Lieber Muskeln statt Köpfchen
Vor 66 Millionen Jahren traten die Säuger ihren weltweiten Siegeszug an. Dabei halfen ihnen Körpermasse und Muskelkraft – ihre Gehirne dagegen nicht so sehr.
von Frank Schubert
In
der frühen Erdneuzeit stiegen die Säugetiere zur dominanten
Wirbeltiergruppe auf. Möglich wurde ihnen das aber nicht dank
überragender Hirnleistungen, im Gegenteil: Ihre Gehirne schrumpften
zunächst sogar, bezogen auf die Körpermasse. Vielmehr setzten sich die
Säuger in jenen Jahrmillionen durch, indem sie an Körpergröße und
Muskelmasse zulegten. Zu dem Ergebnis kommen Forscherinnen und Forscher
um Ornella Bertrand von der University of Edinburgh (Schottland). Das
Team berichtet darüber in der Fachzeit-schrift »Science«.
Vor rund 66 Millionen endete die Kreidezeit und begann das Zeitalter des Paläogens. An diesem Übergang kam es zu einem weltweiten Massenaussterben, dem unter anderem die Dinosaurier (mit Ausnahme der Vögel) zum Opfer fielen.
Katastrophale Umweltverände-rungen, wahrscheinlich ausgelöst durch einen
Meteoriteneinschlag und möglicherweise verstärkt durch vulkanische
Aktivität, hatten das Sterben verursacht. Der Untergang der Dinosaurier
machte ökologische Nischen frei, die in den folgenden Jahrmillionen die
Säu-getiere für sich vereinnahmten. So entwickelten sie sich zur
beherrschenden Wirbeltiergrup-pe. Viele Fachleute vermuten, dass die
Säuger dabei von ihren relativ großen und leistungsfähigen Gehirnen
profitierten.
Anscheinend war dem aber nicht so, schreiben Bertrand und ihr Team. Die Arbeitsgruppe hat Säugetierfossilien von mehr als 120 ausgestorbenen Arten untersucht, darunter dutzende neu entdeckte fossile Schädel aus dem Paläozen (66 bis 56 Millionen Jahre vor heute) und dem Eozän (56 bis 34 Millionen Jahre vor heute). Mit Röntgenstrahlen durchleuchtete das Team die Schädel und fertigte computertomografische (CT-) Aufnahmen davon an. Anhand der CT-Scans ließ sich abschätzen, wie groß die Gehirne der Tiere einst gewesen waren und welche Abmessungen jene Hirnareale gehabt hatten, die Sinneseindrücke wie Riechen oder Sehen verarbeiten. Dies setzten die Forscherinnen und Forscher in Beziehung zu den Körpergrößen der Tiere.
Nota. - Dass es so und nicht anders gewesen ist, beweist nur, dass... es so gewesen ist und nicht anders. Man könnte allerdings fragen, ob ein Lebewesen, das durch eine unerforsch-liche Mutation zu einem größeren Gehirn gekommen wäre, einen Überlebensvorteil gehabt hätte - oder unter den ansonsten gegebenen Bedingungen eher nicht. Denn dass es keine entsprechenden fossilen Funde gibt, schließe ich daraus, dass sie in der Meldung nicht er-wähnt werden. Das wären sie sonst ja wohl, oder?
JE
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