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Menschliche
Vernunft können wir zwar in Gedanken und Worten zu einem gewissen Zweck
von anderen Kräften unserer Natur sondern; nie aber dürfen wir
vergessen, daß sie in ihr abgesondert von anderen Kräften nicht
existiert. Es ist dieselbe Seele, die denkt und will, die versteht und
empfindet, die Vernunft übt und begehrt. Alle diese Kräfte sind nicht
nur im Gebrauch, sondern auch in ihrer Entwicklung, vielleicht auch in
ihrem Ursprung einander so nah, so mitwirkend und verwickelt ineinander,
daß wir nicht glauben dürfen, wir haben ein anderes Subjekt genannt,
wenn wir eine andere Verrichtung desselben nann-ten. Mit Namen zimmern
wir keine Fächer in unserer Seele; wir teilen sie nicht ein, sondern
bezeichnen ihre Wirkungen, die Anwendung ihrer Kräfte, die empfindende
und sich Bilder erschaffende, die denkende und sich Grundsätze
erschaffende Seele sind ein lebendiges Vermögen in verschiedener Wirkung.
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Johann Gottfried Herder, Eine Metakritik zur Kritik der reinen Vernunft, I. Kapitel: Titel und Einleitung
Nota. - Herders Übereinstimmung in diesem Punkt ausgerechnet mit Fichte dürfte dem einen so unerfreulich gewesen sein wie dem andern.
JE.
17. 7. 15
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