Sonntag, 16. August 2020

Zu Picasso habe ich auch eine Meinung.

                                   aus Geschmackssachen

Das "Genie der Moderne" hat ihn der Leiter der Kunstredaktion in der Neuen Zürcher ge-nannt, und hat damit voll ins Schwarze getroffen; allerdings in einem ganz andern Sinn, als er denkt. Das Genie der Moderne ist, dass zum obersten Sinnstifter der Markt geworden ist. Seit im Goldenen Zeitalter in Amsterdam ein Kunstmarkt entstand, wird auch in der Bilden-den Kunst der Tausch den Wert bestimmen, aber seine Vollendung fand das erst im zwan-zigsten Jahrhundert, und Blut und Fleisch wurde es in Pablo Ruiz, der früh erkannte, dass er es mit dem Namen nicht weit bringen würde, und sich nach seiner Mutter Picasso nannte.

 
 
Ich nutze die Gelegenheit, einmal zu schreiben, was ich davon halte, und damit soll's auch gut sein.

Dass er gar nicht malen konnte, werde ich nicht sagen, die frühen Pariser Sachen sind ja nicht schlecht, aber eine Jahrhundertbegabung offenbaren sie nicht gerade, weder in Zeich-nung, Farbgebung, Verhältnis der Massen noch gar - in der Motivik. Harlekins und Akroba-ten, na schön. Aber immer wieder? Fällt ihm sonst nichts ein?

Eben: Das ist das Problem. Es ist zeitgenössische Genremalerei, sowas geht beim Publi-kum, das ist nicht zu verschmähen. Das kann einer aufgeben, dem die Bilder nur so in den Kopf schießen und der einen großen gestalterischen Drang hat. Der wird meinen, ums Publikum kannst du dich immer noch kümmern, erst musst du mal wissen, wo's lang geht. Das ist nicht Picassos Fall. Der sichert sich zuerst sein Publikum, wo's lang geht, wird man sehen. Auf jeden Fall muss man interessant sein. Wo ein Deutscher sagt, 'der macht sich wichtig', sagt der Franzose: il fait l'intéressant, zwei Nationalcharaktere kommen da zur Spra-che und machen verständlich, wieso neben den Fauves unsere Expressionisten so bierenst wirken.


Seinen Stil  hat er längst gefunden, was immer sonst geraunt wird: Es ist die Manier. Der Stil arbeitet heraus, worauf es dem Künstler ästhetisch ankommt; das andere kann er vernach-lässigen. Die Manier arbeitet heraus, was dem Publikum auffallen soll. Und wenn es sonst nichts anderes ist als eine andere Farbe, Rosa anstelle von Blau. Das generiert auch gleich eine Marketingkategorie: Rosa Periode, das davor wird ipso facto zur Blauen Periode, wirk-lich intéressant!

 

Die Manier hat freilich - zumal, wenn sie Erfolg hat - den Nachteil, dass bald alle ein Stück davon in der Wohnung haben, und dann muss Neues her. Eine andere Manier eben.

"Die Blaue und Rosa Periode waren die Paravents, hinter denen ich sicher war. Im Schutz meines Erfolgs habe ich tun können, was ich wollte, alles was ich wollte", wird er oben zi-tiert. Aber tatsächlich hat er hinterm Paravent seines Erfolges verschleiern können, dass er in Wahrheit gar nichts wollte; jedenfalls nicht künstlerisch, da war ihm eins so gut wie das andere. Dass der Erfolg mal nur nicht nachließ - das war 'alles, was er wollte'. Und da er früh zu üben begonnen hatte, schaffte er's bis über den Tod. Ist er Risiken eingegangen? Sagen wir mal: Er hat genial gezockt.


 

Dass das alles nichts taugt, werde ich nicht sagen, ich bin ja nicht blöd; manches ist sogar ganz gut, aber das sind nicht unbedingt die berühmtesten Sachen... Doch Furore gemacht hat er mit den immer wieder brandneuen Manieren, damit hat er Epoche gemacht, er hat einen Maßstab gesetzt, und wenn einer verantwortlich ist für den Zustand der Gegenwarts-kunst und für die Erwartungen des Markts, dann ist er es, das konnte kein Avida Dolars ihm streitig machen; Kunst ist Bluff, der sich bezahlt macht.

Dass er der bedeutendste Maler des 20. Jahrhunderts wäre, glaubt ja wohl keiner im Ernst.


 

3. Februar 2019

Nota - Die obigen Bilder gehören mir nicht, ich habe sie im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog JE

 

 

 

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