Sonntag, 16. August 2020

Das Eine Prinzip.

Bernd Kasper, pixelio.de                 aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete...

Ich kann – dies liegt in meinem Denken – von dem einen Prädikate zu dem andern nicht fortgehn, sie nicht zueinander zählen und sammeln, ohne etwas Daurendes, welchem diese Prädikate insgesamt zukommen, voraus zu setzen; es eben gerade durch dieses Denken zu erzeugen: ob ich [es] gleich, eben weil ich es dem Zusammenhange und den Gesetzen des Denkens nach mit Notwendigkeit erzeuge, nicht für mein Produkt ansehe.   _____________________________________________

 

Nota III. -  Arglos unbefangen sage ich jetzt hier dieses und dann dort jenes über etwas aus: So verfährt tagtäglich der normale Angehörige unserer vernünftigen Welt. Er setzt voraus, doch dessen ist er sich nicht bewusst, dass zwischen den Dingen ein Verhältnis von Ursache und Wirkung herrscht. Das ist, was ihm der Sache nach als vernünftig gilt. Fragt man ihn danach, wird er sich gewissernmaßen 'erinnern', dass er es wohl so gemeint hat. 

Der Form nach hat er unterstellt, dass er es beurteilen kann. Fragt man ihn danach, runzelt er missbilligend die Stirn: Das tun wir ja wohl alle! Das ist ihm so selbstverständlich, dass er es anstößig findet, wenn es einer  ausspricht.

Dabei ist das der springende Punkt bei der Vernünftigkeit: dass ich jedem Andern wie vorab schon mir eine prädikative Qualität zuschreibe, die allein es uns möglich macht, in Prädika-tionen überein zu stimmen; oder mir, wie zuvor aus Erfahrung den Andern, eine prädikati-ve Qualität zuschreibe, die allein... usw.

Nähme ich nicht an, dass diese Qualität etwas Dauerndes ist, und zwar in jenen wie in mir, könnte ich mir unter Vernunft nichts vorstellen

Allerdings nehme ich arglos unbefangen an, dass es vor mir und vor ihnen da gewesen ist. Das ist der dialektische Schein, den Vernunftkritik zu zerstreuen hat. 

16. 8. 20


Nota I. - 'Ich muss', wenn ich von einem Urteil zum nächsten übergehe, einen dauernden Urteilenden annehmen; ein Ich. Und wenn Ich ein Urteil ans andere knüpft und dabei der-selbe bleiben soll, muss er annehmen, dass die Gründe für sein Urteilen die einzelnen Ur-teilsakte überdauern. Das ist eine Annahme, die ich voraussetze, sobald ich ans Urteilen gehe; ob ich mir dessen nun bewusst bin oder nicht.

28. 5. 14

Nota II. - Die Gründe, die überdauern und eo ipso die Identität des Ich verbürgen, nenne ich Wahrheit, das Absolute, das Unbedingte, Geltung an sich. Ich mag mir einreden, dass ich an derlei Metaphysik nicht glaube. Doch indem ich urteile, handle ich so, als ob. Und das ist real, was immer ich mir auch einrede.

JE   12. 5. 18

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