Sonntag, 28. Februar 2021

Begreifen ist wollen.

                                 aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Ich finde mich als wollend (Grundgesetz), so nur, in wiefern durch meinen Begriff etwas wirklich werden soll. Dies ist Gesetz meiner sinnlichen Erkenntnis, nun ist diese Wirklich-keit nicht, außer in wie fern sie durch meinen Begriff sein soll, sie wird also nicht erblickt, als insofern mein Begriff als Kausalität habend angeschaut wird. Nur insofern die Kategorie etwas hinzusetzt, produzierend ist; an einen Begriff als einen wirkenden wird die Wirkung erst hinzugedacht; durch die Kategorie wird etwas. 
________________________________________________________
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 198 


Nota I. - Hier sind wir nicht mehr beim reinen, sondern schon beim empirischen Wollen: Als Bestimmungsgrund ist der (Zweck-) Begriff hinzugetreten. Die Vorstellung der Kausa-lität ist ein Derivat des Wollens

In der Wirklichkeit will ich freilich immer schon etwas - dieses oder jenes -, und nie 'rein'.

31. 12. 14

Nota II. - Das reine Wollen ist ein bloßes Gedankending, Noumenon, das dazu dient, mei-nem wirklichen Wollen von diesem oder jenem einen Grund zu legen. Doch ist die Trans-zendentalphilosophie keine Metaphysik, die das, was ist, aus dogmatisch vorausgesetzten Ursachen konstruiert: 'Weil dieses so ist, folgt daraus jenes', was... so oder anders ist. So oder anders: Es müsste Notwendigkeit herrschen. 

Die Transzendentalphilosophie hat gar nicht mit Sachverhalten zu tun, die so oder anders sein könnten. Sie hat es mit den Vorstellungen zu tun. Da geht es nicht um hinreichende Gründe; sondern um die notwendigen Bedingungen ihrer Möglichkeit, und Möglichkeit ist unbestimmt. Sie können nicht erklären, warum etwas so oder so ist, sondern nur, dass etwas ist. 

Dass es so oder so ausfällt - dass der eine dies, der andere jenes vorstellt -, bedarf der Be-stimmung; am Grunde angekommen, findet sie ein sich-selbst bestimmendes Unbestimm-tes vor, eine prädikative Qualität, und die identifiziert sie als Freiheit. Sie ist vorauszusetzen als allererste Bedingung aller Möglichkeit. Vorausgesetzt bleibt immer ein Wollen. Ohne das wird aus keiner Möglichkeit etwas.
JE, 21. 11. 18

 

Nota. Das obige Foto gehört mit nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE   

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen