
Was ist denn nun das Absolute?
– Es ist mein Maß, mehr ist darüber nicht zu sagen; denn wäre es durch
Merkmale zu beschreiben, wäre es nicht absolut, sondern bedingt.
Schon 'mein' Maß ist zuviel gesagt, ich müsste mein in
Klammern setzen: Es ist (mein) Maß. Da ist ein Ungleichgewicht, das
Gemessene kann hier nicht sein ohne das Maß, wohl aber das Maß ohne zu
Messendes. Ich bin ich nur, sofern ich vernünftig bin. Wir gehören enger zusammen als Schuh und Absatz.
Der
persische Sufi Mansur al-Halladsch wurde 922 in Bagdad wegen seiner
Ketzereien ge-kreuzigt; darunter die berühmteste, der Satz: Anâ l-haqq, 'Ich bin Wahrheit.' Das war anma-ßend, doch skandalös wurde es, weil al-haqq einer
der Namen – der einundfünfzigste – Got-tes ist; seinen wahren Namen,
den sozusagen absoluten, dürfen Muslime wie Juden nicht aussprechen.
Sagbar
ist so etwas nur im Moment mystischer Entrückung; die aber steht unter
Meister Eckharts Anweisung: Halt nach dir selber Ausschau, und wo du
dich findest, da lass von dir ab.
Mit theoretischer Philosophie hat das nichts zu tun. Die muss beim Absoluten Halt ma-chen.
Bis hinein kommt sie ebensowenig wie die Kosmologie in den Urknall.
Doch wäh-rend jener eine Hypothese ist und noch nicht alle Hoffnung
vergebens, ist dieses eine Fik-tion.
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