Mittwoch, 28. April 2021

Wie klang die Musik der Antike?

                                       zu Geschmackssachen

Die Ausstellung widmet sich der vielfältigen Verwendung von Musik in der Antike und fokussiert auf ihre Gegensätzlichkeit.

In zahlreichen internationalen Forschungsprojekten sind jüngst unterschiedlichste antike Musikinstrumente untersucht und zum Leben erweckt worden. Das Wiederbeleben der antiken Musik ist gleichwohl faszinierend wie herausfordernd, da aus dem alten Ägypten keine und aus dem Vorderen Orient, Griechenland oder Rom nur ganz wenige Notationen erhalten sind. Dank zahlreichen schriftlichen Überlieferungen, unzähligen antiken Bildern von musizierenden Menschen und Gottheiten und einigen wenigen erhaltenen Musikinstrumenten lässt sich jedoch abschätzen, dass die Musik in der Kultur und im Alltag der Menschen aus frühen Zivilisationen eine zentrale und bedeutende Rolle spielte.

Die Sonderausstellung «Von Harmonie und Ekstase. Musik in den frühen Kulturen» zeigt die vielfältige Verwendung von Musik in der Antike auf und fokussiert auf ihre Gegensätzlichkeit. Gemäss musiktheoretischen Schriften aus nachpythagoreischer Zeit (ab dem 5. Jh. v. Chr.) besteht ein Wesenszug der Musik gerade darin, dass sie gegensätzliche Strömungen in sich verbindet. So wie Klangharmonien aus der Verbindung von auseinanderstrebenden Tönen entstehen, so vereint die Musik Elemente, die eigentlich im Widerspruch zueinanderstehen. Folglich ruft Musik die unterschiedlichsten, oftmals gegensätzlichen Emotionen hervor. Sie kann leise und besinnlich sein genauso wie laut und aufpeitschend. Sie begleitet sowohl stille Rituale wie enthemmte Gelage, gehaltvolle Darbietungen genauso wie triviale Spektakel. Musik besänftigt, kann aber umgekehrt auch bedrohlich sein. Dieser Bipolarität will das Ausstellungskonzept gerecht werden: In den drei Ausstellungsbereichen «Leben vs. Tod», «Ordnung vs. Chaos» und «Geist vs. Körper» werden die Musikwelten des Altertums in ihren jeweiligen Gegensätzen aufgezeigt, um so ein Gesamtbild der antiken Musik in allen ihren Facetten zu vermitteln.

Zusammenarbeit mit lokalen und internationalen Fachleuten:

Die Ausstellung wird zum grössten Teil mit 150 ausgewählten Kunstwerken aus dem eigenen Museumsbestand realisiert. Sie wird aber auch mit wichtigen auswärtigen Leihgaben bereichert. Zu diesen gehören Originalinstrumente und Bilddokumente aus vier Schweizer Privatsammlungen.

Die Ausstellung profitiert zudem von der Zusammenarbeit mit Spezialisten – sowohl auf internationaler wie auch regionaler Basis. Hervorzuheben ist hier die Basler Schola Cantorum und der ausgewiesene Musikarchäologe Conrad Steinmann, dem wesentliche Erkenntnisse zur antiken Musik und ihren Klängen zu verdanken sind.

Ergänzt werden die Ausstellungsexponate mit modernen Nachbauten der wichtigsten antiken Musikinstrumente und Audio-Stationen, die eine Vorstellung von den antiken Klangwelten vermitteln. So werden Effekte und Emotionen der antiken Musik für die Besucher*innen nicht nur visuell verständlich, sondern auch akustisch erlebbar.

Konzertreihe zur Ausstellung:

Das Rahmenprogramm umfasst neben öffentlichen Führungen und den beliebten «Kultur trifft Kulinarik»-Abenden auch eine Konzertreihe, die dank der Zusammenarbeit mit der Fondation HATHOR und mehreren Musikensembles realisiert werden kann. Während an einem Konzertabend die Tonalität der antiken Musik auf eine sinnliche und erlebnisreiche Art wiederbelebt wird, zeigen die übrigen Konzerte, welchen Stellenwert antike Themen in der Musik der Renaissance und des Barocks.

Eventinformationen

Inhalte Eventinformationen anzeigen
Kontaktadresse
Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig
St.-Alban-Graben 5
4010 Basel
061 201 12 12 (Museum)
info@antikenmuseumbasel.ch
061 201 12 10

Nota. - Wie zutreffend die Rekonstruktionen auch immer ausfallen, es gilt doch dieselbe Einschränkung wie für die mittlerweile nicht mehr so genannte historische Aufführungs-praxis: Wir haben nicht die Ohren von damals. Wer nie ein Flugzeug starten oder einen  Presslufthammer gehört hat, aber auch keinen tropfenden Wasserhahn nachts um halb vier, dem wird alles anders klingen als uns. Geschmacksurteile sind schlechterdings subjektiv, sie beruhen immer auf einem Erleben, da lässt sich nichts historisieren.

JE

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen