pacific northwest birds
aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Es entsteht aus der Bestimmtheit durch mich selbst ein Gefühl,
und aus diesem der Ge-danke meiner selbst. Also ich finde mich als
Objekt und bin mir selbst Objekt; aber ich kann mich unter keiner
anderen Bedingung finden, als dass ich mich finde als Individuum unter mehreren geistigen Wesen.
Es ist ein Hauptsatz des kritischen
Idealismus, dass von einem Intelligiblen ausgegangen wird. Dies hat uns
getrieben bis zu einem reinen Wollen, das empirische [Wollen]
langt nicht zu. Jede meiner irdischen Bestimmungen bezieht sich auf
meine ursprüngliche Bestimmtheit und ist nur unter ihrer Voraussetzung
gedenkbar; dieses Vermögen könnte ich mir nicht zu-schreiben, wenn ich es
nicht fände; aber ich kann es nur finden als die Bestimmtheit und das
reine Wollen.
_________________________________________________________
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 150
Nota. - In
der Literatur wird es gelegentlich so dargestellt, als bräuchte F. die
Vorausetzung "mehrerer" geistiger Wesen, um 'irgendwie' die apriorische Sozialisiertheit der Menschen ins System des sich-selbst-setzenden-Ich doch noch aufzunehmen ; eigentlich: von der Seite her einzuschieben.
Tatsächlich ist die Prämisse einer 'Reihe vernünftiger Wesen' nichts anderes als die Voraus-gesetztheit einer 'intelligiblen Welt'. Die intelligible Welt wiederum ist nichts anderes als - die Vernunft selbst. Mit andern Worten: Vernunft ist nichts anderes als
das praktische Übereinkommen wirklicher Personen, im wechselseitigen
Verkehr nach gemeinsamen Zwecken = empirischen Willensbestimmungen zu
suchen und fortzufahren. Diese Über- einkunft schafft in der Zeit nicht
nur faktische, sondern auch logische (real logische) Folgen. Vernunft ist keine Tatsache, sondern Vollzug einer Absicht.
JE 28. 12. 14
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen