Nolde. Jesus und die Schriftgelehrten,1951
Aus einem online-Forum, im
Februar 2010: aus Philosophierungen
Ich bin freilich der
Meinung, dass die Philosophie mit der "Kritischen" alias
Transzenden-talphilosophie (Kant bis Fichte) ihrem Umfang nach 'abgeschlossen'
ist; nämlich nur als Kritik besteht an allen ('metaphysischen') Versuchen, aus
reinen Denkbestimmungen Aus-sagen über das Wirkliche destillieren zu wollen. Mit
dem 'Umfang' ist allerdings nicht ihr 'Stoff' erschöpft; denn die Versuchung,
aus einem (postulierten) 'Sinn' auf ein (vorfindli-ches) 'Sein' zu schließen,
tritt tagtäglich im Alltagsverständnis wie im Wissenschaftsbetrieb in Gestalt
ihrer Umkehrung immer wieder an das Denken heran: nämlich aus einem (zuvor
klamm-heimlich mit 'Sinn' aufgeladenen) Sein (zirkulär) auf dessen (und meinen)
Sinn zu schließen.
Ihre Sache ist es, das Feld des Denkens zu bereinigen.
Das schließt offenkundig die Möglichkeit aus, 'Sinn' als ein Objektivum
aufzufassen. Ich meine also das Gegenteil von dem, was Sie bei mir verstanden
haben; nämlich "dass der Sinn des Lebens (oder 'der Welt' oder wie man das
immer nennen will) aus keinerlei posi-tivem Befund heraus zu lesen ist, sondern
als Problem, als Aufgabe, als Frage der praktische Lebensführung anheimgegeben
ist." Sein Leben kann jeder nur selber führen. Und welchen Sinn sein Leben
hatte, stellt sich am Ende als der rote Faden heraus, den er hindurchge-sponnen
hat. Der eine spinnt ihn bewusster ("Lebensphilosophie"), der andere
intuitiver: je von Entscheidung zu Entscheidung. Über die
"Richtigkeit" ist damit nichts gesagt. Mit andern Worten - ob ihm die
Lehren der Kritischen Philosophie bei seiner Lebensführung geholfen haben oder
nicht, steht ganz in den Sternen und ist seinem eigenen Urteil unter- worfen.
Dasselbe gilt für die diversen konkurrierenden Weisheitslehren, die er privatim
für sich wählen mag oder auch nicht, und für die er niemandem (und das heißt:
nicht öffent-lich) Rechenschaft zu geben hat.
*
Ihre Erlebnisse mit dem Wissenschaftsbetrieb nenne ich deshalb privat, weil
irgendein Anderer ganz andere Erlebnisse haben kann. Ich selber habe nie einen
Posten im akademi-schen Betrieb bekleidet, weil ich nie einen erstrebt habe. Ich
muss daher auch nicht verbit-tert sein. Dass ich meinen Bemühungen im Feld des
Denkens eine größere Resonanz wün-sche, als sie tatsächlich haben, steht auf
einem ganz anderen Blatt. Nämlich auf dem Blatt, wo eingetragen ist, dass diese
Bemühungen nicht im Geist der Zeit liegen. Das könnte ich ja ändern, wenn ich
wollte, aber ich will nicht.
Stattdessen bediene ich mich eines Mediums, das neu ist und dem die akademische
Zunft-philosophie auf die Dauer nicht standhalten wird: des Internets.
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