
Nehmen wir an, eine Maschine werde erfunden, die die für jedes Stück erforderliche lebendige Arbeit auf die Hälfte reducire, dafür aber den aus Verschleiß des fixen Kapitals bestehenden Werththeil verdreifache.
Dann stellt sich die Sache so: Verschleiß = 112 sh., Roh- und Hülfsstoff wie früher 1712 sh. Arbeitslohn 1 sh., Mehrwerth 1 sh., zusammen 21 sh. oder Mark. Die Waare ist nun 1 sh. im Werth gesunken; die neue Maschine hat die Produktivkraft der Arbeit entschieden gesteigert. Für den Kapitali- sten aber stellt sich die Sache so: sein Kostpreis ist jetzt: 112 sh. Verschleiß, 1712 sh. Roh- und Hülfsstoff, 1 sh. Arbeitslohn, zusammen 20 sh., wie vorher. Da die Profitrate sich durch die neue Maschine nicht ohne weiteres ändert, muß er 10 % über dem Kost-preis erhalten, macht 2 sh.; der Produktionspreis ist also unverändert = 22 sh., aber 1 sh. über dem Werth.
Für eine unter kapitalistischen Bedingungen producirende Gesellschaft hat sich die Waare nicht verwohlfeilert, ist die neue Maschine keine Verbesserung. Der Kapitalist hat also kein Interesse daran, die neue Maschine einzufüh-ren. Und da er durch ihre Einführung seine bisherige, noch nicht verschlissene Maschinerie einfach werthlos ma-chen, sie in bloßes altes Eisen verwandeln, also positiven Verlust erleiden würde, hütet er sich sehr vor dieser, für ihn utopischen Dummheit.
Für das Kapital also gilt das Gesetz der gesteigerten Produktivkraft der Arbeit nicht unbedingt. Für das Kapital wird diese Produktivkraft gesteigert, nicht wenn überhaupt an der lebendigen Arbeit, sondern nur wenn an dem bezahlten Theil der lebendigen Arbeit mehr erspart als an vergangner Arbeit zugesetzt wird, wie dies bereits Buch I, Kap. XIII, 2, Seite 409/398* kurz angedeutet worden.
Hier fällt die kapitalistische Produktionsweise in einen neuen Widerspruch. Ihr historischer Beruf ist die rück-sichtslose, in geometrischer Progressive vorangetriebne Entfaltung der Produktivität der menschlichen Arbeit. Diesem Beruf wird sie untreu, / sobald sie, wie hier, der Entfaltung der Produktivität hemmend entgegen tritt. Sie beweist damit nur aufs neue, daß sie altersschwach wird und sich mehr und mehr überlebt.
*) [MEW 23, S. 414]
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K. Marx, Das Kapital III, MEGA II/15, S. 258f. [MEW 25, S. 272f.]
Nota I. - Dem Kapitalisten ist an dem Mehrwert, den er selber produziert - und dem Grad, in dem er seine Ar- beiter ausbeutet -, gar nichts gelegen. Ihn interessiert der Anteil am gesellschaftlichen Gesamtprofit, den er ergattern kann - und wie er seine Kosten senkt.
Nota II. - Es ist das Thema Fall der Profirate. Er ist eine ständige und unabänderliche Tendenz der bürgerlichen Produktionsweise. Faktisch wirken ihr im Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion fast ebenso ständig und unabänderlich Faktoren entgegen, die sie aufhalten und aufheben.
Unvermeidlich ist aber: Wenn sich eines Tags die Tendenz zur gegenwärtigen Tatsache aktualisierte - würden die Kapitalisten die Produktion einstellen. Am Produzieren interessiert sie der Profit, sonst nichts.
JE, 15. 1. 17
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