Donnerstag, 4. März 2021

Digitale Revolution und Iconic Turn.

                                                                               aus Philosophierungen

Das Internet und alle materielle wie menschliche Hard- und Software, die daran hängen, entstammen nicht nur ‘unserer’ Welt – sie werden dort auch bleiben. Es greift zwar tiefer als jedes andere Medium zuvor – sofern wir die Sprache selbst einmal ausnehmen – in ‘meine’ Welt hinein: weil es zwar der digitalen Technik entstammt, in der ‘unsere’ Welt womöglich ihren endgültigen Daseinsmodus gefunden hat; aber seine mächtigste Wirkung auf ‘analo-gem’ Weg erzielt – in der Macht der virtuellen Bilder! (Man möchte sagen, digitale Revolu-tion und Iconic Turn sind Wechselbegriffe.*) Die gehen tiefer und fester in ‘meine’ Welt ein, als es Begriffe und logisches Denken je vermocht haben. 

Aber Leben erhalten sie erst dort. Ihre Macht über mich ist die Macht meiner Einbildungs-kraft über sie. Und ob sie meine Einbildungskraft herausfordern und ihre Virtuosität aus-bilden, oder ob sie sie überschwemmen und ersäufen, das... kommt ganz drauf an.

Die Einführung des ersten Digits ins Gemütsleben der Menschen, des gesprochenen Wor-tes, hat ihre produktive Einbildungskraft nicht verödet, nein, ganz gewiss nicht. Auch nicht der Untergang  des mythologischen Zeitalters in der Verwissenschaftlichung der Welt (wie man das nannte). Sonst hätten sie die digitale Technologie ja nicht erfinden können.

Der Quell des tatsächlichen und produktiven Denkens ist das Sprudeln anschaulicher Bilder. Die Reflexion tritt hinzu und ‘macht was draus’, aber erfinden kann sie nichts. Die Bilder können meine Einbildungskraft nur zu-pappen, wenn ihr zuvor im Korsett des diskursiven Regelmaßes die Luft genommen wurde. Wie und womit, und vor allem: von wem Kinder “beschult” werden – das spielt allerdings eine Rolle! Die Bildung sollte sich schon darauf besinnen, dass der Ursprung der Vernunft nicht logisch (‘digital’), sondern ästhetisch (‘analog’) ist. Wenn alles, was irgend digitalisierbar ist, erst seinen gehörigen Platz in den Diskursen gefunden haben wird, dann bekommt die Einbildungskraft wieder freies Spiel.

*) Wechselbegriffe sind solche, von denen der eine nicht ohne den andern erklärt werden kann. 

23. 10. 2010



Nota. Das obige Foto gehört mit nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE    

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