Das dargestellte Schöne ist schön. Das dargestellte Schaurige ist nicht schaurig - es sieht nur so aus. Nun sind schön und schaurig in ästhetischer Hinsicht keine Gegensätze; schon weil schaurig keine ästhetische Kategorie ist, sondern, wenn die Situation es bringt, eine des wirklichen Lebens, wo Vor- und Nachteile abzuwägen sind.
Das Gegenteil des Schönen ist aber auch nicht das Hässliche. Das Gegenteil des Schönen und des Hässlichen ist das ganz und gar Unansehnliche, wörtlich: an dem es nichts anzusehen gibt, das ohne allen Reiz ist. Was aber ohne allen Reiz ist - nicht aber, was schön ist -, hängt von der Umgebung ab. Ein Intérieur von Villem Hammershöi, ganz grau in Grau und menschenleer, ist nicht ohne allen Reiz, weil es nämlich absticht, und sei es nur: von dem, was ein Museumsbesucher erwartet. (Wer aber genauer hinsieht, erkennt einen Rhythmus in dem Grau.) Was befremdlich ist, ist reizvoll und nicht reizlos, und das ist noch das im Bild unschädlich gemachte Schaurige. Doch es zu schätzen muss man aufgelegt sein. Das Schöne wahrzunehmen und zu schätzen kann man dagegen jedem zumuten, jederzeit. (Ihm schaut freilich der Kitsch über die Schulter, und der hängt wohl von den Bedingungen ab, so dass das Schöne Mitte des 20. Jahrhunderts ganz in Verruf war, höchstens durfte etwas schön scheußlich sein, und das ist dann wieder ein echtes Grauen im wirklichen Leben.)
David Ryckaert La ronde des Farfadets
Rubens, Boreas entführt Oreithya
Allessandro Magnasco, Gerichtsszene
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