Dienstag, 23. Februar 2021

Was kann man verstehen?

                                                                                             zu Philosophierungen                    
Eine Handlung verstehen heißt verstehen, was sie bedeutet. Sie bedeutet die Absicht, der sie dient - mit Erfolg oder ohne. Stelle ich mir vor, ich hätte sie selber begangen, kann ich mir - mit ein wenig Einbildungskraft - vorstellen, was ich gewollt haben müsste. Die Vorausset-zung: Der Handelnde ist ein Wollender wie ich. Er konnte frei wollen, und das kann ich so wie er.
 
Für mich ist die Handlung bestimmt durch den ihr zugrunde liegenden Willensakt. Den muss ich verstehen, das ist eine intellektive Leistung. Beurteilen, ob die Handlung in ihrer Wirkung den Willensinhalt getroffen oder verfehlt hat, ist demgegenüber eine mechanische Verrichtung, so, als ob ich einen Zollstock daranhielte; ich muss nur die Differenz messen.
 
Vorausgesetzt ist ein freier Wille, etwas anderes ist nicht verstehbar. Nicht nur kann es nicht verstanden werden, sondern muss auch nicht. Angenommen, ein Tier handelt stets nur aus seinem genetisch angelegten Handlungsrepertoire, muss es die Situationen, in denen sein neuronaler Apparat reagiert, nicht verstehen; es reagiert so wie so. Sogenannte* Spiegel-neurone mögen ihm helfen, die gegebene Situation präziser wahrzunehmen. Doch nach welchem Sinn (=Absicht) könnten sie suchen? Wonach es nicht sucht, wird es nicht finden.
 
Bei den Tieren gibt es einen verstehbaren Willen nicht. Allerdings wird er uns Menschen auch nicht über Nacht von den Bäumen auf den Kopf gefallen sein. Die Aufrichtung un-serer Vorfahren auf zwei Beine, die Befreiung des Kopfes und der Hände mag vieles in Bewegung gesetzt haben. Doch eine gewisse neuronale Grundlage wird schon dagewesen sein. Dass sich in Affenhirnen mancherlei vorbereitet hat, ist zu vermuten. Aber sie sind auf den Bäumen geblieben und haben nichts daraus gemacht.
 
Allerdings sind heutige Affen nicht unsere Vorfahren. Sie stehen unseren gemeinsamen Ahnen zeitlich so fern wie wir. Was deren Großeltern mal konnten, mag inzwischen ver-kümmert sein, denn - sie haben nichts draus gemacht.
*) nach wie vor rein hypothetische
 
23. 5. 19 
 
 
 
Nota. Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE

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