Samstag, 2. April 2022

Ein Begriff vom Angeschauten.

brille 40                                         aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Eine ideale Tätigkeit, die dem Ich zugeschrieben wird, die mit dem Bewusstsein der Freiheit gesetzt wird, ist ein Begriff, sonach ist das, was wir bisher bloß als Anschauung charakteri-siert haben, ein Begriff, die Anschauung. 

Der Charakter des Begriffs von der Anschauung wäre der: dass in der Anschauung das Ich gesetzt werde als gebunden, im Begriff aber als frei. Daher die Anschauung an sich nichts oder, wie Kant sagt, blind ist, der Begriff aber leer an sich, wenn sich das Ich nicht be-schränkt findet in der Anschauung.
_________________________________________________________
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982,  S.  99f.

 

Nota I. - Was in realer Tätigkeit Gefühl ist, wird in der idealen Tätigkeit – Reflexion erster Stufe – Anschauung; in der erst 'erscheint' sich das Ich, und zwar als begrenzt oder 'gebun-den'. Die ideale Tätigkeit ist ungebunden und fährt fort: Reflexion zweiter Stufe. So wird die Anschauung Begriff und das Ich erscheint ungebunden.
5. 1. 15

 

Nota II. - Das Gefühlte wird gefühlt, mehr nicht. Unter Umständen braucht man es gar nicht zu beachten. Wenn man es aber beachtet, wird es ipso facto als 'dieses' oder ein an-deres bestimmt: Das ist Anschauung. Das, was sie anschaut, wird ihr zu einem Bild. Ab da beginnt das Begreifen. Mit andern Worten: Material der Begriffe sind Bilder.
 JE 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen