Bodenseeschmiede zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Wir handeln nicht, weil wir erkennen, sondern wir erkennen, weil wir zu
handeln bestimmt sind; die praktische Vernunft ist die Wurzel aller
Vernunft. Die Handelsgesetze für vernünf-tige Wesen sind unmittelbar gewiss:* ihre Welt ist gewiss nur dadurch, dass jene gewiss sind.
Wir können den ersteren nicht absagen, ohne dass uns die Welt, und mit
ihr wir selbst in das absolute Nichts versinken; wir erheben uns aus
diesem Nichts, und erhalten uns über diesem Nichts lediglich durch
unsere Moralität.
_______________________________________________________________________J. G. Fichte, Die Bestimmung des Menschen, SW II, S. 263
*) "Die
Moral sagt schlechterdings nichts Bestimmtes – sie ist das Gewissen –
eine bloße Richterin ohne Gesetz. Sie gebietet unmittelbar, aber immer einzeln. Gesetze sind der Mo-ral durchaus entgegen."
Novalis, Allgemeines Brouillon, N°670
Nota I. - Ab hier wird die Wissenschaftslehre zu einer Fundamentalontologie. Sein ist Da-sein und Dasein ist Handeln-müssen. Das ist keine Metaphysik, die aus Begriffen konstru-iert. Es ist eine Existenzphilosophie, auf theoretischen Erwägungen beruht sie nur ex nega-tivo. Sie kann vielmehr als Metaphilosophie das theoretische Wissen ihrerseits begründen.
Nota II. - Zum obigen Zeitpunkt war mir der fundamentale Bruch in Fichtes Philosophie, der zwischen den Rückerinnerungen... und der Bestimmung des Menschen lag, noch nicht genügend klargeworden. Das ist erst durch die gründliche Lektüre der Nova methodo ge-schehen. Dort war die Darstellung einer aktualistischen Fundamentalontologie am weitesten gediehen. In der Bestimmung des Menschen geschieht hingegen eine dogmatische Kehrt-wendung, nach welcher Fichtes Lehre weder als Fundamentalontologie noch eigentlich als aktualistisch bezeichnet werden kann
JE
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