Donnerstag, 18. Februar 2021

"Nichts ist so beständig wie der Wandel".

London Eye                                                                                         

Egal, welcher Ausdrücke er sich bedient: Wer sagt, dass sich etwas ändert, unterscheidet eo ipso zwischen einer Substanz, die so heißt, weil sie den Phänomenen zugrunde liegt, und einer Akzidenz - die so heißt, weil sie hinzu kommt. Die Wörter mögen ihm fehlen, aber dass er unterscheidet, macht seine Vorstellung aus: nämlich von etwas, das geschieht. Das muss man verstehen; das, was ist, bräuchte man nur anzuschauen.

Was man aber als Substanz und was man als Akzidens auffasst, ist freilich eine Frage der Perspektive. Die Idee, das Ewige Werden als das eigentlich zu Grunde Liegende , stand fast am Anfang der Philosophiegeschichte. Sie hatte zum Preis, das Werden als bloßen Schein, nämlich als Ewige Wiederkehr auffassen zu müssen. Mit andern Worten: Werden und Ver-gehen als Substanz und das scheinbar Bleibende als Akzidenz aufzufassen, ist pragmatisch unergiebig. 

Doch damit ist eigentlich alles gesagt. Pragmatisch ergiebig, nämlich für Schlussfolgerungen (und womöglich die Lebensführung) brauchbar ist dies: Veränderung ist sinnvoll nur als Folge absichtsvoller Tätigkeit aufzufassen (weshalb unsere animistisch gesonnenen Vorfah-ren hinter allem Geschehen willensgegabte Subjekte annahmen). Das war der historische Ausgangspunkt der Vernunftentwicklung, er führte zur Ausbildung des Kausalitätsprinzips als dem harten Kern der Vernunft, und schließlich in der Transzendentalphilosophie zu seiner kritisch-dialektischen Überwindung.

Dem Verfasser des Obigen sei gesagt: Mit dem Definieren und semantischen Drehen und Wenden von Begriffen lässt sich gedanklich nicht viel ausrichten. Es ist ohne Ende und klingelt lediglich im Ohr. Es geht um das, was man sich vorstellen kann, will, muss. 

Bei den Begriffen kann man nach Belieben immer wieder vor und zurück und zu den Sei-ten. Bei den Vorstellungen ist es anders. Da kann eine nur aus einer anderen hervorgehen, doch andersrum kann man - und muss daher auch - nur die andere als der einen voraus-gesetzt denken. Mit andern Worten, das Vorstellen hat eine Richtung: Es geht vom relativ Unbestimmten zum relativ Bestimmteren; es kommt neuer Sinn hinzu. Während die Begrif-fe einander erschöpfen. An den Begriffen ist nämlich die tätige Seite ausgelöscht, während zum Vorstellen immer der Vorstellende und sein Tun hinzugedacht wird. 

24. 5. 19

 


Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE 

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