Montag, 31. Januar 2022

Die Wissenschaftslehre ist keine Metaphysik.

                                                aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Die Wissenschaftslehre ist keine logische Metaphysik. Sie stellt nicht die Welt, wie etwa Hegel, dar als ein systematisches Verzeichnis der denkbaren Begriffe. 

Sie ist die Genealogie der notwendigen Vorstellungen.

Notwendig aber nicht aus einem gegebenen Grund, sondern für einen gegebenen Zweck: das tatsächliche Bewusstsein zu erklären. Weil  jenes zum Ergebnis der wirklichen Entwick-lung der Vorstellungen
geworden ist, muss jene Entwicklung diesen Weg genommen und an diesem Punkt begonnen haben.

Die Wissenschaftslehre ist immanent, aber so bleibt sie nicht. Sie wird transzendental, in-dem sie unter den wirklichen Vorstellungen deren notwendige Prämissen aufsucht.

Für Fichte ist der Begriff lediglich Medium der Vorstellung. Er selbst leistet gar nichts. Es bleibt immer der Vorstellende, der leistet.

Und was ist das 'tatsächliche Bewusstsein'? Es ist nicht mehr und nicht weniger als alles, was über Dinge - Gegenstände, Begriffe, Bilder - tatsächlich gedacht wird, vom gesunden Men-schenverstand bis hin zu Teilchenphysik, Molekularbiologie und spekulativer Kosmologie: wirkliches Wissen und Wissenschaft. Wissenschaftslehre dagegen ist - die Genealogie der Vorstellungen, die auf dem Weg dahin notwendig wurden.

22. 12. 14





Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE

Ob es die Welt wirklich gibt.

                                                                    aus Philosophierungen

Natürlich glaube auch ich, dass es die Welt "wirklich gibt". Nur schlüssig demonstrieren könnte ich es keinem.

Das wäre aber die Bedingung dafür, dass ich es für wahr halten kann. 

aus e. Notizbuch, Okt. 07





Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE

Bestehen Schwarze Löcher aus Dunkler Materie?


aus welt.de, 18.02.2021                                                                                                                    zuJochen Ebmeiers Realien;

Das Geheimnis der Dunklen Materie
Schwarze Löcher sind unsichtbar. Die mysteriöse Dunkle Materie im Universum auch. Bis heute konnten Wissenschaftler nicht die Frage klären, woraus Dunkle Materie besteht. Doch möglicherweise gibt es einen Zusammenhang zwischen Schwarzen Löchern und Dunkler Materie. Darüber spricht der Physiker und Astronaut Ulrich Walter in diesem Interview und bei „Spacetime“ im WELT Fernsehen.
 
Schwarze Löcher sind unsichtbar. Die mysteriöse Dunkle Materie im Universum auch. Bis heute konnten Wissenschaftler nicht die Frage klären, woraus Dunkle Materie besteht. Doch möglicherweise gibt es einen Zusammenhang zwischen Schwarzen Löchern und Dunkler Materie. Darüber spricht der Physiker und Astronaut Ulrich Walter in diesem Interview und bei „Spacetime“ im WELT Fernsehen.

WELT: Im Zentrum unserer Milchstraße gibt es ein gewaltiges Schwarzes Loch – auch Sagittarius A* genannt. Seine Masse entspricht der von 4,3 Millionen Sonnen. Manche Menschen haben Angst davor, dass unsere Erde irgendwann von diesem Monster verschluckt werden könnte. Ist diese Sorge berechtigt?

Ulrich Walter: Nein, ganz und gar nicht. Dafür sind wir viel zu weit von diesem Schwarzen Loch entfernt. Unser Sonnensystem, und damit auch die Erde, umkreist das Zentrum der Milchstraße in einem Abstand von rund 30.000 Lichtjahren – und das bereits seit 13 Milliarden Jahren. Daran wird sich auch künftig nichts ändern.

WELT: Aber das Schwarze Loch könnte gefährliche Strahlung abstrahlen, wenn es mal größere Mengen Materie als üblich verschluckt. Ist das ein Risiko für uns?

Walter: Es ist richtig, dass Schwarze Löcher unter anderem intensive Röntgenstrahlung aussenden, wenn sie Materie verschlingen. Wären wir näher am Zentrum der Milchstraße, könnte uns diese Strahlung tatsächlich gefährlich werden. Doch wir sind weit genug weg. Wir leben in der habitablen Zone unserer Galaxie.

WELT: Auch Galaxien haben eine habitable Zone?

Walter: Durchaus. Meist hört man den Begriff habitable, also bewohnbare Zone, im Kontext von Exoplaneten. Damit es auf einem Planeten Leben geben kann, darf er nicht zu nah und nicht zu weit weg von seinem Zentralgestirn sein. Sonst ist es auf diesem Planeten entweder zu heiß oder zu kalt. Der Abstandsbereich, in dem Leben nicht grundsätzlich ausgeschlossen ist, wird habitable Zone genannt. Bei Galaxien ist es ähnlich.

Zu nah am Zentrum der Milchstraße wären wir von der energiereichen Strahlung des Schwarzen Lochs betroffen. Zudem ist im inneren Bereich der Galaxie die Dichte von Sternen größer und damit die Wahrscheinlichkeit, dass es in kosmischer Nachbarschaft eine Supernova-Explosion gibt. Auch die Strahlung, die bei einem solchen Ereignis freigesetzt wird, kann Leben auf einem Planeten auslöschen. Am äußeren Rand einer Galaxie wiederum gibt es noch nicht genügend feste Materie, aus der sich Planeten bilden können. Alle schwereren chemischen Elemente müssen ja zunächst einmal bei einer Supernova-Explosion entstehen. Das setzt wiederum voraus, dass es ausreichend viele alte Sterne geben muss. Unser Sonnensystem und damit unsere Erde befindet sich jedenfalls in der habitablen Zone der Milchstraße, in der alle Bedingungen für das Entstehen von Leben auf Planeten grundsätzlich erfüllbar sind. 

Der Physiker Ulrich Walter (66) ist 1993 selbst mit dem US-Shuttle „Columbia“ ins All geflogen. Er ist Professor für Raumfahrttechnik an der TU München Der studierte Physiker Ulrich Walter war schon selbst im All. Heute ist er Professor für Weltraumtechnik. Bei WELT TV erklärt er seinen Zuschauern spannende Phänomene im All – zum Beispiel die Dunkle Materie.

WELT: Über welchen Bereich erstreckt sich die habitable Zone in unserer Milchstraße?

Walter: Ungefähr in einem Bereich von 10.000 bis 40.000 Lichtjahren vom Zentrum aus gemessen. 

WELT: Haben eigentlich alle Galaxien im Zentrum ein Schwarzes Loch?

Walter: Sehr wahrscheinlich ja. Alle Sterne schwerer als drei Sonnenmassen enden schließlich als Schwarzes Loch. Da die Sternendichte im Zentrum einer Galaxie sehr hoch ist, bilden sich dort im Laufe der Zeit auch besonders viele dieser stellaren Schwarzen Löcher. Diese wiederum fressen sich nach und nach gegenseitig auf und wachsen so zu einem sogenannten supermassiven Schwarzen Loch. Auch Sagittarius A* im Zentrum unserer Milchstraße muss auf diese Weise gewachsen sein. Denn ein Schwarzes Loch mit 4,3 Millionen Sonnenmassen kann logischerweise nicht unmittelbar aus nur einem Stern entstanden sein. Die meisten Astrophysiker gehen heute davon aus, dass tatsächlich alle Galaxien im Zentrum mindestens ein supermassives Schwarzes Loch besitzen.

WELT: Dann gibt es also in unserer Milchstraße sicher noch viele stellare Schwarze Löcher, die früher oder später mit Sagittarius A* verschmelzen werden?

Walter: Genauso ist es. Und wir reden da nicht über ein paar Exemplare. Man schätzt die Anzahl stellarer Schwarzer Löcher in unserer Milchstraße auf etwa 100 Millionen. Die können wir, wie Sagittarius A*, nicht sehen. Es gibt im Wesentlichen nur zwei Möglichkeiten, die Existenz eines Schwarzen Lochs zu belegen. Entweder man vermisst die Bahn eines Sterns, der in relativ geringem Abstand ein Schwarzes Loch umrundet. So konnte Physiknobelpreisträger Reinhard Genzel die Existenz von Sagittarius A* beweisen und zugleich seine Masse bestimmen.

Die andere Möglichkeit ist der Nachweis jener Strahlung, die Schwarze Löcher beim Verschlucken von Materie freisetzen. Beide Methoden funktionieren bei stellaren Schwarzen Löchern nicht. Aufgrund der großen Abstände zu anderen Objekten fließt nur sehr selten Materie in sie hinein. Und nur bei größeren Materiemengen hätte man überhaupt eine Chance, die dabei entstehende Strahlung mit empfindlichen Teleskopen zu detektieren. Auch aus diesem Grunde ist die Messung von Gravitationswellen so interessant. Wenn zwei Schwarze Löcher miteinander verschmelzen, senden sie Gravitationswellen aus. Das ist dann auch ein indirekter Nachweis für die Existenz dieser Schwarzen Löcher. Diese Messmethode steht den Astrophysikern erst seit wenigen Jahren zur Verfügung. In dieser Zeit wurden schon so viele Fusionen von Schwarzen Löchern beobachtet, dass solche Vorgänge offenbar häufiger sind als zuvor gedacht. Keines dieser Ereignisse spielte sich allerdings in unserer Milchstraße ab. 

 

Lesen Sie auch

 

WELT: Auch wenn sich im Zentrum unserer Milchstraße ein massereiches Schwarzes Loch befindet, so reicht dessen Schwerkraft plus die aller sichtbaren Sterne nicht aus, um ein Auseinanderfliegen unserer rotierenden Galaxie zu verhindern. Doch offensichtlich ist unsere Galaxie durchaus stabil.

Walter: Das ist richtig. Die Masse und damit die Gravitationskraft der Sterne ist, angesichts der großen Abstände zwischen ihnen, nicht ausreichend, um die Spiralgalaxie in ihrer bekannten Form stabil zu halten. Im inneren Teil der Galaxie gibt es zwar ausreichend Materie, um die Milchstraße zusammenzuhalten. Doch der Rand der Galaxie rotiert mit so hoher Geschwindigkeit, dass er eigentlich wegfliegen müsste. Astrophysiker haben ausgerechnet, dass fünfmal mehr Materie vorhanden sein müsste, um die Stabilität der Milchstraße zu ermöglichen. Und so ist die Hypothese entstanden, dass es zusätzlich Dunkle, also für uns unsichtbare Materie geben müsse, die mit ihrer Schwerkraft die Galaxie zusammenhält.

Und es gibt noch ein weiteres Indiz für die Anwesenheit von Dunkler Materie. Die Umlaufgeschwindigkeit in unserer Galaxie ist unabhängig vom Abstand zum Zentrum. Eigentlich müsste sie nach den Gesetzen der klassischen Physik mit wachsendem Abstand abnehmen. Durch zusätzliche Dunkle Materie im äußeren Bereich der Galaxie könnte man jedoch diese Anomalie bei der Rotationsgeschwindigkeit erklären. 

 

Lesen Sie auch

 

WELT: Aber bislang haben die Astrophysiker noch nicht herausgefunden, woraus diese Dunkle Materie eigentlich besteht. Wie ist denn da der Stand der Dinge?

Walter: Anfangs dachte man, dass es sich bei der Dunklen Materie um einen neuen Typus Elementarteilchen handelt, die lediglich über zwei Naturkräfte mit der Umwelt interagieren – per Gravitation und über die sogenannte schwache Wechselwirkung. Diese hypothetischen Teilchen hat man WIMP genannt. Dieses Akronym steht für „Weakly interacting massive particle“. Weil Dunkle Materie nicht elektromagnetisch – also insbesondere nicht mit Licht – wechselwirkt, hat das zur Folge, dass sie unsichtbar ist.

Außerdem hat es die Konsequenz, dass man diese Materie schlichtweg nicht berühren kann. Meine Hand würde durch ein Stück Dunkle Materie einfach hindurchgreifen, ohne dass ich irgendetwas spüren würde. Andererseits müssen WIMPs dennoch sehr massiv im Sinne einer starken Gravitationskraft sein. Deshalb scheidet das Neutrino als Kandidat für die Dunkle Materie aus. Neutrinos sind zwar elektrisch neutral und unterliegen nur der schwachen Kraft und der Gravitation. Doch sie sind einfach nicht massiv genug. Die Neutrinomasse ist viel zu klein, um die besagten Effekte in der Milchstraße erklären zu können. Außerdem fliegen Neutrinos mit nahezu Lichtgeschwindigkeit durchs All. Mithin können sie kein ortsfester Gravitationskitt in einer Galaxie sein.

WELT: Wenn es keine Neutrinos sind, welche anderen Teilchen kommen dann infrage?

Walter: Forscher haben da insbesondere zwei hypothetische Teilchen ins Visier genommen – Neutralinos und Axionen. Nach ihnen hat man intensiv mit eigens dafür gebauten Detektoren gefahndet. Bislang vergebens. Die Theoretiker haben sich dann eine sogenannte MOND-Theorie ausgedacht. MOND steht für „Modified Newton Dynamics“ und besagt, dass man die Wirkung der guten alten Gravitationstheorie von Isaac Newton bei extrem großen Distanzen so modifiziert, dass sich damit die Stabilität der äußeren Teile von Galaxien auf dem Papier erklären lässt. Das ist natürlich ein grundsätzlich anderer Ansatz. In diesem Fall braucht man gar nicht mehr nach irgendeiner Dunklen Materie zu suchen, sondern die uns bekannte Materie wechselwirkt dann schlicht mit einer entsprechend veränderten Gravitationskraft.

WELT: Sind Sie Anhänger der MOND-Theorie?

Walter: Ich persönlich favorisiere eine weitere Möglichkeit. Nicht wenige Forscher halten es mittlerweile für plausibel, dass die Dunkle Materie in unserer Milchstraße aus sehr viel mehr als diesen 100 Millionen „kleinen“ Schwarzen Löchern besteht. Beim Urknall sind demnach sogenannte primordiale Schwarze Löcher entstanden, die typischerweise nur so viel Masse besitzen wie unsere Erde. Solche vergleichsweise kleinen Schwarzen Löcher können nur bei extrem hohen Dichten und Energien entstehen, wie es eben beim Urknall der Fall war.

Lesen Sie auch

WELT: Vor der Inbetriebnahme des weltgrößten Teilchenbeschleunigers am Genfer Forschungszentrum Cern wurde ja seinerzeit gewarnt, dass bei dem Zusammenstoß von Teilchen bei sehr hohen Energien Schwarze Löcher entstehen könnten, die dann möglicherweise die Erde verschlucken.

Walter: Genau. Wenn Teilchen im Beschleuniger mit so hohen Energien aufeinanderprallen, dann können in der Tat extrem winzige Schwarze Löcher entstehen. Die sind aber vollkommen ungefährlich. Sie zerstrahlen innerhalb kürzester Zeit und sind dann wieder verschwunden. Ihre Masse ist ja schließlich winzig, nur so groß wie die von zwei Atomkerne. Diese Schwarzen Löcher haben gar keine Chance, weiterzuwachsen und nach und nach die ganze Erde zu verschlucken. Schwarze Löcher mit Erdmasse können jedoch über viele Milliarden Jahre existieren. Die Theorie sagt voraus, dass sie rund 1050 Jahre stabil bleiben. Also alle beim Urknall entstandenen primordialen Schwarzen Löcher von der Größe eines Berges oder größer, sollte sie es geben, würden noch heute existieren. Und so gibt es in unserer Milchstraße nicht nur das supermassive Loch Sagittarius A* und Millionen von stellaren Schwarzen Löchern, sondern möglicherweise auch noch Milliarden oder sogar Milliarden mal Milliarden solcher Minilöcher. Sie könnten über die ganze Milchstraße verteilt sein. Wie viel es wirklich sind, weiß niemand. Ihre Massen könnten von der eines Steins bis zu der eines großen Planeten reichen.

WELT: Wie viele Anhänger haben denn diese verschiedenen Theorien zur Dunklen Materie?

Walter: Bis vor Kurzem haben etwa 80 Prozent der Physiker an das Neutralino geglaubt. Seit zwei, drei Jahren hat sich das aber geändert. Mit den vielen Suchexperimenten, die man über Jahre hinweg durchgeführt hat, hätte man das Neutralino eigentlich längst entdecken müssen – wenn es denn existiert. Das hat zu einer gewissen Ernüchterung geführt. Im Moment konzentrieren sich die Experimentatoren auf die Suche von Axionen. Deren Anhängerschaft schätze ich auf 40 Prozent. Auf die MOND-Theorie setzen rund 20 Prozent, und die primordialen Schwarzen Löcher favorisieren 20 bis 30 Prozent. Es gibt in dieser Frage also derzeit keine Mehrheitsmeinung.

WELT: Wie könnte man denn die Existenz der primordialen Schwarzen Löcher beweisen?

Walter: Auch wenn die Abstände zwischen den primordialen Schwarzen Löchern groß sind und der interstellare Raum nur sehr wenig Materie enthält, so müsste doch ab und zu irgendwo etwas Materie in ein solches Schwarzes Loch fallen und dabei ein kleiner Blitz entstehen. Tatsächlich gibt es ein Forschungsprojekt, bei dem man nach solchen Blitzen am Rande unseres Sonnensystems Ausschau hält. Aus den Bahndaten der äußersten Kleinplaneten in unserem Sonnensystem, den sogenannten transneptunischen Objekten, wurde die Hypothese eines sogenannten Planeten X abgeleitet. Möglicherweise handelt es sich ja bei diesem bislang nicht mit Teleskopen nachgewiesenen Planeten um ein primordiales Schwarzes Loch.

 

Nota. - Versteh ich das recht? Der Gedanke ist wohl, dass im Innern der Schwarzen Löcher die Materie in eine Art Default-Zustand zerfällt - der womöglich ihrem Ausgangszustand "nach dem Urknall" ähnelt? Ich bin Laie, ich darf meine Einbildungkraft spielen lassen. For-scher dürfen das auch: 'um auf andere Gedanken zu kommen'. Das sind dann allerdings wirklich Gedanken und keine bloßen Einfälle: weil sie ihnen nachgehen können.

JE

Sonntag, 30. Januar 2022

Vernunft ist auch historisch eine Fundsache.

rp-online                   zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Ich finde mich also als Objekt, bin mir gegeben.

Das Bestimmbare ist ein Reich vernünftiger Wesen außer mir. Aber vernünftige Wesen außer mir werden nur gedacht, um das Mannigfaltige zu erklären. Die Vernunft und den freien Willen anderer außer mir nehme ich nicht wahr, ich schließe nur darauf aus einer Erscheinung in der Sinnenwelt; sie gehören daher nicht in die Sinnen-, sondern in die intelligible Welt, in die der Noumene. 
_________________________________________________________
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 150

 

Nota I. - Dass Vernunft sei, nehme ich nicht wahr in der Begegnung mit andern Wesen, die ich hinterher als vernünftig ansehen werde wie mich selber. Wahr nehme ich bloß, dass sie da sind neben mir. Aus diesem bloßen Umstand schließe ich - finde ich? postuliere ich? -, dass da ein Medium sein muss, in dem wir miteinander bestehen. 

Mit andern Worten, die 'vernünftigen Wesen' sind eher da - in meiner Vorstellung -, als die Idee der Vernunft. Ich finde, dass sie 'in gewisser Hinsicht' mir gleich sind, oder ich ihnen. Dieses Tertium will ich Vernunft nennen. Wie weit es reicht, wird man sehen; was es ist, muss man dann nicht wissen.
29. 12. 14


Nota II. - Das lässt sich mühelos in historische Prosa übersetzen: Was wir unter Vernunft verstehen, hat sich als Form des gesellschaftlichen Verkehrs tatsächlich ausgebildet in dem Maß, wie sich innerhalb der feudalen (Un-) Ordnung Gemeinschaften bürgerlicher Subjekte zusammenfanden. In den Kreisen der antiken und mittelalterlichen Gelehrten hatte sich 'vernünftiges', aus geprüften Gründen argumentierendes Denken längst zuvor ausgebildet. Aber es bedurfte der bürgerlichen Verkehrsweise, um sie allgemeinverbindlich und habituell zu machen.
JE, 9. 9. 18

Begriff: Inhalt und Umfang

                                                               aus Philosophierungen

1. intentio klass.: Absicht
2. intentio m.a.: Bedeutung
3. tertium: Hinsicht

Der Mittelbegriff (tertium) zu intensio und extensio ist intentio. Wäre intentio ein isomor-pher Stoff wie Macchiavellis "virtù", dann wären die beiden andern einander umgekehrt proportional.

Sind sie aber nicht. Die Intentio ist jeweils singulär. Sie ist "Anteilnahme"; die hat Grade, aber keine 'Ausdehnung'.


aus e. Notizbuch, im Mai 09






Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE

Menschen denken gern.

Kreuzworträstel lösen oder ein Instrument lernen - Anstrengung macht Spaß. aus Die Presse, Wien, 26. 1. 2022                         Kreuzworträstel lösen oder ein Instrument lernen - Anstrengung macht Spaß.                              zu  Levana;  zuJochen Ebmeiers Realien;

Der Mensch denkt doch gerne
Denken macht Spaß. Eine Studie zeigt, dass mentale Anstrengung auch ganz ohne Belohnung als angenehm empfunden werden kann.

Menschen sind denkfaul. Dies ist keine überspitze Feststellung oder ein polemischer Seitenhieb auf die sogenannten Querdenker, sondern bisher eine wissenschaftliche Erkenntnis: „Momentan ist die vorherrschende Sichtweise in Kognitionspsychologie und kognitiver Neurowissenschaft, dass Anstrengung aversiv ist und Menschen bestrebt sind, diese Kosten zu vermeiden“, sagte die Psychologin Veronika Job von der Uni Wien. Ihre neue Studie jedoch deutet etwas anderes an.

Die Annahme, Menschen würden kognitive Anstrengung eher vermeiden, sei durchaus kontraintuitiv. „Das kontrastiert, was wir im Alltag sehen. Menschen scheinen Dinge zu tun, ohne direkt eine Belohnung zu bekommen.“  Zum Beispiel Kreuzworträtsel lösen oder in der Freizeit ein Instrument lernen. Nichtsdestotrotz sei es eine gut untersuchte wissenschaftliche Erkenntnis, dass Menschen - vor die Wahl gestellt - sich für eine Aufgabe, die weniger Aufwand bedeutet, entscheiden würden.

Ist Anstrengung nur angelernt?

„Wir haben diese Annahme kritisch hinterfragt, dass Anstrengung universell aversiv ist, haben uns auf frühere Arbeiten der Lernpsychologie bezogen. Es gibt Vorläufer wie Robert Eisenbergers 'learned industriousness', also ungefähr 'gelernte Geschäftigkeit': Wir unterliegen Lernmechanismen, und wenn wir für eine bestimmte Tätigkeit belohnt werden, ändert dies die Valenz der Tätigkeit selbst.“ Eine Lernerfahrung bzw. Konditionierung, auf der basierend man angenommen habe, dass so auch die Anstrengung selbst positiv erlebt wird.

Für die Studie mit Kolleginnen und Kollegen der TU Dresden im Fachmagazin „PNAS“ habe man an Versuchspersonen, Studierende aus verschiedenen Fachrichtungen, im Labor mit kardiovaskulären Maßen wie etwa Elektrokardiographie (EKG) gemessen, wie sehr sie sich beim Lösen von Aufgaben anstrengten. Hier gibt es bereits wissenschaftliche Erkenntnisse, dass solche Messungen nicht nur körperliche, sondern auch mentale Anstrengung abbilden. In der Versuchsgruppe wurden die Personen ihrer Anstrengung nach belohnt, in der Kontrollgruppe rein zufällig.

Nach dem ersten Durchgang wurde um das Lösen von Mathematikaufgaben gebeten. Deutlich machten die Forscher, dass es dieses Mal keine Belohnung geben werde und dass man sich die Schwere der Aufgaben selbst aussuchen könne. Diejenigen, die vorher in der Versuchsgruppe waren, wählten im Anschluss schwerere Aufgaben als diejenigen aus der Kontrollgruppe. Dies habe man dann in fünf Onlinestudien mit einem „Community Sample“, einer gemischten Stichprobe, erneut durchgeführt und konnte den Effekt wiederholen. Der sei zwar klein, aber es scheint, als hätte die Anstrengung für diejenigen aus der Versuchsgruppe die Qualitäten einer Belohnung bekommen.

Wenn Leistung statt Aufwand zählt

Das bedeute aber nicht, dass es den generellen Effekt, Anstrengungen zu vermeiden, nicht gebe, betonte Job. Dies kenne man auch aus seinem subjektiven Erleben heraus. Zudem belohne die Gesellschaft etwa in der Schule oder auch im Studium nun einmal Leistung und nicht Anstrengung: „Wenn ein Kontext immer nur Leistung belohnt, dann belohnt er nicht das Streben nach schwierigen Aufgaben, sondern eher das Vermeiden.“ Lieber ein „Sehr gut“ mit wenig Anstrengung bei einer einfachen Aufgabe als ein „Gut“ mit viel Anstrengung bei einer komplexen. Das mag im Einklang mit dem Notenschnitt stehen. Ob es dagegen bezüglich eines vertieften Wissens förderlich ist, ist zumindest fraglich.

Eine Auswirkung der Studie könnte es daher sein, Anreizstrukturen zu setzen, „die es belohnen, wenn jemand schwierige Aufgaben macht und Einsatz zeigt, und nicht nur das Endprodukt“. Als Beispiel nennt Job Montessorischulen, die eine andere Herangehensweise an Pädagogik haben als das klassische Schulsystem, welches nur auf das Endprodukt der Note schaue. „Andere Systeme, die weniger Fokus auf die Note setzen, sondern auch auf den Umgang mit schweren Texten, wären eine Möglichkeit. Es geht darum, dass man das ermöglicht: Viel zu lernen, vertiefend zu lernen. Es ist im jetzigen System schwierig, Anreize dafür zu finden.“  Wobei Job durchaus glaubt, dass dies bereits geschähe, wenn auch eher informell: „Ich denke schon, dass Dozierende das in der Hand haben, das mitwürdigen zu können. Auch den reinen Aufwand zu würdigen.“ 

Letztlich könnte auch ihre eigene Disziplin, die Psychologie, von der Studie lernen: Die „Replikationskrise“ oder der „File-Drawer-Effekt“, dass nämlich nur Studien mit signifikanten Ergebnissen veröffentlicht werden, die nicht-signifikanten aber kaum - all dies scheint vor allem auch einen Fokus auf das Endprodukt und nicht den Aufwand der geleisteten wissenschaftlichen Forschung zu legen.

(APA)


 

 

 

 

 

 

 

 

aus derStandard.at,  27. 1. 2022

Der Mensch ist doch nicht so denkfaul wie angenommen
Aktuelle Studie zeigt, dass mentale Anstrengung als angenehm empfunden werden kann. Das könnte auch Auswirkungen auf das Bildungswesen haben

In den vorherrschenden wissenschaftlichen Theorien wird die Meinung vertreten, dass kognitive Anstrengung als unangenehm erlebt wird und Menschen versuchen, wann immer möglich diese zu vermeiden.

Der Menschen neigt im Durchschnitt dazu, den Weg des geringsten Widerstands zu wählen. Das gilt nach gängiger Lehrmeinung in der Psychologie insbesondere für kognitive Anstrengungen. Mit anderen Worten: Menschen sind nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen grundsätzlich eher denkfaul. Nun aber kommt eine Studie zu einem völlig anderen Ergebnis: Bekommen Personen einmal eine entsprechende Belohnung für ihre Denkleistung, wählen sie später auch dann herausfordernde Aufgaben, wenn sie keine Belohnung für ihre kognitiven Anstrengung mehr erhalten.

Im Zweifel gegen die kognitive Anstrengung

"Momentan ist die vorherrschende Sichtweise in Kognitionspsychologie und kognitiver Neurowissenschaft, dass Anstrengung aversiv ist und Menschen bestrebt sind, diese Kosten zu vermeiden", sagte die Psychologin Veronika Job von der Universität Wien. Die Annahme, Menschen würden kognitive Anstrengung eher vermeiden, sei durchaus kontraintuitiv.

"Das kontrastiert, was wir im Alltag sehen. Menschen scheinen Dinge zu tun, ohne direkt eine Belohnung zu bekommen." Zum Beispiel Kreuzworträtsel lösen oder in der Freizeit ein Instrument lernen. Nichtsdestotrotz sei es eine gut untersuchte wissenschaftliche Erkenntnis, dass Menschen – vor die Wahl gestellt – sich für eine Aufgabe, die weniger Aufwand bedeutet, entscheiden würden.

"Es gibt Vorläufer wie Robert Eisenbergers 'learned industriousness', also ungefähr 'gelernte Geschäftigkeit': Wir unterliegen Lernmechanismen, und wenn wir für eine bestimmte Tätigkeit belohnt werden, ändert dies die Valenz der Tätigkeit selbst." Eine Lernerfahrung bzw. Konditionierung, auf der basierend man angenommen habe, dass so auch die Anstrengung selbst positiv erlebt wird.

Experimente

Für die Studie mit Kolleginnen und Kollegen der TU Dresden im Fachmagazin "Pnas" habe man an Versuchspersonen, Studierende aus verschiedenen Fachrichtungen, im Labor mit kardiovaskulären Maßen wie etwa Elektrokardiographie (EKG) gemessen, wie sehr sie sich beim Lösen von Aufgaben anstrengten. Hier gibt es bereits wissenschaftliche Erkenntnisse, dass solche Messungen nicht nur körperliche, sondern auch mentale Anstrengung abbilden. In der Versuchsgruppe wurden die Personen ihrer Anstrengung nach belohnt, in der Kontrollgruppe rein zufällig.

Nach dem ersten Durchgang wurde um das Lösen von Mathematikaufgaben gebeten. Deutlich machten die Forscher, dass es dieses Mal keine Belohnung geben werde und dass man sich die Schwere der Aufgaben selbst aussuchen könne. Diejenigen, die vorher in der Versuchsgruppe waren, wählten im Anschluss schwerere Aufgaben als diejenigen aus der Kontrollgruppe. Dies habe man dann in fünf Onlinestudien mit einem "Community Sample", einer gemischten Stichprobe, erneut durchgeführt und konnte den Effekt wiederholen. Der sei zwar klein, aber es scheint, als hätte die Anstrengung für diejenigen aus der Versuchsgruppe die Qualitäten einer Belohnung bekommen.

Belohnung von Vermeidung

Das bedeute aber nicht, dass es den generellen Effekt, Anstrengungen zu vermeiden, nicht gebe, betonte Job. Dies kenne man auch aus seinem subjektiven Erleben heraus. Zudem belohne die Gesellschaft etwa in der Schule oder auch im Studium nun einmal Leistung und nicht Anstrengung: "Wenn ein Kontext immer nur Leistung belohnt, dann belohnt er nicht das Streben nach schwierigen Aufgaben, sondern eher das Vermeiden." Lieber ein "Sehr gut" mit wenig Anstrengung bei einer einfachen Aufgabe als ein "Gut" mit viel Anstrengung bei einer komplexen. Das mag im Einklang mit dem Notenschnitt stehen. Ob es dagegen bezüglich eines vertieften Wissens förderlich ist, ist zumindest fraglich.

Eine Auswirkung der Studie könnte es daher sein, Anreizstrukturen zu setzen, "die es belohnen, wenn jemand schwierige Aufgaben macht und Einsatz zeigt, und nicht nur das Endprodukt". Als Beispiel nennt Job Montessorischulen, die eine andere Herangehensweise an Pädagogik haben als das klassische Schulsystem, welches nur auf das Endprodukt der Note schaue.

Die Würdigung des Aufwands

"Andere Systeme, die weniger Fokus auf die Note setzen, sondern auch auf den Umgang mit schweren Texten, wären eine Möglichkeit. Es geht darum, dass man das ermöglicht: Viel zu lernen, vertiefend zu lernen. Es ist im jetzigen System schwierig, Anreize dafür zu finden." Wobei Job durchaus glaubt, dass dies bereits geschähe, wenn auch eher informell: "Ich denke schon, dass Dozierende das in der Hand haben, das mitwürdigen zu können. Auch den reinen Aufwand zu würdigen."

Letztlich könnte auch ihre eigene Disziplin, die Psychologie, von der Studie lernen: Die "Replikationskrise" oder der "File-Drawer-Effekt", dass nämlich nur Studien mit signifikanten Ergebnissen veröffentlicht werden, die nicht-signifikanten aber kaum – all dies scheint vor allem auch einen Fokus auf das Endprodukt und nicht den Aufwand der geleisteten wissenschaftlichen Forschung zu legen. (APA

 

Nota. - Wie kam es aber zum jahrhundertealten Vorurteil vom natürlich-denkfaulen Menschen? Ganz einfach: Es fördert das Ansehen der lehrenden Stände. Lesen Sie die beiden Beiträge aus diesem Gesichtswinkel noch einmal, und - es werden Ihnen die Augen übergehen. Der Haken ist nämlich der: Die Menschen drücken sich ums Denken, wenn ihnen das Ergebnis vorgeschrieben wurde - aber sonst denken sie frisch drauflos.

Doch auf die Dauer - zumal wenn sie älter werden -wird ihnen bloßes Phantasieren fad. Dann wollen sie herausfinden, ob es was taugt. Kritik verlangt Verstand, und der braucht Eifer. und dann finden sie an der Anstrengung Freude wie der Jogger am Laufen.

JE