aus FAZ.NET, 26. 5. 2022 George Grosz, Ganoven an der
Theke 1922 zu
Von
Felicitas Rhan
George Grosz bannte die kleine Gesellschaft 1922 auf Velinpapier. Dabei steht die vom Künstler verwendete, leuchtend fröhlich wirkende Farbpalette in krassem Gegensatz zum finsteren Bildthema des 62 mal 49 Zentimeter messenden Aquarells. Grosz’ Darstellungen des Gesellschaftlichen der Goldenen Zwanziger sind Ikonen der Moderne: Mit dadaesk-burleskem Humor und einer Portion Zynismus verarbeitet er die Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs. Dessen wirtschaftliche wie gesellschaftliche Folgen treten in der Weimarer Republik besonders in Berlin, dem Geburt- und Sterbeort von Grosz, offen zutage. Schon 1916 hatte der Maler, der 1933 in die Vereinigten Staaten emigrierte und erst kurz vor seinem Tod 1959 nach West-Berlin zurückkehrte, seinen Namen anglisiert, um seine Antikriegshaltung zu demonstrieren und die patriotische Stimmung im Kaiserreich zu konterkarieren. Passend dazu hat kürzlich in Berlin-Schöneberg „Das kleine Grosz-Museum“ eröffnet – mit der Ausstellung „Schreiben Sie doch bitte Grosz statt Gross. Wie aus Georg Ehrenfried Gross der politische Künstler George Grosz wurde“. Sie ist bis zum 30. September zu sehen. Das Museum befindet sich in einer Tankstelle aus den Fünfzigerjahren, die der Galerist und Sammler Juerg Judin vor mehr als zehn Jahren zum Wohnhaus umbaute. Aus Judins Sammlung, anderen privaten Leihgaben und dem Nachlass des Künstlers, den Ralph Jentsch verwaltet, stammen die Werke für die künftigen Ausstellungen.
George Grosz, Soirée 1922
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