und schwarze Menschen als weniger kompetent einschätzen? »Interessanterweise hatten die Patienten keine expliziten Vorurteile gegen Frauen oder schwarze Mediziner«, erklärt Howe. Im Gegenteil: Die Teilnehmer waren sehr bemüht, nicht voreingenommen zu sein, was sich auch in der Arzt-Patient-Beziehung widerspiegelte. 1400 Freiwillige bewerteten Videoclips der Interaktionen und kamen zu dem Schluss, dass die weißen Versuchspersonen höflicher und interessierter wirkten, wenn sie mit einer Ärztin oder einem schwarzen Mediziner zu tun hatten. »Die Ergebnisse veranschaulichen, wie tief Vorurteile sitzen«, sagt Howe.

Unter dem Vorwand eines Allergietests lösten angehende Ärzte oder Pflegekräfte unterschiedlichen Geschlechts und Hautfarbe bei 187 weißen Versuchspersonen eine allergische Reaktion aus und behandelten diese anschließend augenscheinlich. Die verwendete Creme war jedoch völlig wirkungslos. Trug eine Frau die scheinbar helfende Salbe auf, so entwickelte sich die allergische Reaktion stärker, als wenn ein männlicher Kollege dieselbe Behandlung vornahm. Der Placeboeffekt war also abgeschwächt. Auch die Hautfarbe des medizinischen Personals spielte eine Rolle. Löste ein schwarzer Arzt die Allergie aus, so errötete eine größere Fläche auf der Haut als bei einem asiatisch aussehenden oder weißen Mediziner. Außerdem verschaffte die Placebo-Creme eine geringere Linderung.

»Wenn ein Arzt nicht wie jemand aussieht, der diese Rolle für den Großteil der Geschichte innehatte – wenn der Doktor also kein weißer Mann ist – könnte es sein, dass Patienten weniger stark auf die Behandlung reagieren«, sagt Howe.

Heißt das also, dass weiße Patienten Frauen und schwarze Menschen als weniger kompetent einschätzen? »Interessanterweise hatten die Patienten keine expliziten Vorurteile gegen Frauen oder schwarze Mediziner«, erklärt Howe. Im Gegenteil: Die Teilnehmer waren sehr bemüht, nicht voreingenommen zu sein, was sich auch in der Arzt-Patient-Beziehung widerspiegelte. 1400 Freiwillige bewerteten Videoclips der Interaktionen und kamen zu dem Schluss, dass die weißen Versuchspersonen höflicher und interessierter wirkten, wenn sie mit einer Ärztin oder einem schwarzen Mediziner zu tun hatten. »Die Ergebnisse veranschaulichen, wie tief Vorurteile sitzen«, sagt Howe.

 

Nota. - Als der afroamerikanische Sänger und Tänzer Michael Jackson eine längere Aus-landstournee vorbereitete, wollte er einen Leibarzt mitnehmen. Er fragte bei Freunden an, ob er wohl einem farbigen Doktor vertrauen könne.

Das weitere ist bekannt.
JE

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