Hein Glück / pixelio.de aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
... aber es ist sicher wahr, und wird an seinem Orte streng erweisen
werden, dass das Ich sich seiner selbst nie bewusst wird, noch bewusst
werden kann, als in seinen empirischen Bestimmungen, und dass diese
empirischen Bestimmungen nothwendig ein Etwas ausser dem Ich
voraussetzen. Schon der Körper des Menschen den er seinen Körper
nennt, ist etwas ausser dem Ich. Ausser dieser Verbindung wäre er auch
nicht einmal ein Mensch, sondern etwas für uns schlechthin
ungedenkbares; wenn man ein solches, das nicht einmal ein Gedankending
ist, noch ein Etwas nennen kann. /
Das, was er ist, ist er zunächst nicht darum, weil er ist; sondern darum, weil etwas ausser ihm ist.
– Das empirische Selbstbewusstseyn, d. i. das Bewusstseyn irgend einer
Bestim-mung in uns, ist nicht möglich, ausser unter der Voraussetzung
eines Nicht-Ich, wie wir schon oben gesagt haben und an seinem Orte
beweisen werden.
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J. G. Fichte, Einige Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten, SW VI, 295f.
Nota. - 'Schon der Körper des Menschen, den er seinen Körper nennt, ist etwas ausser dem Ich.' Das Ich ist 'dasjenige am' Menschen, was vernünftig ist. Sein Körper gehört nicht dazu; er ist allerdings das, ohne was er nicht wirklich ist. Das, was 'am' Menschen vernünftig ist, ist eine reine Denkbestimmung, ist ein Noumenon.
JE
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