zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Einer Freiheit außer mir kann ich mir überhaupt gar nicht unmittelbar bewusst sein. Nicht einmal einer Freiheit /
in mir oder meiner eigenen Freiheit kann ich mir bewusst werden, denn
die Freiheit an sich ist der letzte Erklärungsgrund alles Bewusstseins
und kann daher gar nicht in das Gebiet des Bewusstseins gehören.
Aber - ich kann mir
bewusst werden, dass ich mir bei einer gewissen Bestimmung meines
empirischen Ich durch meinen Willen einer andern Ursache nicht bewusst
bin, als dieses Willens selbst, und dieses Nichtbewusstsein der
Ursache könnte man wohl auch ein Be-wusstsein der Freiheit nennen, wenn
man sich nur vorher gehörig erklärt hat, und wir wollen es hier so
nennen. In diesem Sinne kann man sich selbst einer eigenen Handlung durch Freiheit bewusst werden.
________________________________________________________________
J. G. Fichte, in Von den Pflichten der Gelehrten, Hamburg 1971 [Meiner], S. 14f.
Nota I. -
So sagt schon Spinoza: Die Illusion der Willensfreiheit beruhe nur
darauf, dass man die wahren Bestimmungsgründe seines eignen Willens
nicht kenne. - Also das Nicht-wissen von einem äußeren Bestimmungsgrund
meines Willens besagt philosophisch gar nichts über denselben. Zugleich ist es aber eine der mächtigsten Tatsachen des Bewusst-seins, von der ich kaum abstrahieren kann.
29. 8. 17
JE
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen