
aus derStandard.at, 25. August 2020 zuJochen Ebmeiers Realien
ErinnerungsdämpferSchwere traumatische Erlebnisse wie Unfälle, Vergewaltigungen oder
Folter haben für die Betroffenen meist noch Jahre bis Jahrzehnte später
schwere mentale Folgen. Die Wissenschaft kennt diese verzögerten
psychischen Reaktionen als posttraumatische Belastungsstörungen. Doch
nicht alle Menschen leiden in gleicher Weise unter diesen Ereignissen.
Manche sind durchaus dazu in der Lage, das Erlebte vergleichsweise gut
zu verarbeiten. Eine Schlüsselrolle spielt dabei ein bestimmtes Gen, wie
nun ein Forschungsteam um Dominique de Quervain von der Universität
Basel zeigen konnte.
In der aktuellen Arbeit warfen die Wissenschafter um de Quervain
einen genaueren Blick auf jene Gene, die an der Signalübertragung des
Stresshormons Cortisol beteiligt sind. Sie bestimmten, wie stark diese
Gene chemisch, durch sogenannte Methylgruppen am Erbgutmolekül DNA,
reguliert werden. Vanja Vukojevic, einer der Erstautoren der Studie,
untersuchte diese DNA-Methylierung bei zwei Gruppen von
Trauma-Betroffenen, nämlich 463 Überlebenden des Bürgerkriegs in Uganda
und 350 Überlebenden des Völkermords in Ruanda.
In beiden
Gruppen hatten jene Personen, die eine stärkere Regulation des Gens
NTRK2 aufwiesen, ein geringeres Risiko, an einer posttraumatischen
Belastungsstörung zu erkranken. Dass umgekehrt das Trauma selbst zu
einer veränderten Regulation dieses Gens führt, konnten die Forschenden
mit großer Wahrscheinlichkeit ausschließen: Es fand sich kein
Zusammenhang zwischen der Schwere des Traumas und der Ausprägung der
DNA-Methylierung, was darauf hindeutet, dass letztere bereits vor dem
Trauma bestand.
Mehrere Grundlagenstudien hatten bereits gezeigt,
dass das NTRK2-Gen bei der Gedächtnisbildung eine wichtige Rolle
spielt. Tatsächlich hatten in der aktuellen Studie Personen mit einer
stärkeren Regulation dieses Gens weniger traumatische Erinnerungen.
Zudem fanden die Forscher, dass der Regulationsmechanismus – also die
DNA-Methylierung am NTRK2-Gen – auch bei einer Kontrollgruppe aus 568
nicht-traumatisierten Personen mit dem Gedächtnis zusammenhängt. So
konnten sich Personen mit stärkerer Methylierung dieses Gens schlechter
an zuvor gesehene Bilder erinnern. Zudem zeigten sie während der
Gedächtnistests eine veränderte Hirnaktivität in den für das Erinnern
wichtigen Regionen.
Die im Fachjournal "Pnas" erschienenen Ergebnisse
legen nahe, dass eine vermehrte Regulation des NTRK2-Gens die
Gedächtnisbildung vermindert. Dadurch graben sich schreckliche
Erlebnisse weniger stark ins Gedächtnis ein, und damit sinkt das Risiko,
an einer posttraumatischen Belastungsstörung zu erkranken. Die
Forschenden hoffen, dass der entdeckte Mechanismus zur Entwicklung neuer
Therapien beiträgt. Diese könnten auch bei einer bereits bestehenden
posttraumatischen Belastungsstörung nützlich sein, indem sie verhindern,
dass die wiederkehrenden schrecklichen Erinnerungen das traumatische
Gedächtnis weiter zementieren. (red.)
Nota. - In den pp. 70er Jahren war es so inkorrekt wie heute der Verzicht auf das Gender-sternchen, im Bereich menschlichen Verhaltens und womöglich des Denkens selbst Verer-bung auch nur für denkbar zu halten. Zwar war im akademischen Raum damals allenthalben materialistische Herleitung gefordert, aber das endete dort, wo es das Standesinteresse der pädagogischen Berufe tangierte: Die Allmacht der Erziehung war unantastbar, denn all die Studierend*innen ahnten längst, wo sie mal ihren Unterhalt finden würden.
Nachdem der nationalsozialistische Abstammungskult in der Adenauerzeit nicht wirklich ausgeräumt worden war, hatte das was für sich. Doch die Landnahme durch die pädagogi-sche Zunft ist längst selbst zu einer Fährnis geworden. Man muss schon wieder achtgeben, dass das Pendel nicht in die andere Richtung ausschlägt. Eben darum muss man der ideologischen Zensur wehren, wo sie sich meldet.
JE
Nota. Das
obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie
der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht
wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen