König David spielt aus Philosophierungen
Aus einem online-Forum, im
Februar 2010:
... Von der
Philosophie habe ich, anders als Sie, keine Idee, sondern einen Begriff. Ich
sage: Philosophie ist, sofern sie Wissenschaft sein kann (oder will), lediglich
negativ und kritisch. Das Feld des Positiven hat sie den Realwissenschaften
(zu) überlassen - seit Kant.
Sie leistet aber damit nicht das, wofür sie vor zweieinhalb tausend Jahren
erfunden worden ist: den Sinn des Lebens entdecken. Sondern nur dies: immer und
immer wieder neu darzu-legen, dass der Sinn des Lebens (oder "der
Welt" oder wie man das immer nennen will) aus keinerlei positivem Befund
heraus zu lesen ist, sondern als Problem, als Aufgabe, als Frage der praktischen
Lebensführung anheimgegeben ist.
Letztere Formulierung wird der eine ohne andere mit
"existenzialistisch" beschreiben wol-len, und das wollte ich nicht
einmal zurückweisen. Zurückweisen würde ich allerdings, wenn er das nutzt für
den Folgesatz: "Das ist doch aber auch Philosophie!"
In einem strengen, und das heißt: wissenschaftlichen Sinn ist das keine
Philosophie. 'Wis-senschaftlich' bedeutet nicht: Gegenstand + Methode. Die sind
beide sekundär, abgeleitet nämlich aus der wesentlichen Bestimmung:
Wissenschaftlich ist das Verfahren, das nur die Bestimmungen gelten lässt, die
auf die Tragfähigkeit ihrer Gründe erfolgreich geprüft wur-den. Darin hat Plato
die Anstrengungen seiner griechischen Vorgänger zusammengefasst (êpistêmê
versus dóxa).
Überprüfen der Gründe, das ist Kritik, und die radikale, weil unendliche Kritik
ist Öffent-lichkeit. (Das ist ganz wurscht, ob die Wissenschaftler selber diesen
'kritischen' Begriff von Wissenschaft haben; denn kritisieren werden sie den
lieben Kollegen so wie so.)
Der springende Punkt: Eine wie immer geartete Aussage über den Sinn der Welt,
des Lebens, der... wird nie zu begründen sein, denn dann müsste sie irgendwann
auf einen letzten Grund stoßen, der seinerseits nicht mehr begründet ist; der
aber aus eben dem-selben 'Grund' nicht gelten kann - weil er eben nicht...
begründet ist.
Langer Rede kurzer 'Sinn': Der Sinn der Welt pp. kann nicht (wissenschaftlich) bewiesen, sondern allenfalls (sofern man ihn will!!) behauptet werden. Das
geeignete Medium seiner Darstellung ist nicht der (Begriffe folgernd
miteinander verknüpfende) Diskurs, sondern die bildliche Anschauung: ist nicht
Logik, sondern Ästhetik. (Lässt sich noch viel weiter aus-führen...)
Ob dieses Genre, zu dem ich auch einiges beizutragen hätte, dann
"Lebensphilosophie", "Philosophie der Tat" oder ähnlich
genannt werden darf, ist einen Streit nicht wert. Ent-scheidend ist, welchem Zweck die Philosophie, 'sofern sie
wissenschaftlich ist', nämlich die kritische, eigentlich dient; d. h. welchen
'Sinn' sie hat. Es ist, wie immer die Antworten je-weils ausfallen, Meta-Philosophie - ein Denken, Reden, Meinen über die Philosophie.
Als Motiv liegt sie der Philosophie 'zu Grunde'. Ausführen lässt sie sich
allerdings erst, wenn die Philosophie ihre wissenschaftliche, weil kritische
Arbeit vollendet hat. Der Anfang muss sich als Ende behaupten.
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