Dienstag, 7. Dezember 2021

Deine Freiheit liegt in der Zukunft.

Carpeuax, La Marseillaise;      aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Ich setze mich als Individuum im Gegensatze mit einem andern Individuum, indem ich mir eine Sphäre für meine Freiheit zuschreibe, von welcher ich den anderen -, und dem anderen eine zuschreibe, von welcher ich mich ausschließe - es versteht sich, lediglich im Denken eines Faktums und zufolge dieses Faktums.

Ich habe mich also frei gesetzt; neben ihm und unbeschadet der Möglichkeit seiner Freiheit. Durch dieses Setzen meiner Freiheit habe ich mich bestimmt; das Freisein macht meinen wesentlichen Charakter aus. 


Aber was heißt das: freisein? Offenbar, die gefassten Begriffe seiner Handlung ausführen können. Aber die Ausführung folgt immer dem Begriffe, und die Wahrnehmung des ent-worfenen Produkts der Wirksamkeit ist immer, in Beziehung auf die Entwerfung des Be-griffes davon, zukünftig; und wenn sie den Charakter des Wesens ausmachen soll, für alle Zukunft des Individuums. Sie wird in / der Zukunft gesetzt, soweit das Individuum selbst in ihr gesetzt wird.
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J. G. Fichte, Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 51f.
  
  



Nota. - Freiheit ist ein Sache der Zukunft nicht so, dass ich sie abwarten soll, sondern so, dass ich sie erst selber realisieren muss. Will sagen: Mit dem Entwefen des Zweckbegriffs fängt Freiheit allenfalls an. Sie verwirklicht sich immer erst in der Ausführung des Zwecks.
JE 23. 2. 19

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