Joshua Reynolds, Self; zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Bewusstsein der Anschauung haben
ist philosophisches Genie. Alles Denken geht von der Anschauung aus,
sonach muss auch alles Philosophieren von der Anschauung ausgehen.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 33
Nota. - Diese fast beiläufige Bemerkung hat es in sich. Bei Kant war Anschauung noch bloße Sinnlichkeit, reine Rezeptivität. Dass Anschauen handeln heißt, ist eine kopernika-nische Wende in der Wende. Es ist die tagtägliche Sternstunde der Einbildungskraft, der sie ihren Namen verdankt: aus den gestaltlosen Meldungen das Sensoriums ein Bild erschaffen, das sich bewahren, auf das sich reflektieren und das sich mitteilen lässt.
Das macht jeder täglich tausendfach - zweckmäßiger Weise, ohne sich dabei den Kopf zu zerbrechen, er käme ja sonst zu nichts anderm. Das Genie des Philosophen ist aber genau das: die Bilder mit Bewusstheit aus sich hervorzutreiben. Er kann sich das leisten, denn für den Philosaphen ist, solange er philosophiert, immer Sonntag.
JE
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