Stefan Johansson; Swedish, 1876 - 1955 zu Geschmackssachen
Ist Ihnen eigentlich aufgefallen, wie merkwürdig unproduktiv das Art déco, so fruchtbar es in den Hausfassa-den und Autokarosserien war, in der bildenden Kunst gewesen ist? Da sind die eine, einzige* Tamara de Lempicka, von der ein Bild aussieht wie das andere, und die abscheulich plumpen Statuen und Reliefs am Pariser Palais Chaillot, die genausogut an einem von Mussolinis Protzbauten hängen könnten; und das eine oder andere Stück von Stalins Sozialistischem Realismus mag man wohl auch dazuzählen wollen.
Das war eine Geschmacksrichtung, die jahrzehntelang allgegenwärtig war, die ihren Namen aber eigentlich erst in den fünfziger Jahren bekommen hat, als sie eben zuende ging. So spöttisch er eigentlich gemeint war, so treffend ist er. Das waren keine Künstler, die ästhetische Problem lösen wollten und gar zu neuen Ufern strebten, son-dern Dekorateure, die nützliche Dinge im Geist ihrer Zeit zu schmücken hatte. So nützlich die Dinge sind, sollen sie dem Publikum doch auch gefallen, das ist in den Preisen inbegriffen.
Die bildende Kunst war zu dieser Zeit im Westen auf totalitäre Art ungegenständlich geworden, das war für einen kurzen Moment mit Willi Baumeister sogar populär. Doch waren die Mittel im Nachkriegseuropa knapp, und so siegte postum Adolf Loos: Ornament wurde Verbrechen, weil zu teuer. Dem breiten Publikum blieb der Kitsch im Öldruck, und die zeitgenössische Kunst wurde zum esoterischen Luxus einer hochmütigen Elite. Aller-dings kommt kaum noch was zustande, was nicht irgendwann in ähnlicher Form schonmal dagewesen ist. Auch Art déco hat mittlerweile unter dem Namen Postmoderne ein Leben nach dem Tod geführt.
Zu Stefan Johansson: So manieriert wie die obigen Stücke war alles, was er machte, aber nicht alles so dekorativ.
*) Ich habe bei anderer Gelegenheit geschrieben, "fast das einzige Stück Bildende Kunst des Art Déco, das ästhetisch Bestand hat", seien die Bilder von Edward Hopper; und mit dem Gedanken gespielt, den späten Kandinsky könne man auch zu Art Déco zählen. Das ist aber ein anderes Kaliber als die Lempicka. 3. 8. 20
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