
aus DiePresse.com, 1. 9. 2021 zu Jochen Ebmeiers Realien
Großhirn
an Faust: „Ballen!“ Milz an Großhirn: „Soll ich mich auch ballen?!“ –
Was der Comedian Otto Walkes in den 1980ern über die Kommunikationswege
im menschlichen Körper vorspielte, stellt in Wahrheit die Wissenschaft
bis heute vor große Hürden: Wie kommuniziert das Gehirn mit der Faust?
Wie lenken Hirnströme Bewegungen? Welche Signale steuern die Motorik?
Die
Ergebnisse dieser Forschung sollen auch Menschen mit
Querschnittslähmungen helfen, bei denen der Kommunikationsstrang im
Rückenmark ja getrennt ist. Führend in der Erkundung der Gehirnsignale
und ihrer Umsetzung in die Bewegung von Prothesen ist das Team um Gernot
Müller-Putz am Institut für Neurotechnologie der TU Graz.
Brain-Computer-Interfaces (BCI) heißt die Methode, bei der die Kraft der
Gedanken die Bewegung von Armen oder Beinen steuern kann. Das gelingt
entweder invasiv mit Elektrochips innerhalb des Gehirns oder nicht
invasiv mit normalen EEG-Hauben, deren 64 Elektroden an der Kopfhaut die
Signale des Gehirns messen. Eine solche schonende Version schaffte nun
eine Weltpremiere: Die Messsysteme können bereits die Absicht für eine
Bewegung erkennen. So bewegt sich die „Neuroprothese“ intuitiv und in
Echtzeit, wenn der Patient oder die Patientin an die ausführende
Bewegung des Arms denkt.
Gefördert von einem ERC-Consolidator
Grant des Europäischen Forschungsrats hat das Projekt also die
Kommunikation zwischen Hirn und Computer auf eine neue Stufe gehoben:
Die Bewegung läuft nicht mehr unnatürlich und umständlich ab.
Zum Einsatz kommen dabei Techniken des Machine-Learnings, die EEG-Artefakte (etwa vom Blinzeln des Auges) automatisch von den Wellen unterscheiden, die für eine gleichmäßige Wischbewegung des Arms notwendig sind. (APA/vers)
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