Montag, 9. November 2020

Über den Sinn des Lebens philosophieren...

Nolde. Jesus und die Schriftgelehrten,1951

Aus einem online-Forum, im Februar 2010:                                                                                         aus Philosophierungen

Ich bin freilich der Meinung, dass die Philosophie mit der "Kritischen" alias Transzenden-talphilosophie (Kant bis Fichte) ihrem Umfang nach 'abgeschlossen' ist; nämlich nur als Kritik besteht an allen ('metaphysischen') Versuchen, aus reinen Denkbestimmungen Aus-sagen über das Wirkliche destillieren zu wollen. Mit dem 'Umfang' ist allerdings nicht ihr 'Stoff' erschöpft; denn die Versuchung, aus einem (postulierten) 'Sinn' auf ein (vorfindli-ches) 'Sein' zu schließen, tritt tagtäglich im Alltagsverständnis wie im Wissenschaftsbetrieb in Gestalt ihrer Umkehrung immer wieder an das Denken heran: nämlich aus einem (zuvor klamm-heimlich mit 'Sinn' aufgeladenen) Sein (zirkulär) auf dessen (und meinen) Sinn zu schließen.

Ihre Sache ist es, das Feld des Denkens zu bereinigen.

Das schließt offenkundig die Möglichkeit aus, 'Sinn' als ein Objektivum aufzufassen. Ich meine also das Gegenteil von dem, was Sie bei mir verstanden haben; nämlich "dass der Sinn des Lebens (oder 'der Welt' oder wie man das immer nennen will) aus keinerlei posi-tivem Befund heraus zu lesen ist, sondern als Problem, als Aufgabe, als Frage der praktische Lebensführung anheimgegeben ist." Sein Leben kann jeder nur selber führen. Und welchen Sinn sein Leben hatte, stellt sich am Ende als der rote Faden heraus, den er hindurchge-sponnen hat. Der eine spinnt ihn bewusster ("Lebensphilosophie"), der andere intuitiver: je von Entscheidung zu Entscheidung. Über die "Richtigkeit" ist damit nichts gesagt. Mit andern Worten - ob ihm die Lehren der Kritischen Philosophie bei seiner Lebensführung geholfen haben oder nicht, steht ganz in den Sternen und ist seinem eigenen Urteil unter- worfen. Dasselbe gilt für die diversen konkurrierenden Weisheitslehren, die er privatim für sich wählen mag oder auch nicht, und für die er niemandem (und das heißt: nicht öffent-lich) Rechenschaft zu geben hat.

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Ihre Erlebnisse mit dem Wissenschaftsbetrieb nenne ich deshalb privat, weil irgendein Anderer ganz andere Erlebnisse haben kann. Ich selber habe nie einen Posten im akademi-schen Betrieb bekleidet, weil ich nie einen erstrebt habe. Ich muss daher auch nicht verbit-tert sein. Dass ich meinen Bemühungen im Feld des Denkens eine größere Resonanz wün-sche, als sie tatsächlich haben, steht auf einem ganz anderen Blatt. Nämlich auf dem Blatt, wo eingetragen ist, dass diese Bemühungen nicht im Geist der Zeit liegen. Das könnte ich ja ändern, wenn ich wollte, aber ich will nicht.

Stattdessen bediene ich mich eines Mediums, das neu ist und dem die akademische Zunft-philosophie auf die Dauer nicht standhalten wird: des Internets.

 
Nachtrag. Das ist jetzt gut zehn Jahre alt. Damals habe ich es aufgegeben, mich in mehr oder minder philosophischen online-Foren herumzutreiben. Man lernt dort nicht wirklich was dazu - außer vielleicht, sich möglichst so auszudrücken, dass auch interessierte Leute ohne fachliche Vorkenntnisse verstehen können, wovon die Rede ist.
 
Wenn sie verstehen wollen; das war in diesen Foren nicht immer der Fall. Beide Gesichts-punkte haben mich bewogen, die Foren zu verlassen und mit meinen Blogs anzufangen.




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