aus welt.de, 13. 12. 2021 zuJochen Ebmeiers Realien
Zum ersten Mal ist bei einer Tierart beobachtet worden, dass die Mitglieder einer Gruppe neue soziale Konventionen entwickeln und sich anschließend langfristig daranhalten können.
Die französischen Forscher bezeichnen ihre in der Fachzeitschrift „Philosophical Transactions of the Royal Society B“ veröffentlichten Ergebnisse als Durchbruch („groundbreaking“). Zum ersten Mal sei gezeigt worden, dass die Fähigkeit zu sozialen Konventionen nicht ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen, des Homo sapiens, ist.
Wenig überraschend ist, dass die Forscher des Primatenzentrums in Rousset-sur-Arc und vom Labor für Cognitive Psychologie der Aix-Marseille Université ihre Experimente mit Affen durchgeführt haben – mit Pavianen, die sehr soziale Tiere sind. Paviane können auf vielfältige Weise miteinander kommunizieren, unter anderem über ihren Gesichtsausdruck, die Körperhaltung, durch Körperkontakt und Laute.
Die Forscher gaben den Pavianen folgende Aufgabe: Ihnen wurden zwei verschiedene Bilder präsentiert, die zufällig aus einer Datenbank ausgewählt wurden. Diese beiden Bilder wurden zwei Affen auf separaten Bildschirmen präsentiert.
In einer ersten Phase konnten die Tiere sich gegenseitig sehen, sodass die Entscheidung für das gleiche Bild möglicherweise auch schlicht durch Imitieren als Lösungsstrategie zustande gekommen sein kann. Doch selbst, wenn die Tiere sich nicht mehr beobachten konnten, wählten sie zielführend die gleichen Bilder aus. Das beweist, dass sie sich irgendwie auf Kriterien bei der Bildauswahl geeinigt haben mussten.
Diese Konventionen waren effizient, weil sie den Tieren eine Belohnung ermöglichte. Sie waren überdies ohne jede Vorgabe von den Forschern eigenständig vereinbart worden. Und, das ist ebenfalls bemerkenswert, diese Konventionen blieben über lange Zeiträume stabil, wurden also nicht wieder nach kurzer Zeit vergessen.
Wenn diese drei Punkte erfüllt sind, so die Forscher, könne man mit Fug und Recht von „sozialen Konventionen“ reden.
Nota. - Und wie immer wurden diese Beobachtungen unter von Menschen arrangierten Laborbedingungen. Der Test beweist nur, dass Pavianen europhysiologisch zu Sachen fähig sind, die sie unter ihren normalen Lebensumständen nicht tun, weil dort die äußeren Bedingungen fehlen, die sie dazu veranlassen können. Dort wird eben Kooperation von niemandem 'belohnt'.
Das ist interessant genug - aber nur, wenn man die obigen Einschränkung ausdrücklich dazusetzt. Den Menschen zeichnet aus, dass er die Lebensumstände, unter denen die Mobilisierung zuvor verborgener Fähigkeiten von Vorteil war, selber gewählt hat.
JE
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