Hatten wir hier [Grundlage...] etwas
postuliert, so wäre es das Erkenntnis überhaupt des Über-gehens vom Ich zum
Vorgestellten. Dass diese Erkenntnis, dies Objektive bestimmt sein müsse, ist
in der Anschauung nachgewiesen. Aus dieser notwendigen Bestimmtheit ist
Be-stimmbarkeit und aus dieser das NichIch deduziert.
In diesem Stücke nun [WL nova methodo] ist der beobachtete Gang völlig umgekehrt. Es wird das ausgegangen vom Entgegensetzen des NichtIch, und es wird postuliert als absolut (§2). Aus diesem Entgegensetzen wird das Bestimmen abgeleitet (§3). Beide Wege sind richtig; denn die notwendige Bestimmtheit des Ich und das notwendige Sein des NichtIch stehen im Wechsel. Man kann von einem zum andern übergehen. Beide Wege sind möglich.
In diesem Stücke nun [WL nova methodo] ist der beobachtete Gang völlig umgekehrt. Es wird das ausgegangen vom Entgegensetzen des NichtIch, und es wird postuliert als absolut (§2). Aus diesem Entgegensetzen wird das Bestimmen abgeleitet (§3). Beide Wege sind richtig; denn die notwendige Bestimmtheit des Ich und das notwendige Sein des NichtIch stehen im Wechsel. Man kann von einem zum andern übergehen. Beide Wege sind möglich.
Aber gegenwärtiger hat die Vorzüge: Die Bestimmtheit des Ich ist
zugleich Verbindungs-mittel zwischen Ich und NichtIch. Was nach der
gegenwärtigen Darstellung Verhältnis zwischen Bestimmtheit und Bestimmbarkeit
genannt wurde, heißt im Buch Quantität,
zu-weilen auch Quantibilität. Dies hat
zu Missverständnissen Veranlassung gegeben. Quantität hat eigentlich nur das
Setzende. Aber davon ist hier noch gar nicht die Rede. Der 3. Para-graph würde jetzt
der 2. sein, und umgekehrt. Mit dem NichtIch ist abermal[s] ein anderer
Weg eingeschlagen worden, das NichIch ist nicht unmittelbar, sondern mittelbar
postuliert worden.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, S. 44
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, S. 44
Nota. - Die erste Darstellung der Wissenschaftslehre - Grundlage der gesamten Wissen-schaftslehre - war 1793/94 entstanden als Begleittext zu Fichtes Vorlesung an der Universi-tät Jena und wurde bogenweise an die Studenten ausgegeben. Dass mit dieser Verfahrens-weise keine geschlossene Darstellung zu erreichen ist, war zu erwarten. Fichte war sehr bald mit dieser ersten umfassenden Ausarbeitung unzufrieden. Erst 1798 lag mit der WL nova methodo eine neue vollständige Darstellung vor, jedenfalls so weit, dass Fichte sie als Vorle-sung vortragen konnte.
Eine schriftliche Ausarbeitung ist nicht mehr zustande gekommen, weil Fichte in Folge des Atheismusstreits zu der Überzeugung kam, dass seine Philosophie in der breiten Öffentlich-keit immer absichtlich oder unabsichtlich missverstanden werden würde, und sich seither auf den mündlichen Vortrag der WL beschränkte. Von der WL nova methodo liegt auch kein eigenhändiges Manuskript vor. Der hier veröffentlichte Text ist die Nachschrift eines Hörers. Es wird nicht jede Silbe authentisch sein. Doch wo immer die Grundlage von 1793 /94 Anlass zu Zweifeln gibt, kann dieser Text als ausschlaggebende Erläuterung gelten.
JE 24. 4. 16
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