Sonntag, 8. März 2020

Von der bedeutenden zur schönen Kunst.

Giotto                    aus Rohentwurf

6. Ende des 19. Jahrhunderts gab's unter deutschen Malern (d.h. Kritikern) den Streit von Sinnhubern und Formhubern. Vorausgesetzt war: daß das Sinnhafte eo ipso im Sujet, Gegenstand, Motiv des Kunstwerks an- gesiedelt sei: dem 'Stoff'; alles andere sei 'bloße Form' und eo ipso ohne Sinn. Aber daß 'das Formale' als die ästhetische Seite des Werks selber dessen "Sinn" ausmachen könne, kam nicht in den... Sinn.

Der Witz ist der: In der Geschichte der Kunst erleben wir, trivial gesprochen, eine stetige Verschiebung der Gewichtung vom Motivischen zum Ästhetischen. Die 'Bedeutung' steht zu Anfang (Lascaux, Altamira) im Mittelpunkt des Interesses der Kunstmacher; und wenn sie über bildnerische Tricks verfügen, die ihnen erlau- ben, eine bestimmte "Wirkung" beim Betrachter um so sicherer zu erzeugen, so ist es Wirkung in Hinblick auf den außerästhetischen Zweck des Werks; bis hin zum mittelalterlichen Heiligenbild. Der heutige Betrachter wird darin einen "ästehtischen Reiz" erkennen; aber so war er seinerzeit nicht gemeint: sondern eben als Wir- kungsverstärker.

Die Herauslösung des ästhetischen Gesichtspunkts - sei's Schönheit, sei's Erhabenheit - aus dem Geflecht sozialer Zwecke geschieht erst in der Renaissance (Vasari), und macht die Entstehung von Kunst in specie aus. 




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