zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Man muss die Vernunft als Ganzes auffassen,
dann findet kein Widerstreit statt, dann ist die Natur ganz absolut
durch sich selbst gesetzt als absolutes Sein, entgegengesetzt nur dem
absoluten Ich. Diese Ansicht muss eine Naturwissenschaft nehmen.
__________________________________________________
J. G. Fichte,Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 240
Nota. - Mit
der Natur - nämlich allem, was in ihr wirklich vorkommt - beschäftigen
sich die Wissenschaften. Sie ist, wie sie ist, und ohne Apriori, das ihr
zugrunde läge. Die Vernunft nimmt sie so, wie sie ist, und das heißt:
nicht anders, als sie erscheint. Die Vernunft ist reali-stisch. Auch gegenüber der selbstgemachten Geschichte der Menschen, die in ihr vorkommen.
Ansonsten gibt es überhaupt nur die Sphäre des absoluten Ich, und das ist nichts anderes der Gang, den die Vor- stellung genommen hat und nehmen musste, um Vernunft allererst her-vorzubringen. Der
Natur ist sie natürlich, als ihrem Gegenstand, entgegengesetzt und
kommt in ihr nicht vor. Sie ist die Sphäre absoluter Tätigkeit.
14. 6. 19
Die ganze Sphäre des absoluten Ichs ist die ganze Vernunft, oder auch die intelligible Welt. Sie steht der Natur als der sinnlichen Welt als ganze gegenüber. Ein Ganzes ist die sinnliche Welt selber nur, insofern sie in der intelligiblen Welt vorkommt. Denn das tut sie als ein System von Begriffen. Es ist das Weltbild der Wissenschaft. Nicht dieses steht der Sphäre des asoluten Ichs entgegen, sondern die Natur selber - als eine Unsumme von Mannigfaltigem.
Zur Sphäre des absoluten Ich gehört indessen auch - wiederum als sein Gegensatz! - der (Un)endweck der Vernunft, der so absolut ist wie das Ich, indem er nämlich wie das Ich unendlich bestimmbar ist. Vernunft ist das unendliche Übergehen aus einer Unbestimmtheit in die andere: Nur was dazwischen schwebt, ist wirklich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen