Samstag, 19. März 2022

Freie Willen sollen zu einem gewissen mechanischen Zusammenhang und Wechselwirkung gefügt werden.

Winslow Homer                 aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

(Ferner ist die Rechtslehre auch praktisch, so eine rechtliche Verfassung macht sich nicht selbst, sondern muss hervorgebracht werden; kann aber nicht wie die Moralität durch Selbstbeschränkung bewirkt werden. Sie braucht äußere Mittel und lässt sich nicht gebieten, da von ohngefähr Vereinigung des Willens Mehrerer erst erfordert wird, vid. Kant zum Ewigen Frieden. 

Die Aufgabe dieser Lehre [=der WL] ist die: freie Willen sollen zu einem gewissen mechani-schen Zusammenhang und Wechselwirkung gefügt werden. Nun gibt es so einen Natur-mechanismus an sich nicht, er hängt zum Teil mit von unserer Freiheit ab; Wirksamkeit der Natur und Vernunft in ihrer Vereinigung bewirken diesen Zustand.)
________________________________________________
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodoS. 242



Nota I. - 'Eine rechtliche Verfassung hervorbringen' heißt Politik. Sie ist natürlich praktisch, was sonst? Doch auch die Rechtslehre im engeren Sinn, die das geltende positive Recht mit dem fiktiven Naturrecht vergleicht, ist praktisch, und theoretisch nur, insoweit sie kritisch ist. 

Nicht einmal das Naturrecht ist rein-theoretisch: denn es leitet seine Konklusionen ja nicht blind und mechanisch aus gegebenen Prämissen her, sondern entwirft seinen 'Zweckbegriff' aus Freiheit. Das Reich des Theoretischen ist nicht nur bei Fichte viel enger als bei andern Philosophen, sondern noch ein bisschen enger als selbst bei Fichte.
21. 5. 16

Nota II. - 'Mechanisch'  ist dieser Zusammenhang, sofern er nicht nur durch unmittelbare Wechselwirkung freier Willen bedingt ist, sondern in der sinnlichen Welt durch Dinge ver-mittelt wird, auf die wechelseitig mechanisch eingewirkt wird.
JE

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen