
Es gibt zwei Haupthandlungen des
Ich; die eine, wodurch es sich selbst setzt und alles, was dazu
erforderlich ist, also die ganze Welt. Die zweite ist ein abermaliges
Setzen desjenigen, was durch jene erste Handlung schon gesetzt ist. Es
gibt also ein / ursprüngliches
Setzen des Ich und der Welt und ein Setzen des schon Gesetzten, das
erste macht das Bewusstsein erst möglich und kann daher darin nicht
vorkommen; das zweite aber ist das Bewusstsein selbst. Das zweite setzt
sonach das erste voraus. Im zweiten wird sonach etwas gefunden, das ohne
das Ich vorhanden, worauf das Ich reflektiert. Das erste, dessen Resultat das Ding ist; dadurch zeigt sich, was eigentlich Produkt des Ich ist.
Es wäre sonach zu unterscheiden eine ursprüngliche Thesis oder, da in ihr ein Mannigfalti-ges gesetzt wird, eine ursprüngliche Synthesis, von der Analysis, wenn nämlich wieder auf das reflektiert wird,
was in der ursprünglichen Synthesis liegt. Die gesamte Erfahrung ist
nun bloße Analysis dieser ursprünglichen Synthesis. Das ursprüng- liche
Setzen kann nicht im wirklichen Bewusstsein vorkommen, weil es erst die
Bedingung der Möglichkeit alles Bewusstseins ist.
Dies ist der kurze Inbegriff, das Wesen und der Charakter der Wissenschaftslehre.
_______________________________________________________________________J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, I. Einleitung Hamburg 1982, S. 9f.
Nota. - Die Wissenschaftslehre sei reine Reflexionsphilosophie, hat Hegel gemäkelt. Doch was immer sich mit dem Denken, Wissen, Meinen beschäftigt, ist Reflexion, selbst wenn es davon nichts ahnt. Das Wissen aussprechen kann nur, wer vom Wissen weiß. Wer daran Zweifel sät, will Zwielicht statt Aufklärung und Obskurität statt Vernunft.
JE
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