Donnerstag, 12. November 2020

Kann Turner neben Meer eigentlich auch Himmel?

J. M. W. Turner, Mündung der Seine bei Quilleboeuf, 1833                                                                                              zu Geschmackssachen 

Eben sehe ich zum erstenmal obiges Bild von Quilleboeuf, und da fällt mir auf: Dass Turner dem Meer in jeder Gestalt, von glatt und ruhig bis stürmisch aufgepeitscht, eine besondere Aufmerksamkeit angedeihen ließ, springt dem Betrachter ins Auge. Doch an die Himmel, die auf der Leinwand oft genug noch mehr Platz einnehmen, erinnert man sich weniger gut: Wie malt Turner eigentlich den Himmel?

Er war nicht mit der Abstraktion vom Gegenstand, sondern mit der Entgegenständlichung der Gegenstände so weit gegangen, dass man zwar im Vordergrund - es sind ja Seestücke - noch das Meer als Meer, aber schon nicht mehr oben den Himmel als Himmel bemerkt, sondern nur noch als unspezifische, mit Vorliebe gelbe Farbmasse.

Bei Turner spiegelt sich das Meer im Himmel statt umgekehrt. In der großen Menge übersieht man da leicht obiges Stück aus Quilleboeuf, das demgegenüber wirkt wie ein Holländer des Goldenen Zeitalters, und noch die Wolkenstudien seines Konkurrenten Constable in den Schatten stellt.  

 

 

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