
A) Wie schon oben erwiesen, entwirft sich das praktische Ich einen Begriff von seiner Tätigkeit, welcher der Zweckbegriff heißt.
Die Tätigkeit des Ich ist ein Übergehen von der bloßen Bestimmbarkeit zur Bestimmtheit. Die letztere wird aus der / Summe der ersten herausgerissen, und der herausgerissene Teil ist der, der begriffen wird.
Das
Ich bestimmt sich, heißt, es wählt unter dem Bestimmbaren aus, die Wahl
geschieht nach dem Begriffe, sonach war das Ich als Intelligenz nicht
frei.
Man denke das Bestimmbare als Etwas.
Dieses Prädikat kommt ihm zu, denn es ist an-schaubar. Unter diesem
Etwas, welches in der Sphäre des Bestimmbaren liegt, wählt die absolute
Freiheit. Sie kann in ihrer Wahl nicht gebunden sein, denn sonst wäre
sie nicht Freiheit. Sie kann ins Unendliche mehr oder weniger wählen,
kein Teil ist ihr als der letzte vorgeschrieben. Aus dieser Teilbarkeit
ins Unendliche wird vieles folgen (der Raum, die Zeit und die Dinge).
Unendlich teilbar ist alles, weil es eine Sphäre für unsere Freiheit
ist.
Hier ist die praktische Tätigkeit nicht gebunden, weil sie sonst aufhören müsste, Freiheit zu sein, aber darin ist
sie gebunden, dass sie nur aus dem Bestimmbaren wählen muss. Das
Be-stimmbare erscheint nicht als hervorgebracht, weder durch reale noch
durch ideale Tätig-keit; es erscheint als gegeben zur Wahl. Es ist
gegeben heißt nicht, es ist dem Ich überhaupt gegeben, sondern dem
wählenden, praktischen Ich. Wir haben oben gesehen, dass das Be-stimmbare
aus den Gesetzen der idealen Tätigkeit hervorkommt. Man kann sagen, es
ist durch die Natur der Vernunft gegeben.
Die Freiheit besteht darin, dass unter allem gewählt
werden kann; die Gebundenheit darin, dass unter dieser Summe gewählt
werden muss. Wir erhalten hier einen Begriff der be-stimmten Summe für
die Wahl der Freiheit; ein Teil der Summe heißt eine bestimmte Tätigkeit
oder Handlung.
1) Wir erhalten hier eine Summe des Bestimmbaren; dies kommt daher, weil wir über unsere vorige Reflexion wieder reflektieren, sie wird jetzt aufgefasst als ein bestimmter Zustand des Gemüts, aber dadurch wird alles vollendet und ganz, was darin liegt. Im Para-graph 1 war von einer Totalität des Bestimmbaren nicht die Rede und konnte es nicht sein, weil das Anschauende selbst in dem Bestimmbaren sich verlor.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo S. 57f.
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo S. 57f.
Nota. - Wenn irgendwo, dann wird hier sinnfällig, dass das transzendentale Ich, von dem hier die Rede ist, mit dem wirklichen historischen Individuum... ich will nicht sagen: gar nichts, aber doch nur in der alleräußersten Abnstraktion zu tun hat. Kein Mensch, weder wenn er auf die Welt kommt, noch gar, wenn er dort schon eine Weile unterwegs war, findet sich je vor einer Sphäre von Bestimmbarem, aus der er frei wählen kann - und von da aus weiter ins Unendliche.
So kann es sich nur ein schon sattsam zur Vernunft Gekommener vorstellen, der sich aus-malt, wie er es anstellen würde, wenn er alles nochmal von vorne machen müsste - ohne doch vergessen zu haben, wo er am Ende eigentlich hinsoll.
Die wirklichen Individuen finden sich
vielmehr in einer Welt vor, die von Bestimmungen aller Art längst
vollgestopft ist und wo sich höchstens in ganz unverhofften
Bedeutungs-löchern die Möglichkeit oder gar die Notwendigkeit auftut,
'aus Freiheit' selber bestimmen zu können und müssen. Der im
oberen Satz Angesprochene wird ihm allerdings sagen, dass er gerade mit
sich selbst ebendies ununterbrochen tut: nur merkt er's kaum mal.
JE 13. 5. 16
Nota.
Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden.
Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht
wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
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