Dienstag, 11. August 2020

Reale und ideale Tätigkeit.

Beate Güldner                                                                                                              aus Marxiana

Die Erzeugung der Bedürfnisse ist der "Grund", das Materiale der reellen Geschichte; der "Grund", das Materiale, der 'Stoff' der ökonomischen Formbestimmung ist hingegen die Entscheidung darüber, welches Bedürfnis gelten soll: nämlich in der Gesellschaft. 

Das ist ein faktisches Ereignis, das der "Formbestimmung" zu Grunde liegt: und der "Grund" kommt als solcher im Prozess der Formbestimmung nicht vor - weil er sie ja eben "begründet"; kommt also in der Darstellung der Formbestimmung ebenfalls nicht vor; Formbestimmung = Kategorien.

Also kann der "Stoff" des ökonomischen Prozesses in der "dialektischen", nämlich kategori-alen Darstellung gar nicht auftreten: Er liegt außerhalb ihrer "Grenzen".

Das Erzeugen des Bedürfnisses ist die "reale" Tätigkeit; das Bestimmen, 'was', bzw. 'wieviel' das Befürfnis gelten soll - also nach dem "an-sich"-Setzen des Bedürfnisses sein Bestimmen als ein solches - das ist die reflektierende, die "ideale" Tätigkeit.  

Und in dieser "materialistischen" Darstellung liegt es unterm Auge, dass es sich "in Wirklich-keit" nur um ein und dieselbe Tätigleit handelt: Bedürfnis ist "Wert"-Bestimmung, "Wert"-Set-zung: 'was' ('wieviel') das 'Ding' mir, nämlich meinem Zweck,"wert" ist, aber sobald ich in Ge-sellschaft existiere, 'setze' ich nicht allein: Die "Dinge" sind nun nicht schon "meine"; ich kann sie nur in Gesellschaft aneignen, und meine Zeit ist nicht nur "meine": Auch sie muss ich mir in der und durch die Gesellschaft erst aneignen; ich bin nur mittelbar Eigentümer sowohl der 'Dinge' als auch meiner selbst, d. h. meiner Zeit. D. h. ich bin beherrscht - sei es durch Personen, sei es durch den allgemeinen Zusammenhang zwischen den Personen.


14. 9. 87


Nachtrag. - Der Versuch, die Begriffe des einen philosophischen Systems wörtlich und un-vermittelt in ein anderes philosophisches System zu übersetzen, wird immer ein wenig belu-stigen. Aber wie soll man anders anfangen, wenn man die Vermutung einer logischen Ver-wandtschaft überprüfen will? Es ist ja klar, dass auch die größte Passgenauigkeit gegebenen-falls nur sozusagen gilt; aber das wäre die Spur, die weiter zu verfolgen ist.

20. 11. 16 

 
 
 
 

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