Sonntag, 28. Februar 2021

Begreifen ist wollen.

                                 aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Ich finde mich als wollend (Grundgesetz), so nur, in wiefern durch meinen Begriff etwas wirklich werden soll. Dies ist Gesetz meiner sinnlichen Erkenntnis, nun ist diese Wirklich-keit nicht, außer in wie fern sie durch meinen Begriff sein soll, sie wird also nicht erblickt, als insofern mein Begriff als Kausalität habend angeschaut wird. Nur insofern die Kategorie etwas hinzusetzt, produzierend ist; an einen Begriff als einen wirkenden wird die Wirkung erst hinzugedacht; durch die Kategorie wird etwas. 
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 198 


Nota I. - Hier sind wir nicht mehr beim reinen, sondern schon beim empirischen Wollen: Als Bestimmungsgrund ist der (Zweck-) Begriff hinzugetreten. Die Vorstellung der Kausa-lität ist ein Derivat des Wollens

In der Wirklichkeit will ich freilich immer schon etwas - dieses oder jenes -, und nie 'rein'.

31. 12. 14

Nota II. - Das reine Wollen ist ein bloßes Gedankending, Noumenon, das dazu dient, mei-nem wirklichen Wollen von diesem oder jenem einen Grund zu legen. Doch ist die Trans-zendentalphilosophie keine Metaphysik, die das, was ist, aus dogmatisch vorausgesetzten Ursachen konstruiert: 'Weil dieses so ist, folgt daraus jenes', was... so oder anders ist. So oder anders: Es müsste Notwendigkeit herrschen. 

Die Transzendentalphilosophie hat gar nicht mit Sachverhalten zu tun, die so oder anders sein könnten. Sie hat es mit den Vorstellungen zu tun. Da geht es nicht um hinreichende Gründe; sondern um die notwendigen Bedingungen ihrer Möglichkeit, und Möglichkeit ist unbestimmt. Sie können nicht erklären, warum etwas so oder so ist, sondern nur, dass etwas ist. 

Dass es so oder so ausfällt - dass der eine dies, der andere jenes vorstellt -, bedarf der Be-stimmung; am Grunde angekommen, findet sie ein sich-selbst bestimmendes Unbestimm-tes vor, eine prädikative Qualität, und die identifiziert sie als Freiheit. Sie ist vorauszusetzen als allererste Bedingung aller Möglichkeit. Vorausgesetzt bleibt immer ein Wollen. Ohne das wird aus keiner Möglichkeit etwas.
JE, 21. 11. 18

 

Nota. Das obige Foto gehört mit nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE   

Wirklich ist, was...

                                                                       aus Philosophierungen
    
... in Raum und Zeit vorkommt. Das hat auch Kant nicht anders gesehen. Und das Denken bringt es erst zu was, wenn es einsieht, dass Begriffe ohne Anschauung leer sind. Unter An-schauung verstand er alles, was sinnlich ist, und sinnlich ist, was... in Raum und Zeit vor-kommt.

Radikalisiert wurde Kant von J. G. Fichte. Der nennt, was sinnlich ist, geradewegs Gefühl. Anschauung sei dagegen schon eine intellektuelle Leistung, durch die nämlich ein Gefühl erstens als dieses und zweitens als meins bestimmt wird. Doch was es ist und was Ich hei-ßen kann, bestimme ich erst durch meine Arbeit des Begreifens (und die geschieht durch Setzen und Entgegensetzen). Denn ohne Begriff bliebe meine Anschauung blind.

aus einem Kommentar, 5. 1. 17


 
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.

Samstag, 27. Februar 2021

Das Transzendentale ist rein noumenal.

isha.sadhguru                          aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Dass Transzendenz nicht in die Wissenschaft und also auch nicht in die Philosophie gehört, hat sich als stille Selbstverständlichkeit durchgesetzt, wenn auch an theologischen Fakultä-ten pro forma noch das Gegenteil gesagt wird und Astrophysiker, wenn sie die Siebzig überschritten haben, ihre Phantasie auch gern mal hinter den Urknall zurückschweifen lassen. Wirklich ist bloß die Wirklichkeit.

Wie ist das mit dem Transzendentalen? Die paar verbliebenen trotzigen Kantianer - Fich-tianer gibt es auch wieder - meinen, dass die Positivismen verschiedener Couleur es noch nie überholt, nicht einmal eingeholt haben. Doch ob das Transzendentale nun zur Wirk-lichkeit gehört oder doch nicht mehr, darf man sie nicht fragen: So einfach wär das nicht! Vielleicht sei es ja eine Realität sui generis, der Erfahrng zwar nicht zugänglich, kann dank passender Verrichtungen womöglich doch spekulativ erschlossen werden? Nicht zu jeder Zeit und nicht durch jedermann, man kann gar nicht recht sagen, was es ist, man muss es selber ausprobiert, gewissermaßen erfahren haben wie das Mystische, sonst fasst man es nie...


Es wundert nicht, dass Studenten, die ein Faible für die Schärfe des Begriffs haben, die Transzendentalphilosophie unbeachtet links liegenlassen.

Man muss es ein für allemal klarstellen: Das Transzendentale hat keine Realität, es ist rein noumenal; und um den Schlaumeiern zuvorzukommen: Auch als Begriff  hat es keine Rea-lität.

Es ist nicht ratsam, mit der Transzendentalphilosophie an ihrem historischen Ursprung bei Kant anzufangen. Kant ist nicht zuende gekommen und auf halbem Weg stehen geblieben. Nach einem ganzen Leben Kantstudium hat noch jeder mehr Fragen übrigbehalten als Ant-worten bekommen. Bis zum Schluss ist Fichte gegangen, oder doch beinahe, er hat kurz vorher doch noch kalte Füße bekommen und sich in die Büsche gedrückt: Jacobi hatte ihm gesagt, er habe zwar gegen Kant völlig Recht, aber seine Philosophie könne lediglich den Nihilismus begründen, und egal, ob richtig oder falsch, sei sie daher zu verwerfen. Davor ist Fichte zurückgeschreckt.

Das hätte er aber nicht müssen, man kann auch als Nihilist ein anständiger Mensch bleiben, es kommt bloß drauf an, was man draus macht: Man hat ja jetzt Freiheit, und darum ging es ihm doch. Und das einen das umso stärker in die Pflicht nimmt, hätte ihm gefallen müssen.

*

Wenn ich also ohnehin an mich selbst und meine leere Freiheit verwiesen bin, wenn ich mir alles, was Wert hat, doch ganz alleine einbilden und vorstellen muss; wenn ich gar noch sel-ber entscheiden soll, was es jeweils wert ist - wozu bräuchte ich die Transzendental- oder sonst eine Philosophie überhaupt?

Das Noumenon ist nach Kant ein "Grenzbegriff", der die Selbstherrlichkeit der Sinnlich-keit, die alles gelten lässt, was sie mit eignen Augen sieht, sonst aber nichts - der ihre Selbst-herrlichkeit in die Schranken weist: Was ich soll, kann ich aus dem, was ist, nicht heraus-lesen. Das Noumenon ist ein bloß-Gedachtes, das auf ein Dasein in der Welt gar keinen Anspruch macht, das lediglich gelten will - nämlich im Verkehr der anderen Gedachten untereinander. 

Auch den Anmaßungen meiner Einbildungskraft ziehen die Noumena nämlich Grenzen, besser gesagt: Nur Noumena können meine Einbildungskraft in den ihr zukommenden Grenzen halten, denn außerdem ist sie ganz frei. Was ich soll, kann ich nämlich auch durch bloßes Einbilden nicht wissen. Ich werde es entscheiden müssen, aber dazu brauche ich Ma-ße, die ich wiederum nirgends finde als in mir. Das Transzendentale ist rein noumenal heißt: Die Transzendentalphilosophie ist das immanente Maß unserer Vorstellung. Das Maß hat selber kein Sein. Es ist immer nur dann und da, wenn und wo gemessen wird, denn das ge-schieht in der Wirklichkeit.

Ein Maß braucht sie freilich nur, wenn und sofern sie vernünftig sein will; das heißt: nicht immer und überall. Wenn ich nur für mich allein wäre, bräuchte ich keine Vernunft, da könnte ich tun, wonach mir eben ist.

28. 1. 17

Schwedische alte Meister.

Felsbild eines Schiffes mit diversen menschlichen Figuren.aus spektrum.de, 26.02.2021                                                                                                                          

Felsbilder:
Alte Meister
Tausende Menschen, Tiere und Schiffe zieren Felsen in Skandinavien. Doch vieles an ihnen ist noch rätselhaft: ob sie Götter oder Helden zeigen - und wie alt sie wirklich sind.

von Roland Knauer

In einem kräftigen Rot leuchten auf einigen glatten Felsen in der historischen Provinz Bohuslän zwischen der schwedischen Großstadt Göteborg und der norwegischen Grenze Boote, Menschen und Tiere im Licht der tief stehenden Abendsonne. Ein übergroßer Mann mit einem Schwert an der Hüfte – oder sollte es sich um einen Phallus handeln? – hält einen Speer hoch über seinem Kopf, Krieger kreuzen auf einem Boot ihre Waffen, tief sind Stiere in den Felsen eingeritzt, Vögel fliegen über Booten: Allein in der unmittelbar südlich der norwegischen Grenze gelegenen Gemeinde Tanum scheint in etliche der von den Gletschern der Eiszeit glatt geschliffenen Granitfelsen ein riesiges Geschichtenbuch eingraviert zu sein, das sich über einen 25 Kilometer langen Landstrich verteilt.

Keine 50 Kilometer nordöstlich davon gibt es in der Nähe des Dorfs Högsbyn ein weiteres Gebiet mit mehr als 2000 solcher Felsritzungen. In anderen Regionen im Süden Schwedens, aber auch im hohen Norden Norwegens und in anderen Teilen Skandinaviens können Touristen eine Reihe weiterer dieser steinernen Bücher mit Geschichten aus der Bronzezeit bewundern. Oder handelt es sich vielleicht um religiöse Darstellungen mit Göttern und Booten, auf denen die Verstorbenen ins Jenseits gleiten?

 
Das Alter der Felsbilder ist schwer zu bestimmen

Nicht nur die Frage nach der Bedeutung dieser Felsritzungen für die Zeitgenossen der Künstler bringt Archäologen ins Grübeln. Auch ihr Alter gibt den Forschern oft eine harte Nuss zu knacken. »Leider gibt es bisher keine naturwissenschaftliche Methode, mit der sich das Alter solcher Felsbilder unter freiem Himmel zuverlässig bestimmen lässt«, erklärt Christian Horn, der als Archäologe und Spezialist für Felsritzungen in Skandinavien an der Universität Göteborg forscht.

Rot ausgemalte Petroglyphen auf einem Felsen in der Landschaft. Felsbild in schwedischer Landschaft | In der Nähe von Högsbyn, einem Dorf in der historischen Provinz Bohuslän im Südwesten Schwedens, haben Menschen in der Bronzezeit in glatt geschliffene Felsen kunstvoll Bilder geritzt.

Immerhin können Geowissenschaftler ein wenig helfen: Älter als 13 000 Jahre können die Bilder schon deshalb nicht sein, weil vorher die riesigen Gletscher der Eiszeit Skandinavien unter sich begraben hatten. Erst als sich das Eis zurückzog, tauchten in den folgenden Jahrtausenden immer neue Landmassen aus dem Eis auf, durch die bald auch Gruppen von Jägern und Sammlern streiften. So mancher dieser Steinzeitmenschen dürfte beobachtet haben, dass sich die Küste im Lauf seines Lebens immer weiter dorthin verlagerte, wo in seiner Jugend noch die Wellen des Meeres wogten. Als der riesige Eispanzer schmolz, verringerte sich zunehmend sein gewaltiges Gewicht, das Skandinavien vorher tief in die Erdoberfläche hineingedrückt hatte.

 

 

Befreit von dieser gewaltigen Last, begann sich das Land langsam, aber stetig zu heben. Allein seit vor etwa 3800 Jahren die Bronzezeit in Schweden begann, ist die Küstenlinie in der Region der Gemeinde Tanum rund 20 Höhenmeter abwärtsgewandert. Da Felszeichnungen von Booten anscheinend häufig an der Küste entstanden, können Archäologen deren Alter mit Hilfe dieser Veränderung der Küstenlinie bestimmen.

Unterschiede zwischen Nord und Süd

Mit dieser Methode ordnen sie daher die in Skandinavien bisher entdeckten Felsbilder völlig verschiedenen Epochen zu. Die ältesten finden sich im hohen Norden bei der Stadt Alta in Nordnorwegen. Vergleichen Forscher dort die heute am weitesten landeinwärts liegenden Zeichnungen von Booten, Rentieren, Menschen und anderen Dingen mit dem Rückzug der Küstenlinie, sollten die Künstler bereits vor 6200 Jahren am Werk gewesen sein. »Diese ältesten Bilder wurden von Jägern und Sammlern der Steinzeit auf die Felsen gemalt und zum Teil auch eingraviert«, erklärt Christian Horn. Die jüngsten Felsbilder liegen bei Alta dagegen viel näher an der Küste und sind ungefähr 2500 Jahre alt.

Heftcover Spektrum der Wissenschaft Spezial Archäologie – Geschichte – Kultur 4/2019 HeldenDas könnte Sie auch interessieren: Spektrum der Wissenschaft Spezial Archäologie – Geschichte – Kultur 4/2019 Helden


Diese Felsbilder im hohen Norden sind aber ganz anders als die auf Stein verewigten Kunstwerke weiter im Süden der skandinavischen Halbinsel. »So wurde die südliche Tradition von Bauern und Hirten meist in die Felsen geritzt, die damit erheblich später als die Menschen im hohen Norden begannen«, fasst Christian Horn die Unterschiede zusammen.

Die weltweit größte Ansammlung solcher Kunstwerke aus der Bronzezeit in einem relativ kleinen Gebiet entdeckten in den vergangenen 200 Jahren Einwohner der Gemeinde Tanum und Archäologen an der schwedischen Nordseeküste nur wenige Kilometer südlich der Grenze zu Norwegen. 1994 hat die Weltkulturorganisation UNESCO diese Felsbilder daher zum Weltkulturerbe ernannt, das inzwischen Besucher aus aller Welt anzieht. Dagegen sind die mehr als 6000 Felszeichnungen in der Umgebung von Alta in Nordnorwegen bereits seit 1985 Weltkulturerbe. 

Das Alter der Felszeichnungen in Tanum ermitteln Archäologen sehr häufig auch mit den traditionellen Methoden der Archäologie. So ritzten die Menschen damals Boote nicht nur auf die von Gletschern glatt geschliffenen Felsen, sondern auch auf Bronze-Gegenstände, die sie ihren Toten in die Gräber mitgaben. Die Gebeine der Verstorbenen, deren Asche oder in den Gräbern gefundene Gegenstände aus Holz wiederum lassen sich mit der klassischen Radiokarbonmethode datieren. Weil die Boote auf den Bronze-Gegenständen aus der gleichen Zeit stammen dürften, lassen sich diese mit den Felszeichnungen vergleichen und so deren Alter bestimmen.

Zudem sehen Archäologen bei Gegenständen aus dieser Zeit Veränderungen, die sich auch auf den Felszeichnungen wiederfinden. Zum Beispiel variierte die Form von Speerspitzen ein wenig, die 200 oder 300 Jahre später hergestellt wurden. Ähnlich wurde beim Speergott von Litsleby der über dem Kopf gehaltene Speer später mit dieser veränderten Form neu geritzt und sollte daher zwei oder drei Jahrhunderte nach dem ersten Speer entstanden sein. Mit solchen Methoden können die Forscher zuverlässig abschätzen, dass die Felsbilder von Tanum über eine sehr lange Zeitspanne hinweg entstanden. Die ersten Künstler schufen demnach bereits am Anfang der Bronzezeit etwa 1800 v. Chr. ihre Bilder. Spätwerke datieren dagegen noch aus der frühen Eisenzeit, die um 500 v. Chr. begann.

Die Felszeichnungen im Computer

Solche Analysen der Felsbilder sollen in Zukunft auch digital möglich sein: Die UNESCO verlangt ohnehin eine sorgfältige Dokumentation der Kunstwerke. Genau das tut die Universität Göteborg seit dem Jahr 2007 mit dem Schwedischen Felsbild-Forschungsarchiv, das nach seiner schwedischen Bezeichnung »Svenskt Hällristnings Forsknings Arkivs« mit »SHFA« abgekürzt wird. Von Fördergelde

rn der schwedischen Zentralbank finanziert, scannen Forscher seit 2019 mit einem Laser die Felsbilder in drei Dimensionen und speichern die so gewonnenen 3-D-Bilder in einem öffentlich zugänglichen Archiv. Ohne die Kunstwerke mit eigenen Augen im Original zu sehen, können Archäologen auf diesen Darstellungen dann zum Beispiel untersuchen, ob eine Zeichnung über ein anderes, älteres Bild in den Fels geritzt wurde.

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Obendrein lassen sich solche digitalen Dateien viel einfacher miteinander vergleichen als die Felsbilder selbst, die ja oft ein paar Kilometer voneinander entfernt liegen. SHFA-Archäologe Christian Horn nutzt diese Möglichkeit zurzeit, um in einem Forschungsprojekt mit Hilfe künstlicher Intelligenz Motive wie zum Beispiel Boote oder Menschen automatisch zu erkennen. Da allein in Tanum ungefähr 10 000 Boote und 1000 Menschen dargestellt sind, dürfte die künstliche Intelligenz die Arbeit der Archäologen bald erheblich erleichtern.

Die Bedeutung des Fernhandels

»Die riesige Zahl der Boote auf den Felsbildern in Tanum beweist, dass dieses Verkehrsmittel für die Menschen der Bronzezeit sehr wichtig war«, sagt Christian Horn. Und das nicht nur am Meer, sondern auch auf den Seen, an denen sich ebenfalls etliche Felsbilder von Booten finden. Weil an Land dichte Wälder und nur mühsam zupassierende Sümpfe das Reisen erheblich behinderten, kam man vor rund 3000 Jahren eben am besten auf dem Wasser voran.

Leider haben die Forscher bisher keine echten Boote aus der Bronzezeit in Skandinavien ausgegraben. In den 1880er Jahren aber stießen Torfstecher auf der heute dänischen Insel Als vor der Flensburger Förde auf die Reste eines Boots aus der Eisenzeit, das dort ungefähr 350 v.Chr. versenkt worden war. Dieses 19 Meter lange Boot war aus Holzplanken gefertigt, die miteinander vernäht waren. Es hatte einst eine Besatzung von 22 Personen, die ihr mit rund 500 Kilogramm relativ leicht gebautes Vehikel auch von einem Fluss zum nächsten Gewässer tragen konnten.
Felszeichnungen diverser Schiffe in verschiedenen Größen. Felszeichnung mit Schiffen | Auf die glatten Felsen von Tanum in Schweden haben Menschen der Bronzezeit rund 10 000 Boote geritzt.

Dieses Hjortspring-Boot ähnelt frappierend den Gefährten auf den Felszeichnungen von Tanum. Dort gibt es obendrein ein Bild, auf dem Menschen ein solches Boot tragen. Und als die Mitglieder eines Vereins in den 1990er Jahren das Hjortspring-Boot nachbauten, stellte es seine Seetüchtigkeit unter Beweis. Eine geübte Besatzung schafft damit ein Tempo von elf Kilometern in der Stunde, ein Tagespensum von 75 Kilometern sollte also kein Problem gewesen sein. Mit diesen Booten konnten die Menschen offensichtlich ein reges Handelsnetz der Bronzezeit unterhalten, das sie auch eifrig nutzten. So stammte ein Teil des für die Bronze in Skandinavien verwendeten Metalls aus sehr weit entfernten Regionen wie Spanien, Österreich und Zypern. Vielleicht war dieser rege Fernhandel mit ein Grund, weshalb die Menschen der Bronzezeit so viele Bilder von Booten auf den Felsen verewigt haben.

Wie sahen die Bilder ursprünglich aus?

Ob diese Motive in der Bronzezeit tatsächlich mit roter Farbe ausgemalt waren, wie sie heute auf den Felszeichnungen von Tanum zu sehen sind, ist allerdings fraglich. »Anders als etwa bei den Felsmalereien in Finnland wurden in Schweden bisher keinerlei Hinweise auf solche Farben in den Felsritzungen gefunden«, erklärt Christian Horn. Doch weshalb sollten die Menschen der Bronzezeit ihre Kunstwerke überhaupt bemalt haben? So verwittern die Granitfelsen in Tanum relativ rasch, und auf ihrer Oberfläche bildet sich eine sehr dünne, dunkle Schicht. »Sobald man den Stein anritzt, kommt aber die viel hellere Farbe des Felsens zum Vorschein«, erklärt Tommy Andersson von der »Stiftung zur Dokumentation der Felsbilder von Bohuslän«. Da die Felsbilder nur wenige Millimeter tief sind, sieht man sie besonders gut, wenn die Sonne am Abend tief steht und so auch kleine Erhöhungen lange Schatten werfen.


Eine Ritzung eines Schiffes, die sich hell vom dunklen Gestein abhebt.
Petroglyphe ohne Farbe | Bei den Felsritzungen von Tanum in Schweden sieht man die hellere Farbe des Inneren der Felsen. Der verwittert mit den Jahren aber und wird ebenso dunkel wie die unbearbeitete Oberfläche.

»Diese Ritzungen sind je nach Witterung einige Jahre lang gut sichtbar«, ergänzt Christian Horn von der Universität Göteborg. Sobald die Bilder verblassten, mussten die Künstler der Bronzezeit sie also immer wieder neu in den Fels ritzen. Ein Beispiel ist die Darstellung eines Kriegers auf dem Finntorp-Felsen von Tanum. Dieses Felsbild wurde mehr als einmal restauriert und dabei bisweilen auch mit neuen Details ergänzt. So wurde der Krieger erst 300 oder 400 Jahre nach seiner Entstehung mit einem Schild versehen. Auch der hoch über dem Kopf gehaltene Speer wurde im Lauf der Zeit drei- oder viermal erneuert. Und abschließend hat die Figur auch noch Ohrringe erhalten.

promiss unter der Gürtellinie

Beim Blick auf die Hüfte des Kriegers stutzen viele Besucher. Dort scheint die Figur ein Schwert zu tragen, dessen Griff vor die Hüfte ragt und sehr deutlich dargestellt ist. Oder handelt es sich vielleicht um einen Penis? Antworten auf diese Frage sucht Christian Horn aus guten Gründen: Auf den Felsbildern von Tanum sind eine ganze Reihe von Menschen zu sehen, bei denen so manche Touristen genau über diese Frage »Penis oder Schwertgriff?« diskutieren.

Aber vielleicht gibt es für solche Dispute sogar einen Kompromiss? »Wollten die Menschen der Bronzezeit möglicherweise beides, Schwert und Phallus, gleichermaßen darstellen?«, überlegt Christian Horn. So könnte zum Beispiel, ähnlich wie es auch heute noch manchmal gehandhabt wird, eine Redensart die Manneskraft mit einem Schwert verglichen haben. In der Felsritzung des Speergottes könnten die Menschen der Bronzezeit diesen Vergleich dann bildlich festgehalten haben. 

Eine rot ausgemalte Menschenfigur mit einem Speer in der Hand und einem angeblichen Schwertgriff an der Hüfte. An dem Schwertgriff hängt unten ein kugeliger Anhang und der Rest des Schwerts ist im Bild auch nirgends zu sehen. Umstrittenes Detail | Der so genannte Speergott auf den Felsritzungen von Tanum trägt an der Hüfte etwas, was oft als Schwertgriff interpretiert wird – doch andere Sichtweisen sind ebenfalls möglich.

»Das könnte auch erklären, weshalb der Speer der Figur nicht nur erneuert, sondern auch die Form seiner Spitze verändert wurde«, überlegt Christian Horn. Genauso handeln Menschen ja heute noch gern. Wenn zum Beispiel Wissenschaftler in vergangenen Zeiten mit ihren Rechenschieber aufwändige Kalkulationen machten, können viele vor allem in der jüngeren Generation mit diesem Begriff heute nicht mehr viel anfangen. Da ist es vielleicht besser, den Begriff »Rechenschieber« durch »Computer« zu ersetzen und so die Sprache in diesem Bereich zu modernisieren. Nur so bleibt sie ja für die kommenden Generationen auch verständlich. Und so ersetzten die Bronzezeit-Künstler bei ihren ohnehin nötigen Restaurationsarbeiten die altertümliche und längst nicht mehr genutzte Speerspitze durch eine in ihrer Zeit verwendete Form.

Stürzen die Götter?

»Eine solche Entwicklung sieht man auch bei Kirchenbildern, die im Lauf der Zeit oft mehr als einmal erneuert und modernisiert wurden«, erklärt Christian Horn. Allerdings behalten Religionen ihre zentralen Aussagen normalerweise sehr lange bei. Im Christentum wird die Kreuzigung von Jesus auch heute noch in Bildern und Schriften dargestellt, obwohl in Europa bereits wenige Jahrhunderte später andere Methoden zur Hinrichtung verwendet wurden. Die Bronzezeit-Künstler von Tanum aber modernisierten ihren Speergott und viele weitere Felsbilder offensichtlich sehr eifrig. Das wirft natürlich die Frage auf, ob im Süden Schwedens tatsächlich, so wie es viele Archäologen annehmen, Götter und religiöse Geschichten auf den Felsen dargestellt sind. Oder ritzten die Künstler der Bronzezeit dort vielleicht Helden aus früheren Epochen in den Granit? »Möglicherweise wurden dort solche alten Geschichten erzählt, die von den Felsbildern illustriert wurden?«, überlegt Christian Horn.

Waren die Felsbilder daher vielleicht eine Art Kulisse für eine Art »Erzähl-Theater« der Bronzezeit? Für diese Überlegung sprechen die häufigen Modernisierungen, die solche Kulissen ihrer Zeit angepasst haben könnten. Es würde auch erklären, weshalb in Tanum rund 10 000 Boote gezeigt werden. Diese Wasserfahrzeuge spielten für die Küstenbewohner und Händler im Süden des heutigen Schweden eben eine entscheidende Rolle. Weiter im Norden tauchen auf den Felsbildern dagegen auch einmal Schlitten auf, die in diesen heute immer noch schneereichen Gegenden damals wohl ein wichtiges Transportmittel waren. Im Süden Schwedens trat eine geschlossene Schneedecke dagegen gerade in der relativ milden Bronzezeit viel seltener auf, und die Menschen wählten als Transportmittel daher Boote.
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Gegen religiöse Motive spricht zudem die Flut von mehr als 6000 Bildern von Menschen, die oft ganz alltägliche Dinge tun: Sie hüten Kühe, pflügen ein Feld, haben Geschlechtsverkehr oder kämpfen mit Äxten gegeneinander. Was fehlt, sind dagegen übernatürliche Dinge wie ein Gott, der Blitze schleudert. »Diese über einen Zeitraum von fast 2000 Jahren entstandenen Bilder zeigen also eher Helden und keine Götter«, meint Christian Horn.

Wer waren die alten Meister?

Ebenso interessant wie die Frage »Was zeigen die Bilder?« sind auch die Bronzezeit-Künstler selbst. In einem im Januar 2021 begonnenen Projekt gehen Christian Horn, Johan Ling und Mark Peternell von der Universität Göteborg daher der Frage nach, wer die Bilder gemalt hat. Erkennt man Unterschiede zwischen Meistern und Lehrlingen, die weniger perfekt gearbeitet haben? Gibt es unterschiedliche Stile, und wurden diese in unterschiedlichen Regionen verwendet?

Einige Antworten auf diese Fragen ahnt der deutsche Forscher in Göteborg schon lange vor den ersten Ergebnissen seines Projekts. So entstanden die Felsbilder im ebenfalls zum Welterbe der Menschheit in Tanum gehörenden Fossum über einen sehr langen Zeitraum hinweg. Die dort zu sehenden Boote datieren ungefähr aus der Zeit von 1100 bis 850 v.Chr. Die Menschendarstellungen dagegen sind erheblich älter und wurden zwischen 1500 und 1300 v.Chr. in die Felsen geritzt. Eine kleine Axt könnte sich als gegenständlicher Methusalem erweisen, sie ist anscheinend noch deutlich älter. Von einem einzigen Künstler können diese Felsbilder also mit Sicherheit nicht stammen. In Tanum müssen daher zumindest einige Generationen ihre Bilder geschaffen haben.

Vergängliche Kunst

Sehr wahrscheinlich hat sich in der Bronzezeit keiner dieser Künstler vorstellen können, dass sein Werk Jahrtausende später als Welterbe der Menschheit Touristen aus aller Welt anziehen würde. Um auch künftigen Generationen die Chance zu geben, die Felsbilder von Tanum zu bestaunen oder wissenschaftlich zu untersuchen, wollen die Forscher des 21. Jahrhunderts sich einiges einfallen lassen. »Das größte Problem für die Felsritzungen sind die Touristen und vor allem die Archäologen«, erklärt Christian Horn. Beide Gruppen wollen nämlich die Bilder nicht nur sehen, sondern zum Beispiel auch aus der besten Perspektive fotografieren oder aus nächster Nähe untersuchen. Dabei beschädigen sie leicht andere Bilder, die gleich daneben in den Fels geritzt wurden. »Archäologie-Studenten müssen daher gut ausgebildet werden, um solche Probleme zu vermeiden«, sagt Christian Horn. Und Touristen hält man am besten mit einer intelligenten Besucherführung auf Abstand.

Mit roter Farbe nachgezogene Linienzeichnung eines Bronzezeitlichen Schiffs.

Das klappt natürlich nur, wenn die Besucher die Bilder auch sehen können. Genau deshalb haben die Museumspädagogen die Ritzungen ja auch mit roter Farbe bemalt. Nur lösen sich durch die Farbe mit der Zeit winzige Partikel aus dem Gestein. Das Gleiche passiert, wenn Archäologen für ihre Untersuchungen Kalkfarben auftragen. Die werden zwar wieder ausgewaschen. Doch dabei lösen sich leider ebenfalls kleine Partikel aus dem Fels. Die Forscher können wohl auf andere, schonendere Methoden umsteigen. Verzichten dagegen die Museumsmitarbeiter aufs Anmalen, erkennen die Touristen nach einigen Jahren die Bilder nur noch mit Mühe. Eine Lösung für dieses Problem gibt es bisher nicht.

Liegen die Felsbilder unter einer Schicht Erde, die sich im Lauf der Jahrhunderte über ihnen gebildet hat, überdauern sie wohl viele Jahrtausende. Werden sie aber frei gelegt, damit Archäologen sie untersuchen oder Touristen sie bewundern können, siedeln sich bald Flechten an, die Minerale aus dem Stein holen. Nachdem die Flechten zum ersten Mal entfernt wurden, müssen die Felsen mit den Zeichnungen also immer wieder vorsichtig gesäubert werden, um eine langsame Zerstörung der Bilder durch neu anwachsende Flechten zu verhindern.

Den Kräften der an ihnen zehrenden Witterung mit Regen, Hagel, Schnee und Sturm sind die Bilder allerdings auch dann noch ausgesetzt. Deshalb haben die Verantwortlichen über einen Teil der Felsbilder von Aspeberget, die ebenfalls zum Tanum-Welterbe gehören, ein Dach errichtet, das sich auf eine Mauer stützte. Das hat zwar die Niederschläge abgeleitet und so die Bilder geschützt. Im Sommer aber staute sich die Hitze unter dem Dach. Durch die Temperaturunterschiede zwischen den überdachten und den nicht überdachten Teilen entstanden starke Spannungen im Gestein, die den Fels mitsamt seinen Kunstwerken aus der Bronzezeit zu zerstören drohten. Das Dach wurde daher längst wieder abgebaut – und die Witterung nagt weiter an den Felsbildern.

Mittlerweile denken die Verantwortlichen darüber nach, einzelne Felsbilder mit Plexiglasscheiben zu überdecken, durch die sie bewundert werden können, ohne der Witterung ausgesetzt zu sein. »Doch unter diesen Scheiben kann das Mikroklima sich ebenfalls verändern, und der Schutz könnte so mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen«, gibt Christian Horn zu bedenken. Auch beim Schutz der Felszeichnungen im Süden Schwedens und an anderen Orten Skandinaviens müssen die Wissenschaftler also noch einiges erforschen und verschiedene Möglichkeiten testen. Besonders wichtig sind dabei die 3-D-Dokumentationen, die Christian Horn und seine Kollegen kräftig vorantreiben. Mit ihnen erreichen schließlich die Kunstwerke aus der Geschichte Skandinaviens die Bildschirme von Archäologen und neugierigen Menschen in aller Welt.

 

Die Haut ist die Grenze vom Ich.

               zuJochen Ebmeiers Realien aus welt.de, 25.02.2021                                                          Körperkontakt aktiviert das Gehirn und löst Hormonausschüttungen aus

Streichelfasern melden, wenn einen der falsche Mensch berührt.
Jede Berührung aktiviert Millionen Rezeptoren und sendet innerhalb von Millisekunden elektrische Impulse in verschiedene Regionen des Gehirns. Forscher verstehen mittlerweile besser, wie wichtig körperlicher Kontakt für unseren Körper, die Seele und den sozialen Zusammenhalt ist. 
 
Von Bernd Skischally 

Ein Faustschlag ins Gesicht schmerzt und lässt die Lippe bluten. Starkes Zwicken hinterlässt blaue Flecken. Kaum weniger folgenschwer sind jedoch gut gemeinte Berührungen: Wenn die Finger eines Menschen sanft über den Arm eines anderen gleiten, wenn sich nackte Körper aneinanderschmiegen, sich Nasen, Wangen, ganze Gesichtshälften reiben – dann erzeugt unser Organismus Gefühle, die zu den schönsten unserer Existenz gehören.

 

 

Körperliche Nähe fördert so den Zusammenhalt, lindert Schmerz und Stress und ist, dank seiner erregenden und stimulierenden Eigenschaften, die Grundlage unserer Sexualität. „Berührungsreize verändern die Biochemie des Gehirns auf dramatische und positive Art und Weise“, sagt Martin Grunwald vom Haptik-Forschungslabor der Universität Leipzig in der ARTE-Dokumentation „Die Macht der sanften Berührung“.

Elektrische Impulse für das Gehirn

Bis in die 1990er Jahre war die Forschung zu Berührungsreizen noch lückenhaft. Eine Wende brachte die Entdeckung einer besonderen Art von Hautsystem. So weiß man heute: Jede Berührung aktiviert Millionen Rezeptoren und sendet innerhalb von Millisekunden elektrische Impulse, sogenannte Mikroströme, über ein dichtes Netz an Nervenfasern in verschiedene Regionen des Gehirns. Spezialisierte Nerven lösen dann die Ausschüttung von Botenstoffen aus, also von Hormonen und Neurotransmittern, die für wachstumsfördernde Prozesse und andere positive Effekte sorgen. „Insofern ist die Folge eines Berührungsreizes immer eine ganzkörperliche Reaktion“, sagt Grunwald.

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Ein weiteres fehlendes Puzzlestück fanden Forscher Ende der 2000er, als sie ein zweites schwer zu lokalisierendes Nervensystem identifizierten – bestehend aus sogenannten C-taktilen Zellen, auch Streichelfasern genannt. Deren Signale benötigen ein bis zwei Sekunden, bis sie ins Gehirn gelangen, und richten sich speziell an Areale, die für Empfindungen, die Selbstwahrnehmung und das Reflexionsvermögen verantwortlich sind. C-taktile Zellen kommunizieren dadurch, ob eine Berührung angenehm ist – oder unangenehm, etwa wenn einen der falsche Mensch streichelt. „Ich denke, das ist es auch, was soziale Gruppen zusammenhält. Die Berührung reguliert über Belohnung den sozialen Kontakt von Gruppen“, sagt Francis McGlone, Neurowissenschaftler an der Liverpool John Moores University, in der ARTE-Doku.

Dank der Nervensysteme kann das Gehirn auch unterscheiden, ob sich ein Mensch selbst berührt – oder berührt wird. Da Letzteres zu völlig anderen Prozessen im Körper führt, liegt die Frage nahe: Lassen sich Haut-zu-Haut-Berührungen künstlich imitieren? Erste technische Lösungen für Distanzkontakt via Internet gibt es bereits. Eine „weiche, sensible Hautschnittstelle“ nennt John Rogers, Physiker und Chemiker der Northwestern University in Evanston, eine von ihm mitentwickelte künstliche Haut. Sie wird wie ein Pflaster auf den Empfänger aufgeklebt und kommuniziert kabellos. Kleine Elektroelemente wandeln Computersignale vom Touchscreen des Absenders in Druck- und Vibrationsimpulse um. Virtuelles Streicheln in Echtzeit? Nicht ganz. Denn sanfte Berührungen kann die Kunsthaut noch nicht simulieren.

 

Nota. Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.  

Freitag, 26. Februar 2021

Meine Pflicht ist nie abstrakt.

                                                aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Dem wirklichen Menschen im Leben (und wie sich versteht, auch dem, der selbst Philoso-phie treibt, inwiefern er wirklich handelt) kommt das Pflichtgebot nie überhaupt, sondern immer nur eine bestimmte Willensbestimmung in concreto als Pflicht vor. Inwiefern er nun wirklich seinen Willen so bestimmt, wie sein Gewissen es in diesem Falle fordert, so handelt er moralisch.

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J. G. Fichte, Rückerinnerungen, Antworten, Fragen. [S. 157] 


Nota. - Die Moralität meiner Handlung entscheidet sich nicht daran, ob mein Gewissen mir dieses oder jenes gebot, sondern daran, dass es mein Gewissen war, das mir geboten hat. Nicht ob das, was ich getan habe, moralisch war, ist die Frage, sondern ob ich in meinem Handeln moralisch war. Pflicht ist allein, was mein Gewissen mir gebietet - und nichts an-deres. Moralische Gesetze gibt es nicht. Das Gewissen gebietet immer hier und jetzt.
JE, 22. 11. 18