Joshua Reynolds
zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Man bestimmt
ursprünglich den Ort eines Dinges im Raume nach Gutdünken, oder wie man
sich ausdrückt: nach dem Augenmaße. Der Maßstab liegt unmittelbar im
Auge, ich fasse einen größern und kleinern Raum auf und messe den
ersteren durch den letzten, ich brechne, was für ein Quantum Sehens es bedürfte bis da oder dort hin.
Aber hat das Sehen Quantität? Es ist doch wohl etwas Absolutes, wenn es als äußeres Sche-ma der inneren Idealität
betrachtet wird! Aber beim Raumbestimmen ist auch nicht das blo-ße
Sehen, sondern das Anschauen einer Linie, die ich ziehen müsste, um an
den Ort zu kom-men.
Diese Linie beschreibe ich nun so: Ich schätze mein Streben, wieviel Kraft-/aufwand
ich anwenden müsste, wie oft ich mich aus meiner Stelle bewegen
müsste, um in dem Ort zu sein, in dem sich das Objekt befindet. (Der
Maßstab ist ohnstreitig der Schritt, vorausge-setzt, dass ich mich mit
jedem Schritt ganz von der Stelle bewege und in eine neue Stelle
eintrete.) Hier bekommen wir den ersten merklichen Punkt, wo die
notwendige Beziehung der Vorstellung auf unser praktisches Vermögen
dargestellt ist.
5. Das Bestimmende und
Bestimmte sind synthetisch vereinigt. Ich kann nichts in den Raum
setzen, ohne mich drein zu setzen, und ich kann mich nicht drein setzen,
ohne andre Dinge hinein zu setzen; indem ich mich nur setze, in wiefern ich Dinge setze.
_______________________________________________________________________J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 121f.
Nota I. - Das Sehen ist das Schema der Idealität: gr. idein = sehen. Ebenso ist Tätigkeit das Schema des Vorstellens - und jeder anderen Leistung des praktischen Vermögens. Dass dieses Praktische ganz hand- bzw. fußgreiflich zu verstehen ist, beweist das Beispiel des Schritts. Als Schema ist es freilich ein Absolutes, nämlich Noumenon.
19. 11. 16
Sehen ist bilden.
Nota III. - Ob ein angeschautes Bild (da) sein soll, darüber entscheidet nicht die Einbil-dungskraft selber, sondern das Urteilsvermögen; der Teil der Einbildungskraft, der sich 'gegen sich selbst' wendet.
Aug. 2015
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