Samstag, 13. März 2021

Das Ich auf frischer Tat ertappen.

fotocommunity                    zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik  

Das Ich selbst macht durch sein Handeln das Objekt; die Form seines Handelns ist selbst das Objekt, und es ist an kein anderes Objekt zu denken. Dasjenige, dessen Handelsweise notwendig ein Objekt wird, ist ein Ich, und das Ich selber ist nichts weiter als ein solches, dessen bloße Handelsweise ein Objekt wird. Handelt es mit seinem ganzen Vermögen - man muss sich wohl so ausdrücken, um sich überhaupt ausdrücken zu können -, so ist es sich selbst Objekt; handelt es nur mit einem Teile desselben, so hat es etwas, das außer ihm sein soll, zum Objekte. 

Sich selbst in dieser Identität des Handelns und Behandeltwerdens - nicht im Handeln, nicht im Behandeltwerden, sondern in der Identität beider - ergreifen und gleichsam auf der Tat überraschen, heißt das reine Ich ergreifen und sich des Gesichtspunkts der transzenden-talen Philosophie bemächtigen. 

Dieses Talent scheint manchem ganz und gar versagt zu sein. Wer beides nur einzeln und abgesondert sehen kann und auch, wenn er sich Mühe gibt, den angezeigten Gedanken immer nur so, wie es sich trifft, entweder als das Tätige oder als das Objekt der Tätigkeit ergreift, erhält durch beide in ihrer Absonderung ganz widersprechende Resultate, die nur scheinbar vereinigt werden können, weil sie es nicht gleich vom Anfange an waren. 
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J. G. Fichte, Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 23


Nota. - Was da nur so rumliegt, ist kein Objekt. Es ist Dingsbums: Bestimmbares und sonst nichts. Objekt wird es in dem Moment, wo ein Wollendes es zu bestimmen beginnt: es zu seinem Objekt macht. Ebensowenig ist ein Wollendes ein Subjekt, bevor es nicht etwas zu bestimmen beginnt. Es fängt Alles immer mit einer Tat an; und es muss Alles erst einmal anfangen.

JE

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