Freitag, 30. April 2021

Wie guter Schlaf den Kopf frei hält.

v. Hildebrand
aus spektrum.de, 5. 3. 2021
Intrusive Gedanken
Müdigkeit sorgt für unschöne Erinnerungen
Wer müde ist, kann Gedanken an Unangenehmes schlechter unterdrücken. Das kann für Menschen mit Depression oder PTBS ein Problem sein, die oft unter Schlafstörungen leiden.

von Joachim Retzbach

Unangenehme oder traumatische Erlebnisse können ungewollt wieder ins Gedächtnis springen, wenn man durch bestimmte Hinweise an sie erinnert wird. Solche »intrusiven« Erinnerungen treten vor allem bei Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), aber auch bei Depression auf. Häufigere und längere Intrusionen gehen mit einem schlechteren Allge-meinbefinden und Schwierigkeiten bei der Gefühlsregulation einher.

Ein Team um Marcus Harrington von der Univer­sity of York untersuchte nun, welche Rolle Müdigkeit bei diesem Prozess spielt. 59 gesunde Probanden lernten abends im Labor, eine Reihe von Porträtfotos mit jeweils einem weiteren Bild zu kombinieren – mit einem Foto, das eine neutrale Szene abbildete, oder einem, das negative Gefühle hervorrief, etwa weil es eine traurige, bedrohliche oder Ekel erregende Situa­tion zeigte. Anschließend durfte die Hälfte der Teilnehmer schlafen, der Rest musste die Nacht über wach bleiben. Am nächsten Morgen bekamen die Versuchspersonen dann nur die Porträtfotos zu sehen und wurden entweder angewiesen, sich das zweite, zugehörige Bild vorzustellen oder aber den Gedan-ken daran aktiv zu unterdrücken.

Wer nicht geschlafen hatte, konnte die Erinnerung an unangenehme Fotos nach eigenen Angaben deutlich schlechter ausblenden. Ausgeschlafenen Probanden gelang es dagegen besser, die unerwünschten Bilder gar nicht erst vor ihrem geistigen Auge entstehen zu las-sen. Schlafstörungen – die bei PTBS sowie bei depressiven Störungen häufig sind – könn-ten daher intrusive Gedanken begünstigen, lautet das Fazit der Forscher. Die Kontrolle un-gewollter Gedanken lasse sich in einem gewissen Maß in einer Therapie trainieren.

 

Nota. - Der Kern des Bewusstseins im engeren Sinn: der Reflexion, ist das Aufmerken. Ich kann meine Aufmerksamkeit nur aus dieses richten, weil ich sie von jenem abziehen kann. Es handelt sich in jedem Fall um eine Verengung des Wahrnehmungsfelds, doch zugleich um eine Schärfung des Blicks. 

Mit dem Aufmerken allein ist es allerdings nicht getan. Es nützt mir nur, wenn ich beurtei-len konnte, was meiner Absicht nützen und was ihr schaden würde. 

Intelligieren ist nur eine Technik, und als solche ist es sekundär. Voraussetzung ist das Wer-ten.

JE

 

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