Freitag, 20. August 2021

Sein gewagter Gang.

Kanon nach Polyklet                      zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Die Gattung hat, meines Erachtens, frei sich vom Boden emporgehoben und sich damit das Vermögen erworben, ihr Auge rund um sich herumzuwerfen, um das halbe Universum am Himmel zu überblicken, indes das Auge des Tieres durch seine Stellung an den Boden ge-fesselt ist, welcher seine Nahrung trägt. 

Durch diese Erhebung hat er der Natur zwei Werkzeuge abgewonnen, die beiden Arme, welche, aller animalischen Verrichtungen entledigt, am Körper hängen, bloß um das Gebot des Willens zu erwarten, und lediglich zur Tauglichkeit für die Zwecke desselben ausgebil-det werden. 

Durch ihren gewagten Gang, der ein immer fortdauerndeer Ausdruck seiner Kühnheit und Geschicklichkeit ist, in Beobachtung des Gleichgewichts, erhält sie ihre Freiheit und Ver-nunft stets in der Übung, bleibt immerfort im Werden und drückt es aus.
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J. G. Fichte, Grundlage der Naturrechts..., SW III,
S.83

 
 
Nota. -  Fichtes Naturrecht ist kein Bestandteil der Wissenschsftslehre, sondern lediglich eine sachliche Ausführung 'nach deren Prinzipien'. Zur Wissenschaftslehre selber trägt es nur bei eine Erhellung, 'wie sie gemeint ist': nämlich als eine Anthropologie.

Die Anthropologie kann man auffassen als die Summe der Philosophie. Man kann sie auf-fassen als ihren Stachel: Wozu taugt philosophieren überhaupt? Und drittens als deren Kri-terium: Leistet sie, was sie unternimmt? Sie ist A und O. Sie ist der Übergang -  ein Prozess der Reinigung, krísis, und zwar in einem unendlichen Zirkel.
JE

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