Dienstag, 13. April 2021

Die Sittenlehre ist für jeden individuell.

Emil Wolff                            zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Um uns selbst zu finden, müssen wir die Aufgabe denken, uns auf eine gewisse Weise zu beschränken. Diese Aufgabe ist für jedes Individuum eine andere, und dadurch eben wird bestimmt, wer dieses Individuum eigentlich sei. 

Diese Aufgabe erscheint nicht auf einmal, sondern im Fortgange der Erfahrung analytisch - jedesmal, inwiefern ein Sittengebot an uns ergeht. Aber in dieser Aufforderung liegt zugleich, da wir praktische Wesen sind, zu einem praktischen Handeln Aufforderung. Dies ist für je-des Individuum auf besondere Art gültig. Jeder trägt sein Gewissen in sich und ist ein ganz besonderes.

Aber die Weise, wie das Vernunftgesetz allen gebiete, lässt sich nicht in abstracto aufstellen. So eine Untersuchung wird von einem hohen Gesichtspunkte aus angestellt, auf welchem die Individualität verschwindet und bloß auf das Allgemeine gesehn wird. Ich muss han-deln, mein Gewissen ist mein Gewissen; insofern ist die Sittenlehre individuell.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 241

 


Nota. - In Fichtens Moral sind die richtigsten Ansichten der Moral. Die Moral sagt schlechterdings nichts Bestimmtes – sie ist das Gewissen – eine bloße Richterin ohne Gesetz. Sie gebietet unmittelbar, aber immer einzeln. Sie ist durchaus Entschlossenheit. Richtige Vorstellung vom Gewissen. Gesetze sind der Moral durchaus entgegen. 
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Novalis, Allgemeines Brouillon N°670

 

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