Der Versuch, die Herkunft und daher die Berechtigung der Vernunft zu prüfen, steht vor einem Dilemma. Er kann selber nicht ohne Anwendung von Vernunft geschehen, und muss ergo das, was er erst überprüfen will, schon als berechtigt voraussetzen.
Was aber ist Vernunft? Formaliter ist sie das diskursive Verfahren: das Verfahren, das geklär-te Begriffe durch bewährte Regeln - Logik und Grammatik - an einander knüpft. Doch sind Begriffe, Logik und Grammatik nicht das Wesen der Vernunft selbst, sondern lediglich de-ren allseits und jederzeit einsichtige Darstellungsweise: Wer immer sich ihrer befleißigt, muss in seinen Ergebnissen mit denen der andern übereinstimmen.
Das macht den weltpolitischen Umsturz aus, den der moralische Sieg der Vernunft in der Geschichte der Menschheit bedeutet.
Aber nicht ihre Handlungsweise selbst. Die besteht immer noch darin, dass die zu Ergeb-nissen kommt. Da ist eine Dynamik am Werk, die nicht aus den leblosen Ingedienzien Begriff, Logik und Grammatik stammt. Sie stammt von denen, die denken.
Abstrahieren wir einmal davon, dass sie sich mit einander verständigen - was allerdings in der wirklichen Geschichte der Grund war, dass Vernunft entwickelt wurde und schließlich allgemeine Geltung beansprucht; tun wir so, als sei die Menschengemeinschaft, die sich durch Begriffe, Logik und Grammatik zu verständigen sucht, allbereits verständigt, so dass wir sie als ein Subjekt behandelnkönnen - wohin es in der Geschichte nie kommen wird, was aber uinerreichbares Ziel ihrm Verkehr fiktional zu Grunde liegt. Dann müssen und können wir auf Begriff, Logik und Grammatik verzichten, dann knüpft nicht ein histori-sches Individuum geistige Daten aneinander, sondern entwickelt ein ideal aufgefasstes Ich aus ursprünglichen Vorstellungen klarere und bestimmtere Vorstellungen; und dies ohne Ende, weil es in der Welt ohne Ende handeln und sich seine Zwecke setzen muss.
Die Folge ist zum einen, dass die Darstellung das Mit denken nicht durch messerscharfe Schlüsse formal erzwingen kann, sondern die Vorstellungen, die als Bilder entstehen, auch als Bilder beschreiben muss - mit der den Bildern eigentümlichen Ungenauigkeit und Viel-deutigkeit, aber auch Farbigkeit und Suggestivkraft. Woraus zweitens folgt, dass sie die Mit-denker nicht durch Argumente packen und lenken kann, sondern durch Kunst verlocken und verführen muss.
Wie brauchbar die so erdachten Ergebnisse sind, ist dann freilich dem unnachsichtigen Urteil der... fertigen Vernunft unterworfen und dem ganzen Arsenal ihres kritischen Be-stecks. Das ist die Probe darauf, ob ihr die Rekonstruktion von Begriffen, Logik und Grammatik aus den lebendigen Vorstllungen gelungen ist oder nicht.
Nota. Die
obigen Fotosgehören mir nicht, ich habe sie im Internet gefunden. Wenn Sie
der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht
wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
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